Helmut Berger wird 70: Seine skurrilsten Auftritte

Happy Birthday Helmut Berger! Er galt als Stil-Ikone und schönster Mann der Welt. Dann kam der Absturz mit Alkohol, Drogen und Skandalauftritten. Jüngst hatte er ein Comeback, das ihm auf den Leib geschneidert schien.
von  dpa/AZ
Helmut Berger sitzt am 2.7.2013 in einem Taxi. Weil er keine Einladung hatte...
Helmut Berger sitzt am 2.7.2013 in einem Taxi. Weil er keine Einladung hatte... © dpa

Happy Birthday Helmut Berger! Er galt als Stil-Ikone und schönster Mann der Welt. Mit Luchino Visconti schrieb er in den 1960er und 1970er Jahren Filmgeschichte. Dann kam der Absturz mit Alkohol, Drogen und Skandalauftritten. Jüngst hatte er ein Comeback, das ihm auf den Leib geschneidert schien.

Salzburg – Mittelmaß schien Helmut Berger stets ein Graus. Der österreichische Schauspieler war in den 1960er und 70er Jahren ein Star des europäischen Jet-Sets, feierte in St. Tropez und Monaco rauschende Feste und zierte als „schönster Mann der Welt“ das Cover der Zeitschrift „Vogue“. Der Tod seines Förderers und Geliebten Luchino Visconti warf ihn aus der Bahn. In den Jahren darauf machte Berger mit Alkoholeskapaden, fragwürdigen Talkshow-Auftritten und einem Gastspiel im RTL-Dschungelcamp von sich reden. Kurz vor seinem 70. Geburtstag (29. Mai) gelang ihm jedoch ein bemerkenswertes Comeback.

„Ich weiß nicht, was Moral ist. Ich weiß auch nicht, was Unmoral ist. Ich habe nur mein Gewissen“, sagte Berger einmal in den 1970ern. Damals war er ganz oben, fehlte auf keiner wichtigen Party, hatte angeblich zahlreiche Affären und Liebschaften. In seiner Autobiografie „Ich“ (1998) erzählt er aus dieser exzessiven Zeit.

Doch der Reihe nach: Der Sohn eines Hotelier-Ehepaares wird in der „Kaiserstadt“ Bad Ischl geboren, wächst in Salzburg auf, macht Abitur in einem Franziskaner-Kolleg und geht nach London, um Schauspielunterricht zu nehmen. Später zieht es Berger nach Italien.

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1964 arbeitet er als Filmstatist in Rom, ehe ihn der berühmte und 38 Jahre ältere Regisseur Luchino Visconti, sein späterer Lebensgefährte, entdeckt. 1966 gibt er Berger erstmals einen kleinen Part, bald darauf spielt der Österreicher unter Viscontis Regie seine eindringlichsten Rollen. In „Die Verdammten“ glänzt Berger, in „Ludwig II.“ gibt er den wahnsinnig werdenden Bayernkönig. In „Gewalt und Leidenschaft“ spielt er an der Seite von Hollywood-Legende Burt Lancaster einen provokanten, schönen Jüngling.

1976 dürfte das einschneidendste Jahr in Bergers bewegtem Leben sein: Sein – so sagt er – „Meister“ und „Vaterersatz“ Visconti stirbt, anschließend stürzt Berger ab. Er verfällt dem Alkohol, treibt die Rolle des dekadenten Bohemiens im wirklichen Leben zum Exzess und dreht kaum noch Filme.

In den folgenden Jahren zehrt Berger zunehmend von seiner Vergangenheit, seine beeindruckende Schönheit schwindet, er macht mehr mit Auftritten in Talkshows als mit schauspielerischen Leistungen von sich reden. „Ich bin total versackt“, erklärt er schließlich 1996 in Harald Schmidts damaliger Sat.1-Show.

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Allem Exzess und äußerlichem Verfall zum Trotz bewahrt sich Berger auch im Alter ein Gespür für Ästhetik. Angesprochen auf eine Szene mit Romy Schneider in „Ludwig II.“ schwärmt er: „Das war schönes Kino, da musste man spielen!“

Für rüdes Hollywood-Actionkino hat er hingegen nur Verachtung übrig. Überhaupt, Hollywood: Ende der 1980er Jahre spielt Berger eine Nebenrolle im dritten Teil des Mafia-Epos „Der Pate“ unter Regie von Francis Ford Coppola. Doch mit der US-Filmwelt kann er nichts anfangen, kehrt bald nach Europa zurück. „Ich hasse Hollywood, alles dort, die Plastikwelt, das ganze System. Ich bin Europäer“, sagt er dem „Süddeutsche Zeitung Magazin“ im Interview.

In den vergangenen Jahren lebt Berger schließlich wieder in seiner alten Heimat im Salzburgischen, glanzlos, von 450 Euro Rente im Monat und „Kartoffelsuppe statt Kaviar“, wie er sagt. Er zieht sich etwas zurück, Interviews gibt er nicht ohne weiteres. 2013 verbringt er zwei Tage im RTL-Dschungelcamp. Wegen gesundheitlicher Probleme steigt er jedoch aus.

Kurz vor seinem 70. Geburtstag berührt Berger hingegen noch einmal mit einem eher stillen Auftritt: Zittrig und gesundheitlich angeschlagen zeigt er sich zur Weltpremiere von „Saint Laurent“ auf dem roten Teppich des Filmfestivals von Cannes. Berger spielt darin den Modedesigner in dessen letzten Lebensjahren, melancholisch und von Alkohol- und Tablettensucht gezeichnet. Die Rolle schien Berger auf den Leib geschneidert.

 

 

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