Hannes Jaenicke: "Die Klimakrise wird sich verschärfen"

Der Schauspieler und Dokumentarfilmer Hannes Jaenicke setzt sich seit vielen Jahren leidenschaftlich für den Umweltschutz ein. Dass er beruflich auch mal fliegen muss, ist für ihn ein "fauler Kompromiss".
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Hannes Jaenicke (60, "Verloren auf Borneo") engagiert sich seit vielen Jahren leidenschaftlich für den Tier- und Umweltschutz. Als Dokumentarfilmer und Aktivist kämpft er öffentlichkeitswirksam gegen die Ausrottung bedrohter Tierarten und für ein Umdenken in Sachen Klimaschutz. Erst vor Kurzem hielt er eine Laudatio auf das innovative Wasserstoff-Unternehmen Apex Energy Rostock. Dass Jaenicke beruflich trotzdem auch mal ein Flugzeug besteigen muss, ist für ihn im Hinblick auf seine CO2-Bilanz ein "fauler Kompromiss", wie er im Interview erzählt.

Erst im November erklärten Sie in der Talkshow von Frank Plasberg, Corona sei ein Klacks gegen die Klimakrise. Sehen Sie das jetzt mitten im zweiten Lockdown immer noch so?

Hannes Jaenicke: Ja, Pandemien gab es mit trauriger Regelmäßigkeit wie beispielsweise die Pest, TBC oder die spanische Grippe. Sie gingen irgendwann vorbei. Trotz tragischer, massenhafter Verluste an Menschenleben. Die Klimakrise geht nicht vorbei. Im Gegenteil: Sie wird sich verschärfen, wenn wir nicht demnächst handeln, statt immer nur über sie zu reden.

Die Corona-Pandemie hat den ökologischen Fußabdruck der Menschheit in den vergangenen Monaten schrumpfen lassen. Wird die Umwelt von Corona profitieren?

Jaenicke: Es sieht leider nicht danach aus. Im Moment geht es sowohl der Politik als auch der Industrie nur um Restaurationen des Zustands vor der Krise. Nicht um echtes Umdenken oder Reformen. Auch wenn der CO2-Ausstoß vorübergehend gesunken ist. Die Massen an Verpackungsplastik und To-Go-Müll sind beispielsweise dramatisch gestiegen.

Sie setzen sich seit vielen Jahren für Umwelt- und Klimabelange ein. Glauben Sie, dass die Menschen mittlerweile, nicht zuletzt wegen der Friday-For-Future-Bewegung, offener für diese Themen sind?

Jaenicke: Da bin ich mir zumindest in der industriellen Welt relativ sicher.

Glauben Sie, dass E-Mobilität das Klima wirklich retten kann?

Jaenicke: Nein. Sie ist eine von zahlreichen, relativ jungen Technologien, die bei der Reduktion unseres CO2-Ausstoßes und Konsums von fossilen Energien eine Rolle spielen werden. Aber zumindest ist sie Teil einer Lösung für die Luftverpestung und Feinstaub-Belastung in unseren Ballungsgebieten.

Welche Technologien machen Ihnen Hoffnung?

Jaenicke: Geothermie, Wind- und Solarenergie, Osmose, Gezeiten- und Wellenkraftwerke, Ressourcen-Effizienz und -Schonung. Vor allem Wasserstoff ist ein Thema, das gerade ordentlich Fahrt aufnimmt. Im Dezember 2020 durfte ich im Rahmen der Preisverleihung "Macher des Jahres" die Laudatio auf Apex Energy Rostock halten, die seit 2013 an Innovationen rund um Wasserstoff arbeiten und eine eigene Wasserstoffanlage zur CO2 neutralen Versorgung des Standortes Rostock sowie ein eigenes Wasserstoffspeichersystem entwickelt haben. Deshalb habe ich diesen Vorreitern gesagt, dass sie mich für Aktien vormerken sollen, wenn sie dieses Jahr an die Börse gehen.

Als Schauspieler und Umweltaktivist reisen Sie für gewöhnlich viel um die Welt. Wie erleben Sie selbst den Stillstand?

Jaenicke: Ich glaube, ich bin im gesamten Jahr 2020 sechsmal geflogen. Insofern war es für meine CO2-Bilanz und Entschleunigung ein gutes Jahr.

Können Sie es überhaupt mit Ihrem Gewissen vereinbaren zu fliegen?

Jaenicke: Wenn ich nicht mehr fliegen würde, müsste ich meinen Job an den Nagel hängen. Sowohl als Schauspieler als auch als Dokumentarfilmer. Ich weiß, dass es ein fauler Kompromiss ist, beruflich zu fliegen, aber ich mache grundsätzlich einen CO2-Ausgleich und esse seit knapp 40 Jahren weder Fleisch noch Fisch. Das ist mein bescheidener Beitrag bzw. Ablasshandel zum Thema Flugscham und CO2-Bilanz.

Welche Pläne haben Sie sich für 2021 schon gemacht?

Jaenicke: Ich hoffe, im neuen Jahr wieder spielen zu können. Das war im Jahr 2020 praktisch unmöglich. Und ich werde, so Corona es zulässt, eine neue ZDF-Doku zum Thema Massentierhaltung machen. Sie wird "Im Einsatz für die Sau" heißen.

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  • Der wahre tscharlie am 11.01.2021 15:52 Uhr / Bewertung:

    Herr Jaenicke hat vollkommen recht. Die Menschheit muß einfach umdenken, dass es so auf Dauer nicht mehr weitergehen kann.
    Schon jetzt tauen teilweise die Permafrostböden auf und setzen die Gase frei. Die Eisberge schmelzen weiter und der Meeresspiegel steigt. Es werden bisher bewohnte Inseln verschwinden.
    Der Regenwald wird weiterhin massiv abgeholzt. Usw.

  • Wolff am 11.01.2021 09:44 Uhr / Bewertung:

    Ach, Herr Jaenicke, schauen Sie sich doch einfach unser Verhalten in der Pandemie jetzt an. Dann sollte Ihnen eigentlich klar sein, dass diese Welt niemals gemeinsam gegen den Klimawandel handeln wird. Viel zu wichtig sind den Leuten die kurzfristigen egoistischen Interessen...

    Ansonsten warte ich immer noch auf Maßnahmen gegen die weiter wachsenden Überbevölkerung der Welt. Das Klimaproblem ist in weiten Teilen schlichtweg ein Bevölkerungsproblem. Zu viele Leute brauchen Wasser, Nahrung, Wohnraum, Energie - wofür immer mehr Natur (und damit Erholungsressourcen der Erde) zerstört wird und immer produziert und transprotiert wird. Alles im Namen des heiligen stetigen Wirtschaftswachstums. Wie war das mit dem Geld, das man nicht essen kann...?

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