Guttenberg: Er hat sich "verpieselt"
Bayerischer Schlagabtausch auf rheinischer Karnevalsbühne: Philipp zu Guttenberg, der Bruder des gefallenen CSU-Hoffnungsträgers, und Kabarettist Ottfried Fischer haben sich in Aachen ein Wortgefecht geliefert.
Aachen - Eigentlich sollte Guttenberg am Samstag eine Laudatio auf Fischer halten, der mit dem Orden wider den tierischen Ernst ausgezeichnet wurde. Doch der bayerische Pfundskerl erhielt statt Lob auch genügend Häme und Spott. „Mit hübschem, eigenem Schuldregister schimpft man nicht über Ex-Minister“, reimte Guttenberg in Richtung Fischer. Der Narrenkäfig in Aachen sei für den neuen Ordensritter extra verbreitert worden, „damit er hier nicht vorerst scheitert.“ Mit seiner Leibesfülle könne er selbst einen 19-Zoll-Bildschirm belegen. Gelächter im Saal.
Griechische Tragödie
Der Adressat konterte mit Schleichwerbung: „Ich bin der legitime Ritter-Sport – quadratisch, praktisch, gut.“ In der Politik müsse statt Schönheit wieder Glaubwürdigkeit Vorrang haben. Guttenberg sei eigentlich ein Stoff, aus dem griechische Tragödien geschrieben würden, ätzte Fischer.
Weder der Schauspieler noch der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer nahmen ein Blatt vor den Mund. Da gingen manche Sprüche auch unter die Gürtellinie.
Ursprünglich sollte der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Rede auf Fischer halten, doch er schickte wie im vergangenen Jahr seinen Bruder auf die Bühne. So blieb ihm das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen mit Fischer („Der Bulle von Tölz“, „Pfarrer Braun“) erspart.
Hat Guttenberg etwa Angst bekommen? Immerhin hatte der 58-jährige Fischer schon im Vorfeld vollmundig erklärt, „KT“ hart angehen zu wollen. „Verpieselt hat er sich, gefloh'n – ist unser fränkischer Baron“, rief am Samstag selbst sein eigener Bruder in den Festsaal. Und knüpft sich dann den neuen Stil Guttenbergs vor: „Ja, er ist weg, das Haar ganz kraus, gerupft und struppig sieht er aus.“
Trotzdem hinterließ der „große“ Guttenberg seine Spuren. „Er hat nicht ab- doch mitgeschrieben, man merkt's am schwurbeligen Stil“, verteidigte Philipp zu Guttenberg, der sich als „Plagiat“ seines Bruders bezeichnete, die Wortwahl seiner Rede.
Letztlich beendeten die beiden Bayern ihren Ausflug in die Karnevalshochburg mit versöhnlichen Worten. Die in vielen Teilen auch harmonische Laudatio habe ihn gerührt, sagte Fischer. Und Guttenberg hat Fischer so gern, dass er ihn am liebsten als Landesvater in der Politik sehen würde. „Mit scharfem Wort', verbalem Schwert – ein Tor, wer vor Dir aufbegehrt.“