Hans Scheibner ist tot: Kabarettist und Liedermacher mit 85 Jahren gestorben

Am Montag ist Hans Scheibner im Alter von 85 Jahren gestorben. Seine Familie bestätigt das Ableben des Künstlers und spricht auch über die Todesursache.
von  AZ/dpa
Der Hamburger Liedermacher und Kabarettist Hans Scheibner ist tot. Er starb am 23. Mai im Alter von 85 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit.
Der Hamburger Liedermacher und Kabarettist Hans Scheibner ist tot. Er starb am 23. Mai im Alter von 85 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. © imago / Strussfoto

"In den Himmel will ich nicht!", betitelte Hans Scheibner seine Autobiografie, die er im Spätsommer 2016 zu seinem 80. Geburtstag vorgelegt hat. Lebhaft erzählt der Sohn eines kleinen Hamburger Speditionsunternehmers in dem Band, wie es dazu kam, dass er nach einer Verlagslehre und Schritten als Theaterschauspieler jahrzehntelang bundesweit als Satiriker, Kabarettist und Liedermacher Erfolge feierte. Und dabei auch immer wieder politisch aneckte. Nun weilt der Texter von Oldie-Hits wie "Schmidtchen Schleicher" und "Hamburg 75", der Urheber der Satiren-Sendungsreihen "scheibnerweise" (ARD) und "Walther und Willy" (NDR) und Verfasser zahlreicher Bücher womöglich doch auf Wolke sieben.

Todesursache von Hans Scheibner: Daran starb der Künstler

Denn wie seine Familie am Mittwochabend in Hamburg mitteilte, starb Scheibner am Montag (23.5.) im Alter von 85 nach kurzer schwerer Krankheit. Seine größte Zeit hatte der Lästerlyriker in der legendären "Hamburger Szene" der 1970er Jahre. Im Umfeld der Musikkneipe "Onkel Pö" schrieb er Lieder für Meyer's Dampfkapelle, machte Furore mit seinem Song "Ich mag so gern am Fließband stehn" und veröffentlichte Gedichtbände ("Spott zum Gruße", 1974). Mit Scheibners Text zum Gassenhauer "Schmidtchen Schleicher" landete Nico Haak 1976 einen Top-Ten-Erfolg. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der Autor für Gottfried und Lonzo, zwei Protagonisten der "Rentnerband", die Hymne "Hamburg 75" verfasst.

Hans Scheibner: "Das humanistische Menschenbild hat mich begeistert"

Etwas später erschien Scheibners LP "Achterndiek", deren Titellied nicht nur in Brokdorf zum Anti-Atomkraft-Hit geriet. Ein Volltreffer wurde 1979 die Spott-Ballade "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner!", die der Verfasser im Laufe der Zeit um neue, politisch aktuelle Strophen erweiterte. Doch Scheibner sorgte auch immer wieder selbst für Karriereknicks - etwa, wenn er 1985 in der NDR-Talkshow Soldaten mit Mördern verglich. Woraufhin seine ARD-Sendung "scheibnerweise" erst einmal abgesetzt wurde.

Dabei hatte er sein politisches Bewusstsein erst relativ spät entwickelt. "Nach dem Krieg ging es ja zunächst um materielle Dinge. Was politisch dahinter steckte, habe ich erst in den 1960er Jahren bemerkt - auch in Diskussionen mit meinem Vater, der unter den Nazis Soldat gewesen war", erinnerte sich Scheibner im Gespräch zum 80. mit der Deutschen Presse-Agentur. In jungen Jahren habe er radikal nach dem Sinn von Leben und Sterben gesucht. "Ich las Sokrates, Platon, Aristophanes, Lessing, Nietzsche, Kierkegaard. Aus Geldmangel konnte ich nicht studieren, also bildete ich mich allein und fing vorn mit der Antike an", sagte der privat freundlich-verbindliche Scheibner. Und resümierte: "Das humanistische Menschenbild hat mich begeistert - es ging den Autoren ja eigentlich immer um Menschlichkeit."

Trauer um Hans Scheibner: Er hinterlässt eine Ehefrau und vier Töchter

Kirche und Religion hatte der überzeugte Hamburger indes genauso abgeschworen wie später dem zeitgeistkonformen Marxismus. Deshalb erschien er, der gern auch Alltägliches und Zwischenmenschliches (Bühnenprogramm "Wer nimmt Oma?") aufs Korn nahm, den Linken oft zu konservativ und den Konservativen zu links. Doch ist "Zwischen den Stühlen" eine Haltung, die Scheibner schätzte. "Ich mag nicht, was verbittert ernsthaft oder ewig betroffen ist - dicht neben dem Pathetischen liegt ja oft die Komik", sagte der Kabarettist, "zudem darf man nicht vergessen, dass auch die Gegner Menschen sind, die ihre Ideen haben, Verständnis und Mitgefühl verdienen."

Kritisches Bewusstsein und Spaß am Leben schlossen sich eben nicht aus für den Künstler, der seit 1990 in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Petra Verena Milchert verheiratet und begeisterter Vater von vier Töchtern war.

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