Heidi Kabel, ein Rückblick
In Hamburg hat man ihr eine Gedenkstatue erbaut und einen Platz nach ihr benannt: Heidi Kabel (1914-2010) war eine der bedeutendsten Theaterschauspielerinnen der Hafenstadt. Am 27. August wäre Kabel 100 Jahre alt geworden. Ein Blick zurück auf ihre einzigartige Karriere.
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Kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs wird Heidi Bertha Auguste Kabel als Tochter eines Druckereibesitzers und einer Hausfrau in Hamburg geboren. Für sie ist eine Karriere als Konzertpianistin vorgesehen. Doch ihr Talent dafür reicht nicht aus. Wie es der Zufall will, begleitet sie 1932 eine Freundin zum Vorsprechen ans Hamburger Ohnsorg-Theater. Statt ihrer Freundin wird Kabel entdeckt und erhält eine Rolle in dem Stück "Ralves Carstens". Von nun an sollte Kabel für stolze 66 Jahre und über 160 plattdeutsche Stücke dem Theater verbunden bleiben.
In den 40er Jahren muss Kabel neben der Schauspielerei zunächst noch Schifferklavier spielen, um ihre Haushaltskasse aufzubessern. Erst als Mitte der 50er Jahre das Fernsehen die Aufführungen am Ohnsorg-Theater bundesweit ausstrahlt, geht ihr Stern richtig auf. Kabel ist fortan nicht nur Bühnen-Star, sondern auch in immer mehr Fernseh- und Kinofilmen zu sehen. Sie avanciert zu einer der beliebtesten Volksschauspielerinnen des Landes und ist darauf stolz. "Für mich ist Volksschauspielerin das höchste Prädikat", lässt sie 1994 im Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" wissen.
Auch privat läuft es bei Kabel rund: 1937 heiratet sie ihren Kollegen Hans Mahler, der zehn Jahre später gar die Leitung des Ohnsorg-Theaters übernimmt und somit wesentlichen Einfluss auf die Rollen seiner Frau hat. Aus der Ehe gehen die beiden Söhne Jan-Rasmus und Heiko sowie Tochter Heidi hervor. Die Geburten ihrer drei Kinder nennt Kabel im Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" als die "glücklichsten" Zeiten. "Daran denke ich oft und gerne zurück". Schwer getroffen habe sie hingegen, "als man mir die Nachricht vom plötzlichen Tod meines Mannes ins Theater brachte", erklärt Kabel im selben Interview. Hans Mahler starb 1970 im Alter von 69 Jahren.
Kabel bleibt dem Ohnsorg-Theater auch nach dem Tod ihres Mannes treu. Erst an Silvester 1998 schließt sich im Alter von 84 Jahren der Bühnenvorhang ein letztes Mal für die Hamburgerin. Fünf Jahre später räumt sie dann auch ihre Wohnung und zieht in eine Seniorenresidenz. Bei Kabel hat die Altersdemenz eingesetzt. Doch vergessen wird die Volksschauspielerin auch dann nicht. 2004 erhält sie den Bambi für ihr Lebenswerk. Es war nach 1989 und 1990 ihr drittes goldenes Reh. Auch im Kino ist sie weit nach ihrem Bühnenabgang nochmal zu sehen: 2007 spielt sie neben Christoph Maria Herbst und Katharina Thalbach in Detlev Bucks Jugendfilm "Hände weg vom Mississippi" ihre endgültig letzte Rolle.
Am 15. Juni 2010 stirbt Kabel 95-jährig in Hamburg an Altersschwäche. Sie wird auf dem Nienstedtener Friedhof in Hamburg in einem Grab neben ihrem Mann beigesetzt. Um der großen Schauspielerin in ihrer Heimat ein Denkmal zu setzen, wird im September 2011 auf dem Hamburger Hachmannplatz eine lebensgroße Bronze-Statue von Kabel enthüllt. Außerdem wird ein Teil des Platzes vor der neuen Spielstätte des Ohnsorg-Theaters in Heidi-Kabel-Platz umbenannt.