Heiner Lauterbach über das Älterwerden im TV: "Auswahl der Rollen ist geringer"
Heiner Lauterbach gehört zu den berühmtesten deutschen Schauspielern und ist bereits seit den 70er Jahren im Filmgeschäft. Ein idealer Gast also für den "Actors Talk" im Rahmen des Filmfest München. Dort nahm er am Freitag im Amerikahaus gegenüber von Georg Seitz (Bunte-Ressortleiter für Film, Fernsehen und Medien) Platz, um dessen Fragen zu beantworten und über sein spannendes Leben zu plaudern.
Heiner Lauterbach über Alter und Schauspielerei
Das Alter des Schauspielers kommt gleich zu Beginn auf den Tisch: Es geht um seinen runden Geburtstag im vergangenen Jahr. Da wurde Heiner Lauterbach 70 Jahre alt. "Äh, das ist eine Fangfrage, jetzt bin ich ja schon 71", lacht Lauterbach sogleich. Und schon ist er mitten im Thema Schauspieler und Älterwerden. "Das ist das Schöne an unserem Beruf: dass wir so langsam ausgeleitet werden, Schritt für Schritt. Wir Ältere werden noch gebraucht, natürlich ist aber die Auswahl der Rollen geringer, auch im Theater. Ich habe großen Respekt und auch Mitleid mit den Leuten, die mit 67 zu Hause sitzen und nicht wissen, was sie tun sollen." Nein, das stelle er sich nicht schön vor, schüttelt Lauterbach den Kopf. Denn er selbst wolle vor der Kamera und auf der Bühne stehen, solange es geht.
Heiner Lauterbach: Schlechter Schüler, aber gut im Schultheater
Kein Wunder, dass er schon mit elf Jahren wusste, was er werden will: Schauspieler! Seine Mutter habe ihn öfter mal ins Theater mitgenommen. "Da sagte ich zu ihr: 'Ich glaube, ich sitze auf der falschen Seite'", erinnert sich Heiner Lauterbach schmunzelnd. Und: "Ich war immer ein schlechter Schüler, hatte aber einen Lehrer, der mich im Schultheater auftreten ließ und mir ein besonderes Schauspieltalent bescheinigte".
Heiner Lauterbach neuste Serie: "Turmschatten"
Im Talk wurden auch filmische Highlights von Lauterbach eingeblendet. Angefangen von "Kolp" (1984), bei dessen Dreharbeiten er Katja Flint kennen und lieben lernte (die beiden waren von 1985 bis 2001 verheiratet; der gemeinsame Sohn Oscar Lauterbach, 36, ist auch Schauspieler) über seinen Durchbruchs-Film, Doris Dörries Komödie "Männer", aus dem Jahre 1985 mit Uwe Ochsenknecht (der als Überraschungsgast ebenfalls zum Talk vorbeischaute). Bis hin zu "Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997) und zum jüngsten Werk, die heftige, 6-teilige Polit-Thriller-Serie "Turmschatten" (nach einem Roman von Peter Gandl).
"Da spiele ich einen jüdischen Mitbürger, der eine Synagoge bauen will. Neonazis töten seine Adoptivtochter, er nimmt die Täter gefangen, steckt sie in einen Turm und lässt das Volk entscheiden, was mit ihnen passieren soll", fasst Heiner Lauterbach den Inhalt zackig zusammen. "Für uns Filmschaffende ist es wichtig, die Leute zum Nachdenken zu bringen. Das funktioniert durch Spannung. Die wiederum durch Emotionen erzeugt wird", weiß Lauterbach. Und gibt gleich ein paar Tipps: Egal, wen er spiele, er nehme immer die Figur in sich auf, ziehe sie an sich, verkörpere sie. Das nenne man "authentisch", erklärt er. Er selbst möge das Wort allerdings nicht – seit er die Sängerin Lady Gaga mit einer Frisur bis zu Decke gesehen und der Moderator sie als "stets authentisch" bezeichnet habe. "Also nenne ich es wahrhaftig!"
Heiner Lauterbach: Macho und Frauenheld
In jungen Jahren hatte Heiner Lauterbach ein hartnäckiges Image als Frauenheld und Macho. Da darf eine Frage nach seinen "wilden" Zeiten natürlich nicht fehlen: "Also Frauenflüsterer war ich keiner!", erklärt Lauterbach. "Aber ich hatte so ein romantisches Gedicht, das ich mir zu eigen gemacht habe. Das war, als ich bei einer meiner Bekanntschaften morgens aufwachte, die aber selbst schon weg war. Das war dann immer dasselbe, man musste irgendein Briefkuvert finden, auf dem die Adresse stand, damit man wusste, wo man war und ein Taxi dahin bestellen konnte. Während des Wartens fand in ich einer Frauenzeitschrift ein Liebesgedicht. Das habe ich dann eine Zeit lang erfolgreich angewendet. Ja, ich geb's zu, das war eine Jugendsünde", erzählt er und hebt die Hände. Alles in allem sei es eine schöne Zeit in Schwabing mit der Clique um Filmproduzent Bernd Eichinger (†61) gewesen. "Damals waren wir unbeschwert. Und noch jung genug, um unsere dramatische Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht allzu ernst zu nehmen", resümiert Heiner Lauterbach.
Ehefrau und Managerin Viktoria (51), sie sitzt in der ersten Reihe, applaudiert, lacht, filmt und fotografiert begeistert mit. Das libanesische Model hat es geschafft, den ehemaligen Mr. Umtriebig zum Familienmenschen umzumodeln. Seit 2001 sind die beiden glücklich und skandalfrei verheiratet und leben zurückgezogen in einem Bauernhaus am Starnberger See.