Hape Kerkeling kann den Freitod seiner Mutter verstehen

Acht Jahre war Hape Kerkeling alt, als sich seine Mutter Margret das Leben nahm. Heute ist der Entertainer 50, doch das traumatische Erlebnis beschäftigt ihn noch immer fast ungemildert, wie es scheint.
(stk/spot) |
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Nach dem Tod seiner Mutter gab sich Hape Kerkeling den Auftrag, Menschen zum Lachen zu bringen
ddp images Nach dem Tod seiner Mutter gab sich Hape Kerkeling den Auftrag, Menschen zum Lachen zu bringen

Berlin - Als Spaßmacher kennt man ihn, als Ulknudel und Ekel Horst Schlämmer. Doch manchmal kennt Witzigkeit nun einmal doch Grenzen. In der Titelstory des Magazins "Stern" spricht Hape Kerkeling so offen wie nie über seine Kindheit, die geprägt wurde vom tragischen Suizid seiner geliebten Mutter Margret. Auch heute noch, mit 50 Jahren, holt ihn seine Vergangenheit immer wieder ein - auch wenn er in Italien eine "unbelastete Zweitheimat" gefunden zu haben scheint.

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"Nichts erinnert mich hier in Italien an die Erlebnisse meiner Kindheit. An den Freitod meiner Mutter", so Kerkeling, der daraufhin über das traumatische Ereignis erzählt: "Ich war acht und liebte meine Mutter sehr. Sie war humorvoll, stark und selbstbewusst. Zwar immer auch ein bisschen still, aber eben heiter und optimistisch. Bis sich das schlagartig änderte."

Der schicksalshafte Wandel in der Psyche der lebensfrohen Mutter von Kerkeling ereignete sich, als sie sich wegen einer chronischen Entzündung operieren ließ. "Sie musste sich einer komplizierten Operation unterziehen, und bei diesem Eingriff kam es zu einem ziemlich schwerwiegenden ärztlichen Kunstfehler. Sie hat durch die Operation ihren Geschmacks- und Geruchssinn verloren. Das hat meine Mutter ihrem Ende förmlich entgegen getrieben. Unweigerlich. Sie war schwer depressiv, und das Leben wurde im wahrsten Sinne des Wortes sinnlos für sie."

Ein Jahr lang hielt seine Mutter das Leben ohne Geschmack und Geruch aus, dann wählte sie den Freitod. "Im Rückblick kann ich das heute nachvollziehen und sogar verstehen", so Kerkeling. Damals versuchte er hingegen, durch allerhand Albernheiten ihre Stimmung aufzuheitern - durchaus mit Erfolg: "Ich habe ihr beispielsweise in einem geblümten Nachthemd Szenen aus Grethe-Weiser-Filmen vorgespielt. Theo Lingen und Jürgen von Manger habe ich auch imitiert - und sie lachte tatsächlich." Über die Nacht, in der sich das tragische Ereignis abspielte, "kann und will" sich Kerkeling allerdings nicht äußern.

Doch er verdanke dieser "schrecklichen Lernerfahrung" auch seine heutige Lebenseinstellung, stets das Beste aus seinem Leben machen zu wollen. "Ich musste von heute auf morgen erwachsen werden, ohne aber mit den geistigen Fähigkeiten eines Erwachsenen ausgestattet zu sein. (...) Aber ich ahnte als Achtjähriger nach dem Erlebten: Es kann jetzt eigentlich nur noch besser werden. Das hat mich alle beruflichen und auch privaten Niederlagen leichter wegstecken lassen. Welche Bedeutung hat da eine Sendung, die man in den Sand setzt, oder eine miese Kritik?"

Und so gab ihm der Freitod seiner Mutter einen ganz speziellen Auftrag: Menschen zum Lachen bringen: "Ich war leider mit meiner komischen Mission gescheitert, die ich mir unfreiwillig auferlegt hatte, nämlich meine Mutter zu retten. Also habe ich mir vorgenommen, das passiert mir nicht wieder. Wenn ich noch mal humoristisch ansetze, werde ich nicht scheitern, sondern es wird mir gelingen, Menschen, denen es nicht so gut geht, zum Lachen zu bringen." Auftrag erfüllt, Herr Kerkeling.

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