Guru im Heustall

Lagerfeld macht Land zum Trend und lässt seine Models in Paris über einen Heuboden laufen, mit Kollegen im Stroh tollen und - als i-Tüpfelchen - Lilly Allen die Pariser Modewelt rocken.

Ein Exzentriker vor dem Herrn, dieser schlohweiße Kauz, der mit seinen fingerlosen Handschuhen in die schillernde Blase der Prêt-à-Porter-Schauen piekst.

Karl Lagerfelds Defilee ließ die Pariser Hochglanzwelt jetzt fade verblassen.

In Heuhaufen tollten die Models, streunten um eine hölzerne Scheune, wälzten sich mit Zauselhaaren genüsslich im Dreck, lagen mit laszivem Blick im Stroh – statt wie aufgezogen über Stege zu marschieren. Darunter war auch Baptiste Giabiconi, bestbezahltes Männermodel, Lagerfelds Muse. Den 19-jährigen Franzosen könnte sich der kinderlose Designer als seinen Erben vorstellen, sagte er kürzlich.

Kurz vor Schluss der Show öffnet sich der Boden, um aus verborgenen Tiefen eine Bühne in die ländliche Szene zu fahren. Darauf: Lilly Allen, im Glitzermini singend.

Im Chanel-Muff erscheint R’n’B-Prinzessin Rihanna zum Zuschauen, über und über behängt mit Ketten. Das Accessoire schlechthin zur Stroh-Show ist ein anderes: Eine große schwarze Sonnenbrille, wie der Guru selbst, Lagerfeld, sie trägt. Der sonst so scheue Prince erscheint hinter dunklen Gläsern, für echt royalen Touch bei originell-Chanel sorgt das Erscheinen von Thailands Prinzessin Siriwanwaree Nareerat. Gut gelaunt kommt John Lennons Sohn Sean daher, und Claudia Schiffer im Chanel-Jäckchen findet lobende Worte für die Kollektion: glockige Mini-Röcke, Stoffblüten, Puffärmel, Perlenbesätze, Tweed und Leinen; inspiriert vom Landsitz der französischen Königin Marie Antoinette.

L. Kaufmann