Helene Fischer - der perfekte Star
Schlager-Star Helene Fischer scheint das Erfolgsrezept gefunden zu haben: Ganz Deutschland redet über die 29-Jährige. Wie sie das macht.
Berlin - Wie sich die Zeiten ändern: Wer hätte gedacht, dass eine Schlagersängerin einmal von den Playboy-Lesern zur perfekten Frau Deutschlands gewählt wird. Und das, obwohl sich die Siegerin noch gar nicht für das Männermagazin ausgezogen hat.
Aber es passt: Helene Fischer scheint einfach alles zu gelingen. Auch für den höchsten deutschen Musikpreis Echo – der am 27. März verliehen wird – ist sie mit drei Nominierungen eine der Favoritinnen. Sie ist in der Kategorie Künstlerin Deutschsprachiger Schlager, für ihr Album „Farbenspiel“ und die gleichnamige DVD nominiert.
Helene Fischer und Robbie Williams
Über die 29-Jährige redet ganz Deutschland. Sie wirbt für Haarfärbemittel und Kräuterbutter, singt für Borussia Dortmund und moderiert mit Robbie Williams. „Phänomen“ ist ein Titel von Helene Fischer, und das beschreibt auch ihren derzeitigen Marktwert. „Sie hat und kann viele Sachen, die andere nicht haben oder können“, sagt Schlagerforscher und Kulturwissenschaftler Ingo Grabowsky. „Andere Schlagersängerinnen sind da nur Mitbewerberinnen.“
„Helene Fischer hat eine Stimme weit über dem Durchschnitt. Sie kann sich bewegen und sie sieht gut aus.“ Ist das aber ein Alleinstellungsmerkmal in einer Branche, die die Zuschauer auch in der Voll-Playback-Version begeistert? Einen weiteren Unterschied sieht Grabowsky: „Selbst Menschen, die mit dem deutschen Schlager nichts anfangen können, geben zu: ‚Die macht eine richtige Show.’ Und das können in Deutschland nicht viele.“
Fischer beherrscht ein weites Spektrum
Überhaupt sei das Talent Fischers eher mit dem internationalen Niveau zu vergleichen. Ein Erfolgsrezept: die gesamte deutsche Schlagerbreite, gemischt mit internationalen Hits und Musical-Songs – dazu Akrobatik und professionelle Tanzeinlagen. Das ist ein Spektrum, das nicht nur mehrere Generationen, sondern auch die verschiedensten Musikliebhaber abseits des klassischen Schlagerklientels anspricht.
Eigentlich eine ganz einfache Rechnung: Helene Fischer ist massentauglich. Auch bei seinen jungen Studenten merkt Grabowsky, dass die Russlanddeutsche gut ankommt: „Selbst die hören Helene Fischer.“
Der Peter-Alexander-Effekt
Trotz so viel Einzigartigkeit hat Fischer doch etwas, was schon die ganz Großen der Schlagerszene früher hatten. Grabowsky nennt das den Peter-Alexander-Effekt. Dem Sänger und Schauspieler lagen die Frauen zu Füßen, die Männer fanden ihn sympathisch und sahen keine Konkurrenz in dem Österreicher. So ist es auch bei Helene Fischer: Ihr Aussehen dürfte ihr bei den männlichen Fans nicht gerade schaden, dennoch ist von Neid bei den weiblichen Anhängern nichts zu spüren.
Eine Erklärung dafür hat der Schlager-Experte: „Bei Helene findet keine übertriebene Sexualisierung statt. Sie zeigt zum Beispiel nicht so oft Dekolleté.“ Soll heißen: Selbst bei freizügigeren Outfits bleibt dennoch eine Art Unschuld – auch hier bedient Fischer gleich mehrere Geschmäcker auf einmal.
Fischer und Silbereisen - das Traumpaar
Die Krönung dieser Professionalität: Die Traumfrau des deutschen Schlagers ist liiert mit dem Mann, der jeden Schlager-Gipfel im deutschen Fernsehen moderiert: Florian Silbereisen. Doch ist das nicht selbst für die heile Schlagerwelt alles zu viel der Perfektion? „Keiner ist fehlerfrei“ heißt ein anderer Fischer-Titel. In einem Interview mit der „Zeit“ sagte die 29-Jährige im vergangenen Jahr: „Das bin total ich, ich habe auch meine Macken, die vermeintlich perfekte Helene gibt es ja gar nicht.“
Doch Macken, Fehler oder auch Ecken und Kanten – bei öffentlichen Auftritten bisher nicht auffindbar. Grabowsky beschreibt Fischer als bodenständig, bescheiden und vor allem diszipliniert. Und: „Helene Fischer wurde geschickt von ihrem Management aufgebaut.“ 2005 hatte sie ihren ersten Fernsehauftritt, seitdem wird Helene Fischer geschickt auf dem Bildschirm dosiert und platziert: als Sängerin, Schauspielerin und Entertainerin. Seit 2010 findet sich die Marke Helene Fischer auch beim Deutschen Patent- und Markenamt. Ob vermeintliche Perfektion ein längeres Haltbarkeitsdatum hat, ist auch bei Helene Fischer nicht vorauszusagen. Doch dass Helene Fischer kein nationales Phänomen ist, da ist sich Grabowsky sicher: „Sie hat das Potenzial, international durchzustarten.“