Helmut Dietls Tochter Fini startet durch

München - Ihr Vater ist eine Legende, ihre Mutter ein erfolgreicher Krisen- und Business-Coach. Und doch ging es Fini Dietl (17), die Serafina heißt, aber von niemanden - "außer Lehrern" - so genannt wird, in den letzten Monaten natürlich überhaupt nicht anders als allen Gleichaltrigen.
Fini Dietl: "Die armen Jugendlichen heißt es ja oft. Das finde ich übertrieben"
Sie musste ihr Abitur in Corona-Zeiten machen. Distanzunterricht, Homeschooling - das war auch für Fini monatelanger Alltag. Wobei sie in der AZ gleich klarstellen will: "Die armen Jugendlichen heißt es ja oft. Das finde ich übertrieben. Klar gibt es viele, für die es katastrophal war. Ich habe mich teilweise auch sehr einsam gefühlt, hatte Angst, dass mich meine Freunde vergessen, weil ich mich streng an alle Regeln gehalten habe. Aber die meisten eher verwöhnten Münchner Jugendlichen waren nicht die Hauptleidtragenden. Außer, dass sie nicht im P1 feiern konnten, ging es vielen besser als anderen Altersgruppen."
Jetzt hat Fini ihr Corona-Abi, wie es heute genannt wird, geschafft. Anfang Juli erfährt sie den Durchschnitt. Wobei es in ihrem Fall noch mal anders ist. Die Tochter von Kult-Filmemacher Helmut Dietl († 70; "Kir Royal"), der am Dienstag seinen 77. Geburtstag gehabt hätte, ist auf die Bavarian International School gegangen - und hat somit ihren IB-Abschluss (International Baccalaureate), der wegen ihrer Fächerkombination als Abitur leider nicht in Deutschland anerkannt wird.
Fini Dietl: "Alles dreht sich nur noch um Netflix"
"Dafür im Rest der Welt", so Fini. "Deshalb würde ich am liebsten in Paris, London oder Amsterdam studieren - irgendwas Kreatives. Erstmal lege ich ein Jahr Pause ein, das ich für viele Praktika nutzen will. Von der Anwaltskanzlei bis zum Architekturbüro."
Reizt die Filmwelt sie nicht? "Naja", sagt die aufgeweckte Münchnerin, "das Thema Film ist in meiner Familie sehr stark besetzt. Früher spielte ich mit dem Gedanken, Produktion zu studieren, aber gerade sehe ich - so hart das klingt - wenig Zukunft fürs Kino. Alles dreht sich nur noch um Netflix. Traurig, aber wahr. Selbst 'Monaco Franze' habe ich kürzlich gestreamt. Ich bin froh, dass mein Vater das nicht miterleben muss."
Ihr erstes Praktikum hat sie jetzt schon begonnen. Sie ist verantwortlich für den Instagram-Account von Summer of Purpose (instagram/finisummerofpurpose), ein internationales Live-Event in München (bis 29. Juli) mit namhaften Denkern und Entscheidern, das ihre Mutter Tamara Dietl "co-hostet", wie Fini sagt.
"Da ich ständig auf Instagram bin, mache ich das total gerne." Als Influencerin will sie sich nicht bezeichnen. "Der Beruf wird oft belächelt, ist aber nicht zu unterschätzen. Wer als Influencer arbeitet, hat nie Pause, das ist ein Fulltime-Job, ständig Sachen aus seinem Leben mitzuteilen. Das könnte ich nicht - und würde ich auch nicht wollen. Das Internet vergisst nix, man muss aufpassen, was man von sich zeigt."
Fini Dietl: "Mein Papa passt da oben als Schutzengel auf mich auf"
Wie ihr Vater Social Media finden würde? "Er wäre da total streng." Für seinen Geburtstag am Dienstag hatten Fini und ihre Mutter nichts Spezielles geplant: "Wir haben es so papi-mäßig laufen lassen. Auch davor waren Geburtstage und Todestage von ihm oft chaotisch. Einmal war ich mit meinem Dackel beim Tierarzt, das andere Mal haben wir was von McDonald's geholt, weil die Zeit gerast war. Unsere Nicht-Planung hätte ihm gefallen, weil er nie groß feiern wollte."
Natürlich denkt sie oft an ihren Vater: "Ich habe das Gefühl, er passt da oben als Schutzengel auf mich auf. Wenn es mir mal ganz schlimm geht, denke ich an ihn - dann spüre ich, dass es besser werden wird. Dass er mich beschützt."
Am 15. Juli wird Fini 18. Wie sie den besonderen Jubeltag feiert? Fini: "Im P1, da war ich noch nie bewusst. Nur bei einer Premierenfeier meines Papis, aber da war ich erst elf."