Heiner Lauterbach: "Starke Frauen sind was Wunderbares!"

Im Gespräch mit spot on news erklärt Heiner Lauterbach seinen Maßstab für Gleichberechtigung und weshalb er lieber Frauen in poltische Ämter sieht.
von  (ali/spot)

Berlin - Zwei Drittel aller Männer in Deutschland haben die Nase voll vom Thema Gleichberechtigung. Einige fühlen sich sogar schon benachteiligt. 81 Prozent finden, das Bügeln Frauensache sei und für 62 Prozent kommt Teilzeitarbeit nicht infrage. Das hat eine Allensbach-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Bild der Frau" ergeben. spot on news sprach mit "Männer"-Star und Frauenkenner Heiner Lauterbach über sein Verständnis der Emanzipation.

Mit Doris Dörries "Männer" gelang Heiner Lauterbach der Durchbruch. Den Erfolgsfilm gibt es hier

spot on news: Mal ehrlich, Herr Lauterbach: War es früher leichter, ein Mann zu sein?

Heiner Lauterbach: Ich komme nach wie vor ganz gut klar damit. Ich glaube, es gibt noch viele Frauen, die es gut finden, einen Mann zu haben, der sie beschützt wenn's drauf ankommt, zu dem man auch mal aufschauen kann und der ihnen in den Mantel hilft oder die Tür aufhält. Das hat nichts mit antiquiertem Rollenverständnis zu tun, sondern mit Ergänzung unterschiedlicher Veranlagungen. Für mich ist Gleichberechtigung etwas Selbstverständliches, und ich finde es beispielsweise großartig, dass Männer mittlerweile auch Frauen auf Unterhalt verklagen können. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nur mit der Gleichstellung habe ich meine Probleme. Ich finde nun mal, dass Frauen nicht zwingend immer das gleiche tun müssen und sollen wie Männer. Sie können gewisse Dinge in der Regel nicht so gut wie Männer und sollten das akzeptieren, anstatt da mit aller Kraft zu versuchen eine Gleichberechtigung herzustellen. Dafür können sie wieder andere Sachen besser.

Welche?

Lauterbach: Ich finde Frauen sind in der Politik wesentlich besser aufgehoben als Männer, weil sie nicht so vernarrt sind in dieses ganze Kriegsspielzeug. Frauen sind in der Regel weniger martialisch. Bei vielen männlichen Politikern habe ich die Befürchtung, dass sie vor ihrem Waffenarsenal sitzen, wie die kleinen Jungs vor ihren Spielzeugeisenbahnen. Nur spielen dürfen sie damit nicht. Solange Frauen an der Macht sind, kann ich besser schlafen. Trotzdem finde ich es schade, dass es eine Frauenquote geben muss und wenn mir ein Sender was von frauenaffinen Stoffen erzählt, sträuben sich mir die Nackenhaare.

53 Prozent der Männer haben Probleme, Gefühle zu zeigen. Überrascht Sie diese Zahl?

Lauterbach: Nein, denn in emotionalen Angelegenheiten sind Männer nun mal schwächer als Frauen. Da kommt mir zugute, dass ich Schauspieler bin und davon lebe, Gefühle zu zeigen. Aber aus meinem Bekanntenkreis kenne ich das sehr gut. Auch ich bin so aufgewachsen, dass mein Vater mir sagte: "Jungs weinen nicht!". Das ist bei vielen Männern verankert und das ist schade. Da sind uns Frauen überlegen.

Dürfen Männer weinen?

Lauterbach: Wenn ein Mann heult, weil er sich in den Finger geschnitten hat, finde ich das furchtbar. Aber einen Menschen, der zum Beispiel aus Mitgefühl weint, finde ich vollkommen okay. Egal ob Mann oder Frau. Für mich ist das ein Zeichen von sozialer Intelligenz, wenn jemanden bei einem rührenden Film die Tränen kommen, weil das zeigt, dass er sich in andere hineinfühlen kann.

Was hat Sie zuletzt zu Tränen gerührt?

Lauterbach: Der Film "Wie ein einziger Tag" mit Ryan Gossling. Ein wunderschöner Liebesfilm, der für mich spannender ist als die meisten Action-Streifen.

Sind Sie nüchtern sensibler als betrunken?

Lauterbach: Auch im Rausch ist man bis zu einem gewissen Pegel sehr sensibel. Aber natürlich hat man nicht mehr so feine Antennen für seine Umwelt. Ich denke, ich bin heute viel zugänglicher für die Probleme meiner Umwelt, was natürlich meinem Familienleben sehr zugute kommt.

Wie funktioniert Ihr Haushalt? Laut der Studie füllen nur sieben Prozent der Männer die Waschmaschine und nur acht Prozent bügeln. Was davon übernehmen Sie?

Lauterbach: Ich mache ab und zu mal Frühstück und räume mein Geschirr weg, aber ansonsten überlasse ich das Terrain meiner Frau und unseren Angestellten. Obwohl ich das alles drauf hätte. Da ich lange alleine gewohnt habe, kann ich sowohl Staubsaugen, als auch Bügeln, Fensterputzen und Bettenmachen. Aber da bei uns im Haus meist ein halbes Dutzend Frauen rumrennen, muss ich mich da nicht auch noch um den Geschirrspüler prügeln. Außerdem finanziere ich das ganze Unternehmen, was ja auch kein ganz unwesentlicher Beitrag zum Haushalt ist.

Könnten Sie mit der Rolle zurechtkommen, Hausmann zu sein und nicht der Ernährer der Familie?

Lauterbach: Wenn meine Frau Bundeskanzlerin wäre, wäre ich einverstanden. Wenn sie Wolldecken auf Kaffeefahrten verkaufen würde, dann nicht. Prinzipiell fände ich es nicht kastrierend, solange es sinnvoll und einträglich ist. Ich finde, in einer Beziehung sollte jeder das machen, was er am besten kann und im Idealfall ergänzt sich das dann. So wie ich bei uns das Geld verdienen gehe und Vicki dafür sorgt, dass es richtig angelegt wird. Für manchen Mann undenkbar - bei uns Programm.

Was glauben Sie, warum trotz aller Emanzipation immer noch so wenig Frauen in Spitzenjobs mit Top-Gehältern zu finden sind?

Lauterbach: Das hat vielleicht damit zu tun, dass Frauen diese Positionen noch nicht so selbstverständlich ausfüllen. Aber auch damit, dass viele Männer diese Bastionen verteidigen. Es ist aber bestimmt nur noch eine Frage der Zeit, bis sich das ändert.

Mit Hilfe der Frauen-Quote?

Lauterbach: Nicht wenn es nach mir geht. Ich mag weder Frauen-, noch Rentnerquoten, noch sonst welche staatlich gelenkten Vorgaben. In einer gut funktionierenden Demokratie sollte sich das alles von selber regulieren.

64 Prozent der Männer sagen, es reiche jetzt mit der Gleichberechtigung. Gehören Sie auch dazu?

Lauterbach: Nein, für mich waren Menschen immer gleichberechtigt, solange sie ein bestimmtes Kaliber haben. Das hat nichts mit Geschlecht, Rasse, Alter oder Herkunft, sondern viel mehr mit Intelligenz und Herzensbildung zu tun. Idioten sind für mich nicht gleichberechtigt, egal ob sie männlich, weiblich, Bundeskanzler, Briefträger oder Chinesen sind. Ich trage meinen eigenen Maßstab für Gleichberechtigung in mir.

Jeder vierte Mann sagt in der Studie: Ich sehne mich nach den alten Zeiten zurück. Kennen Sie solche Sehnsüchte auch?

Lauterbach: Nein, ich lebe im Hier und Jetzt und mache das Beste daraus. Zumal meine Zeiten nie schöner und besser sortiert waren als jetzt. Es liegt immer an einem selbst, wie man sich seinen kleinen Mikrokosmos gestaltet. Und am Glück natürlich.

Was geben Sie Ihrer Tochter mit auf den Weg?

Lauterbach: Ich gebe ihr ein Maximum an Ausbildung mit und unterstütze ihre Talente. Ich empfand es zum Beispiel als sehr wertvolle pädagogische Lektion, dass Maya unlängst mal einen Film gedreht hat ("V8 - Du willst der Beste sein" derzeit im Kino), weil sie dadurch gelernt hat, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Ich sage meinen Kindern stets, dass sie sich in die Lage ihres Gegenübers versetzen sollen bevor sie urteilen. Generell gilt, dass unsere Erziehung durch Vorleben und nicht durch große Masterpläne funktioniert. Meine Kinder haben von mir beide viel Sinn für Empathie abbekommen.

Behandeln Sie Ihren Sohn anders?

Lauterbach: Da mache ich keinen Unterschied. Außer beim Fußballschauen. Wenn mein Sohn Vito und ich Fußballschauen, dann wissen unsere Mädels, dass sie uns besser in Ruhe lassen. Als meine Frau vor ein paar Tagen mal wieder reinplatzte und fragte, wie es denn steht, meinte mein fünfjährigen Sohn: "Das sagen wir Dir nur, wenn Du uns sagst, wer gerade spielt." Der Junge hat schon Testosteron im Leib. Und das ist gut so.

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