Hape Kerkeling wettert gegen Markus Söder: Ministerpräsident würde "radikale Richtung" einschlagen
Sollte man Gendern oder nicht? Diese Debatte wird in der Gesellschaft, aber auch in der Politik, aktuell heiß geführt. Oftmals stürzen sich die Gegner der geschlechterneutralen Sprache darauf und heizen die Stimmung auf. Wie steht Hape Kerkeling zu der Diskussion? Am Donnerstagabend war der Bestseller-Autor, Schauspieler und Komiker zu Gast bei "Maybrit Illner" und hat seine Sicht der Dinge erklärt – mit einer Spitze gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.
Markus Söder pöbelt gegen Gendern: "Haben wir nicht wichtigere Probleme?"
In der Talkshow wurden Szenen des bayerischen Ministerpräsidenten gezeigt, in welchen er Bezug auf das Gendern nimmt und sich darüber amüsiert. "Im Fernsehen wird berichtet: Die Islamist*innen ziehen immer mehr in afghanische Städte ein. Also so richtig viel weibliche Taliban hab ich noch nicht gesehen." Damit nicht genug, wetterte Markus Söder weiter gegen eine geschlechterneutrale Sprache: "Der Angler heißt künftig 'die fischangelnde Person'. Die Muttermilch wird zur 'Menschenmilch' oder 'Elternmilch'. [...] Sorry, haben wir in unserem Land nicht wichtigere Probleme, als solche lächerlichen Ideen?" Dafür erntete der 56-Jährige Applaus und Jubel von seinen CSU-Kollegen im Saal.
"Polemisch" und "radikal": Hape Kerkeling feuert gegen Markus Söder
Hape Kerkeling kann sich mit den Aussagen von Markus Söder nicht identifizieren. Im Gespräch mit Maybrit Illner erklärte er dazu deutlich: "Was Söder da sagt, ist durchweg polemisch und eigentlich auch nicht annehmbar und geht schon in die radikale Richtung." Allerdings ist der Komiker deshalb noch kein Verfechter davon, die Sprache von jetzt auf gleich zu verändern. "Nichtsdestotrotz finde ich, sollte man gemächlichen Schrittes vorangehen bei all diesen Änderungen und versuchen, so viele Menschen wie möglich auf diesem Weg mitzunehmen."
Hape Kerkeling findet veränderte Sprache durch das Gendern "nicht schön"
Beim Thema Gendern tut sich Hape Kerkeling selbst noch schwer und findet es "befremdlich, wenn ich jetzt an jedes Wort ein 'innen' hängen muss." Der 58-Jährige sehe dabei vor allem ein Problem für Zuwanderer, welche die deutsche Sprache lernen müssen. "Denen wollen wir beibringen, dass sie nach einem Doppelpunkt auch noch das 'innen' setzen wollen?", sagt er dazu. Persönliche halte der Komiker eine geschlechterneutrale Sprache, wie sie aktuell praktiziert werde, für nicht praktikabel. "Eine Sprache sollte auch schön sein und ich finde es einfach nicht schön."
Außerdem meint Hape Kerkeling zur Gender-Debatte: "Ich finde es vernünftig, dass wir es ausprobieren. Ob wir dabei bleiben, das wird man sehen. Es schafft Bewusstsein, dass wir viele Jahre eine Diskriminierung von Frauen hatten. Diese Debatte schafft Bewusstsein dafür, dass wir systemischen Rassismus über viele Jahrzehnte hatten. Deswegen ist es gesund und richtig, dass wir diese Debatte führen."
"Widerlich": Wie denkt Hape Kerkeling heute über Horst Schlämmer?
Hape Kerkeling verkörperte viele Jahre - mit großem Erfolg - die Kunstfigur Horst Schlämmer. Heute sieht er seine eigene Karriere auch selbstkritisch. Seine Paraderolle als trinkenden, unangenehmen Lokaljournalist, der Frauen als "Hasen" bezeichnete, würde heute wohl nicht mehr funktionieren, meint Kerkeling. Der Zeitungsreporter Schlämmer mit Überbiss und Schnappatmung ist für Kerkeling der "Prototyp weißer alter Mann". Zurücknehmen würde Kerkeling heute aber nichts, da "das natürlich alles Travestie" gewesen sei und er sich ja in dieser Rolle gerade über den "alten, weißen Mann" lustig machen wollte. Der 58-Jährige sagt aber auch: "Ich glaube, den Menschen würde das Lachen teilweise im Halse stecken bleiben." Manche Witze seien "widerlich" gewesen.
Kerkeling sagt in der Talkrunde außerdem, dass es möglich bleiben muss, dass ein heterosexueller Mann einen homosexuellen Mann oder ein Mann eine Frau spiele. "Das macht den Beruf eines Schauspielers aus." Er finde es auch problematisch, dass in Deutschland lebende Ausländer mittlerweile nur noch akzentlos dargestellt werden dürften, weil man sich sonst dem Vorwurf der Diskriminierung aussetze. "Das geht auf Kosten der Kunst", sagte er. Bei all diesen Änderungen sollte man "gemächlichen Schrittes" vorgehen und versuchen, möglichst viele Menschen mitzunehmen.