Heidi Klum: Bitte nicht ansprechen!

Wer von der Ober-Casterin zur Pressekonferenz von „Germany's Next Top Model" eingeladen wird, darf den Mund nur zum Essen öffnen
von  Abendzeitung

Wer von der Ober-Casterin zur Pressekonferenz von „Germany's Next Top Model" eingeladen wird, darf den Mund nur zum Essen öffnen

Pressekonferenzen, auf denen Journalisten nur als Claqueure versammelt sind, aber keine einzige Frage stellen dürfen – das kennt man eigentlich nur von Menschen wie Günter Schabowski und Kim Jong-il. Seit Montag aber auch von Heidi Klum.

„Trinken Sie, fragen Sie“, ermunterte ProSieben-Sprecher Christoph Körfer zwar gleich zu Beginn der Veranstaltung in Giovane Elbers apartem Gastro-Zelt „Do Brasil“. Doch die Medienleute waren bereits vorab informiert worden: Für Heidi gilt das nicht – anschauen, nicht ansprechen!

Dabei war die Ober-Casterin extra nach München gekommen, um die nächste Staffel ihrer Show „Germany’s Next Top Model“ (Start: 12. Februar) zu präsentieren. Über 100 Einladungen an Zeitungen, Zeitschriften und Radiosender wurden verschickt, an Menschen also, die gerne mal eine Frage haben.

Günther Klum greift durch

Kein Wunder, dass sich an diesem Abend bewegende Szenen abspielen: Gestandene Reporter betteln um „O-Töne“, üben sich wortreich in Überredungskünsten, wedeln mit Visitenkarten, prahlen mit Auflagenzahlen. Keine Chance. Günther Klum will es nicht.

Günther Klum – das ist Heidis Vater. Wer mit ihr sprechen möchte, muss es erst mit ihm. Knallhart – und durch seinen rheinländischen Dialekt nur unwesentlich abgemildert – verteilt der Vollbartträger an diesem Abend Absagen wie sonst nur seine Tochter an Mädels über 65 Kilo.

Als eine hartnäckige und gut vorbereitete „Focus“-Mitarbeiterin sich als Heidis „zweitgrößter Fan“ zu erkennen gibt und für ein Interview vorspricht, sagt er auf einmal „in Ordnung“. Schiebt aber sogleich hinterher: „Wenn Heidi aufs Cover kommt.“ Diese Vollmacht hat die Kollegin nicht dabei. Da dürfte „Focus“-Chef Helmut Markwort wohl auch ein Wörtchen mitzureden haben.

„Superkleine" Kandidatinnen und „allerhärteste Sachen"

So lässt Herr Klum, der Menschen in Sekundenbruchteilen auf Nützlichkeit zu scannen scheint, sie stehen und schreitet mit einer blonden Begleiterin davon, die er als „meine neue Freundin“ vorstellt. Ein Scherz – im Trennungsjahr 2008 aber eher ein heikler. Sie sagt, dass sie Wencke heiße. „Das hättest du nicht verraten sollen“, fährt Klum dazwischen.

Dafür darf seine Heidi auf der Bühne später ein paar Worte sagen. Wir erfahren, dass es „superkleine“ Kandidatinnen gegeben habe, ihre Sendung toll sei und „die allerhärtesten Sachen“ verlange.

Dann setzt sie sich an ihren Tisch und isst statt Katjes und Burger Sprossensalat. Der Zwischengang wird nicht am Platz serviert – vielleicht aus Rücksicht auf die anwesenden Ex-Siegerinnen Barbara Meier und Jenny Hof, die es zur süßen Adventszeit ja schwer genug haben.

Roter Gips zum Abendkleid

Barbara hat inzwischen Amberg den schönen Rücken gekehrt und ist nach Neuhausen gezogen, war für eine Jeans-Kampagne aber vor kurzem noch in Los Angeles unterwegs, wie sie berichtet. Vom München aus könne man unkomplizierter reisen, sagt die Rothaarige, die vor zwei Jahren noch etwas spröde wirkte, heute aber strahlend und souverän die Fragen erleichterter Journalisten beantwortet, die jetzt wenigstens ein bisschen in die Notizblöcke kritzeln können.

Auch, dass Vorjahresgewinnerin Jenny, die als Hessin gerne in München shoppt, ihr Abendkleid mit einem knallrotem Gips kombiniert. Ein Treppensturz „aus Schusseligkeit" sei die Ursache für den gebrochenen Zeigefinger. „Ich war nüchtern", betont sie lächelnd. Sechs Wochen muss sie das Malheur bei Auftritten dezent verbergen.

Zum Beispiel, indem sie auf Fotos ihren Arm um den heimlichen Star des Abends legt: den Modelmacher Rolf Scheider, Nachfolger von Bruce Darnell („Das ist der Wahrheit"). In Paris lebend, parliert der 52-Jährige in einer sehr charmanten Mischung aus französischem Akzent und rheinischem Dialekt über „diese Isar“, Champagner als Lebenselixier und seine Jugend in Köln-Nippes.

„Ich habe heute leider kein Foto für dich"

Wie er seine Rolle in der Jury sieht, zwischen Heidi und Peyman Amin („Ich hasse Mundgeruch"), eine Art Bohlen ohne Haare? „Ich bin der Rolf", sagt Rolf. Und damit ist eigentlich alles gesagt. Außer vielleicht, dass er in München nicht ins P1 geht. „Meine Güte, ich bin doch nicht verrückt."

Nach 23 Uhr und ein paar Gläsern führt Rolf der AZ eine Heidi-Klum-Parodie vor. „Ich habe heute leider kein Foto für dich“, imitiert er witzig und gekonnt ihren Standard-Spruch aus der Show. Und verrät: Nenne Heidi ein Mädchen in Entscheidungs-Momenten „wunderschön“, fliege die meist raus.

Klum selbst ist da schon längst durch den Notausgang entkommen.

T. Lokoschat, J. Cosic

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