Heidis Mädels sind unheimlich nett
KÖLN - Für Heidi Klum (37) muss das Leben ein ewiger Catwalk sein. Nunmehr schon zum fünften Mal moderiert sie «Germany's next Topmodel». Mit fachmännisch-kühler Billigung begutachtet sie jugendlich gestreckte Leiber und fällt ungerührt ihr Urteil.
«Dein Foto ist leider nicht dabei», lautet der gefürchtete Satz, der den Mädchen Rotz und Wasser in Zwillingsströmen übers Antlitz laufen lässt. Denn das bedeutet, dass man ausgeschieden ist.
Am Montag sprachen die vier Final-Anwärterinnen im Keller der Kölner Lanxess-Arena zur Presse. Nicht Finalistinnen wohlgemerkt, sondern Anwärterinnen, denn bevor am Donnerstagabend um 20.15 Uhr bei ProSieben das Finale vor 15 000 Zuschauern steigt, wird am Mittwoch erst noch ein Mädel ausgesiebt.
Diesmal ist wirklich für jeden was dabei: Eine Schwarze, eine Braune, eine Blonde und noch eine Blonde, die sich aber die Haare rot gefärbt hat. Auch regional ist es ganz hübsch aufgesplittet: Da haben wir Hanna (18) aus Wesel, Laura (23) aus Düsseldorf, Neele (21) aus Dresden und Alisar (22) aus Mattighofen (Bezirk Braunau/Österreich).
Die Typen verteilen sich wie folgt: Hanna macht auf Plaudertasche, Laura ist die Elegante, Neele die Unangepasste und Alisar die zurückhaltend Romantische. Die gebürtige Syrerin zeichnet sich durch einen charmanten österreichischen Akzent aus; eine gewinnende Kombination. Sie kann zum Beispiel sehr hübsch «ankleckern» sagen.
Natürlich sind es wieder vier Mädchen, denen man ansieht, dass sie der Küche nicht viel Ehre antun. Wobei es bei «GNTM» Tradition hat, dies rundheraus zu bestreiten und stattdessen zu schildern, wie offensiv man sonntags Mutters Schweinshaxe zuspricht. Laura, die Dünnste, behauptet kühn: «Ich hab 'n sehr guten Stoffwechsel.»
In den einschlägigen Internet-Foren gilt die laufende fünfte Staffel als die langweiligste von allen, weil ein Zickenkrieg weitgehend ausblieb. Heidi versuchte zwar nach Kräften, Zwietracht zu säen («Wer meinst du sollte als nächstes gehen?»), aber es half nicht viel. Hanna gab bei der Pressekonferenz freimütig zu: «Ich glaube schon, dass es interessanter gewesen wäre, wenn wir uns mal etwas gezankt hätten.»
Die Einschaltquote ist erstmals gesunken. Aktuell liegt die fünfte Staffel bei einem durchschnittlichen Marktanteil von 17,6 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Letztes Jahr waren es noch 23,1 Prozent. Die Quote ist aber immer noch sehr gut für ProSieben, so dass Heidis Vertrag gerade um mehrere Jahre verlängert wurde.
Ein Reporter fragte kritisch nach, warum immer gesagt werde, dass Hanna aus Wesel komme, wo sie doch in Hünxe wohne. Der ProSieben- Sprecher musste daraufhin einräumen, dass man dies mit Absicht getan habe, in der Hoffnung, dass wenigstens Wesel ein paar Leuten bekannt ist.
An manchen Stellen ertappt man sich bei dem Gedanken, was Lena wohl gesagt hätte. Die Antworten der Mädchen - bei «GNTM» spricht man immer nur von «Mädchen» - sind leider so nett und glatt, dass man sie gleich wieder vergisst, wenn man nicht die ganze Zeit mitschreibt.
Am interessantesten ist noch eine Äußerung von Neele: «Man muss nicht dem typischen allgemeinen Schönheitsbild entsprechen, das ist bei Modeln nicht so wichtig», sagt sie. Das hatte man bisher immer anders verstanden. Aber nur gut, wenn die fünfte Staffel noch Überraschungen bereithält.
dpa
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