Gunter Sachs: Gruppensex mit Rosemarie Nitribitt?

Ihr gewaltsamer Tod machte sie zu einer Berühmtheit, deren Schicksal gleich mehrfach verfilmt wurde. Nun kommen über 56 Jahre nach der Ermordung von Rosemarie Nitribitt neue Fakten zu dem Verbrechen an die Öffentlichkeit.
von  (ln/spot)
Die Schauspielerin Nina Hoss als Rosemarie Nitribitt in dem Film "Das Mädchen Rosemarie" aus dem Jahr 1996
Die Schauspielerin Nina Hoss als Rosemarie Nitribitt in dem Film "Das Mädchen Rosemarie" aus dem Jahr 1996 © imago stock&people

Sie war die bekannteste Prostituierte der deutschen Nachkriegszeit, und ihr gewaltsamer Tod machte sie zu einer Berühmtheit, deren Schicksal gleich mehrfach verfilmt wurde. Nun kommen über 56 Jahre nach der Ermordung von Rosemarie Nitribitt neue Fakten zu dem Verbrechen an die Öffentlichkeit.

München - Das traurige Ende der Prostituierte Rosemarie Nitribitt (1933-1957) bleibt bis heute ein Rätsel: Laut Polizeiprotokoll wurde am 1.11.1957, gegen 16.30 Uhr, die "Prostituierte Rosemarie N: in ihrer Frankfurter Zweizimmerwohnung" erdrosselt aufgefunden. Der Mord war mutmaßlich drei Tage zuvor begangen worden. Jetzt berichtet "Focus Online", dass 22 Aktenordner der Polizei, die bislang unter Verschluss waren, "auf Grund eines Ermittlungsverfahrens wegen Aktenunterschlagung der Staatsanwaltschaft Frankfurt entdeckt" wurden. Das Magazin zitiert daraus Aussagen von prominenten Tatverdächtigen und Zeugen.

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Demnach habe auch der Industrieerbe Gunter Sachs (1932-2011) die Nitribitt auf einer Party des Milliardärs und Industriellen Harald Quandt (1921-1967) kennengelernt und sie anschließend nach Hause gebracht. Dort habe er mit ihr und einer Freundin zu dritt Sex gehabt. Den Unterlagen zufolge soll auch Harald Quandt, der 1967 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, geschlechtliche Beziehungen zur Nitribitt gepflegt haben.

Als eigentlicher Tatverdächtiger geriet gemäß der Protokolle der Krupp-Erbe Harald von Bohlen und Halbach (1916-1983) ins Visier der Ermittler, berichtet die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", die aus den Polizeiakten ein e-book veröffentlicht hat. Von Bohlen und Halbach, ein jüngerer Bruder des letzten Krupp-Besitzers Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, habe zu Rosemarie Nitribitt eine regelrechte Beziehung unterhalten und sie mit Geld und Geschenken überhäuft.

"Mein liebes Fohlen", so soll er die Prostituierte genannt und ihr Briefe und Gedichte gewidmet haben. Die junge Frau habe ihn bedrängt, mit ihm in den Urlaub zu fahren und sie zu heiraten, was der auf sein Ansehen bedachte Krupp-Erbe abgelehnt und geantwortet habe, dazu müsse man "auf den Mond fahren". Kam es deswegen zwischen den beiden zu einem tödlichen Streit?

Den Polizeiunterlagen zufolge, wurde am Tatort eine Flasche Rotwein aufgefunden, die einen Teilabdruck der linken Hand von Harald von Bohlen und Halbach trug. Doch die Essener Haushälterin des Millionärs hat ihm ein wackliges Alibi gegeben, das die Ermittler offensichtlich zufrieden stellte.

Später soll sich ein gewisser Heinz Pohlmann, ein Bekannter von Rosemarie Nitribitt und weiterer Tatverdächtiger, mit einem Brief, der als Erpressung verstanden werden muss, beim Krupp-Generalbevollmächtigten Berthold Beitz (1913-2013) gemeldet haben. In dem Schreiben heißt es, dass er "vor einem Nichts stehe und die Auslandspresse und Film mir Angebote macht, mit wenig schönen Dingen Geld zu verdienen... Diese Leute wollen jetzt von mir Namen und mehr erfahren, um so mit einem Skandal ihre Geschäfte zu machen."

Er, Pohlmann, wünsche sich aber nur Ruhe und dabei könne ihm Beitz "im Interesse Ihres Hauses helfen". Laut "WAZ" sollte diese "Ruhe" 250.000 Mark kosten. Beitz gab später zu Protokoll, dass die Summe nicht gezahlt wurde.

1960 wurde Pohlmann aus Mangel an Beweisen freigesprochen, Rosemarie Nitribitt getötet zu haben. Der Mord an ihr ist bis heute ungesühnt.

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