Guttenberg: Neuer Job, neuer Look

Man muss zweimal hinschauen, um ihn zu erkennen: Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wagt sich mit neuem Job und neuem Look wieder ins Rampenlicht.
von  dpa
KT ist zurück: Ohne Brille, dafür mit mehr Haar und ein paar Wohlfühl-Pfunden extra.
KT ist zurück: Ohne Brille, dafür mit mehr Haar und ein paar Wohlfühl-Pfunden extra. © dpa

Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wagt sich wieder ins Rampenlicht. Er tritt als Vertreter einer US-Denkfabrik auf einer Konferenz in Kanada auf. Man muss aber zweimal hinschauen, um ihn zu erkennen.

Halifax  – Gut acht Monate nach seinem Rückzug aus der bundesdeutschen Politik steht Karl-Theodor zu Guttenberg wieder in der Öffentlichkeit – mit neuem Job und neuem Äußeren. Der wegen einer Plagiatsaffäre zurückgetretene Ex-Verteidigungsminister nahm am Samstag als Vertreter einer US-Denkfabrik an einer Sicherheitskonferenz im kanadischen Halifax teil. Auf den ersten Blick war Guttenberg aber nur schwer zu erkennen: Die Haare sind nicht mehr nach hinten gegelt, die Brille fehlt.

Guttenberg sollte gegen Mittag (Ortszeit) auf einem Podium über die Lage der Weltwirtschaft diskutieren. Es ist der erste Auftritt des CSU-Politikers auf der politischen Bühne seit seinem Rücktritt Anfang März. Vor allem zur Plagiatsaffäre um seine Dissertation, die ihn seinen Doktortitel und den Ministerposten kostete, schweigt er seitdem beharrlich. Auch in Halifax äußerte sich Guttenberg zunächst nicht zu dem Thema und mied die wartenden Journalisten. Die Staatsanwaltschaft befasst sich noch mit dem Fall.

Guttenbergs kleine Diskussionsrunde sollte eineinviertel Stunden dauern. Menschenrechtler James Hoge, Vorsitzender von Human Rights Watch, sollte als Gegenüber auf dem Podium auftreten. Das Publikum besteht aus Vertretern von Politik, Militär, der akademischen Welt und den in Nordamerika so verbreiteten Denkfabriken. Insgesamt zählt das diesjährige „Halifax International Security Forum“ rund 300 Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern. Zu den prominentesten Rednern gehören US-Verteidigungsminister Leon Panetta und sein israelischer Amtskollege Ehud Barak.

"Angesehener Staatsmann" - ohne Doktortitel

In der Rednerliste von Halifax wurde Guttenberg – korrekt ohne Doktortitel – als „angesehener Staatsmann“ („Distinguished Statesman“) aufgeführt. Er habe über die Plagiatsaffäre gelesen, sagte Forumsleiter Peter Van Praagh auf Nachfrage. Das sei für ihn aber kein Thema. „Es geht um seine Erfahrung, deshalb wollen ihn die Leute hören“, sagte Van Praagh. „Er war Wirtschaftsminister des größten Landes in Europa und der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt, er war Verteidigungsminister“, führte er aus. „Herr zu Guttenberg besitzt sehr viel Erfahrung, die er teilen kann.“

Für Guttenberg gestaltete sich die Visite in Halifax quasi als Heimspiel. Er war mitsamt seiner Familie im Sommer in die USA umgezogen und lebt nun im Bundesstaat Connecticut vor den Toren der Millionenmetropole New York. Sein neuer Arbeitgeber sitzt in Washington: das Zentrum für Strategische und Internationale Studien CSIS, wo er die transatlantische Zusammenarbeit voranbringen soll. In der Denkfabrik hatte Guttenberg kurz nach seinem Amtsantritt 2009 eine Rede gehalten, und war schon damals weiter zur Sicherheitskonferenz nach Halifax gereist.

Offen ist weiterhin, wann die Guttenbergs nach Deutschland zurückkehren wollen. Seine Frau Stephanie hatte beim Aufbruch gesagt, die Familie werde wieder zurückkehren. In der CSU dürfte Guttenberg nach Äußerungen von Parteifreunden mit offenen Armen empfangen werden.

Guttenberg hatte an der Universität Bayreuth promoviert. Die Hochschule kam vor einigen Monaten zu dem Schluss, dass seine juristische Dissertation zahlreiche fremde Texte ohne ausreichende Kennzeichnung enthielt. Guttenberg wurde der Doktortitel aberkannt. Im Zuge der Affäre waren auch zahlreiche Anzeigen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Urheberrecht eingegangen. Die Staatsanwaltschaft Hof will in Kürze entscheiden, ob sie Anklage erhebt.

 

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