Grit Boettcher feiert Geburtstag: Eine neue Liebe? Also bitte! Ich bin jetzt 80

Grit Boettcher ist die Grande Dame aus Film, Fernsehen und dem Boulevardtheater. Heute wird sie 80 und spricht mit der AZ über ihr Leben.
von  Kimberly Hoppe
Publikumslieblinge: Grit Boettcher und Harald Juhnke Ende der 70er in "Ein verrücktes Paar".
Publikumslieblinge: Grit Boettcher und Harald Juhnke Ende der 70er in "Ein verrücktes Paar". © ZDF

Grit Boettcher ist die Grande Dame aus Film, Fernsehen und dem Boulevardtheater. Am Freitag wird sie 80 und spricht mit der AZ über ihr Leben.

Sie stand – und tanzte – schon früh auf eigenen Beinen. Grit Boettcher besuchte als Kind eine Ballettschule, modelte als Jugendliche und wurde von Regisseur Viktor de Kowa entdeckt. In den 70ern wurde Grit zum Hit – „Ein verrücktes Paar“ mit Harald Juhnke machte sie zum bundesweiten Publikumsliebling. Nach vielen Film-, TV- und Theater-Erfolgen und zwei Ehen lebt Grit mit den Kindern Nicole und Tristan und Chihuahua Emily in der Nähe von München. Am Freitag feiert sie ihren 80. Geburtstag.

AZ: Frau Boettcher, ist die 80 für Sie nur eine Zahl – oder steckt mehr dahinter?
GRIT BOETTCHER:
Angst macht sie mir nicht, aber der Geburtstag bringt einige Gedanken mit sich – und auch Kummer.

Warum?
Weil alles so endlich geworden ist. Andererseits schau’ ich an mir runter und denke: Ach, für 80 schaut doch alles gut aus.

Aber hallo. Sie wirken fitter als viele Unter-80-Jährige.
Das liegt auch an Emily, meinem Chihuahua. Manchmal versuche ich, mit ihr zu joggen, da wird sie denken: Oh je, was will die Alte!? Ich hüpfe auch gern beim Gassigehen, summe „Lalala“ – wie damals als junges Mädel, als das Tanzen für mich eine Art Alltagsflucht in der Nachkriegszeit war – und, naja, was soll ich sagen: Nach drei Sprüngen reicht’s mir. Aber immerhin.

Wovor haben Sie Angst?
Man wird im Alter ängstlicher. Angst macht mir, dass die Zipperlein, die ich früher schon hatte, jetzt nicht mehr so leicht weggehen. Aber ich probiere, optimistisch zu bleiben.

Beten Sie?
So was in der Art, ja. Es geht in Richtung Meditation.

Kein rauschendes Fest zum Geburtstag

Gibt’s zum Geburtstag ein großes Fest?
Nein, nix. Ich befinde mich mit meiner Autobiografie im Endspurt. Zum Feiern fehlt mir die Zeit. Dafür werde ich den Menschen Erlösung bringen.

Wie bitte?
Na, den Regen. Hoffentlich. Nach den extrem heißen Tagen soll es an meinem Geburtstag deutlich kälter sein – und regnen. Das ist mein Geschenk an Menschen, Tiere, Pflanzen.

Haben Sie unter der Hitze gelitten?
Ja, schon. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals so lange so heiß war.

Wünschen Sie sich manchmal liebe Freunde und Kollegen zurück?
Es sind so viele gestorben. Harald Juhnke, Sigi Rauch, Klaus Wildbolz, Günter Pfitzmann oder Wolfgang Rademann – das macht mich sehr traurig. Sie alle haben Lücken hinterlassen, die lassen sich nie wieder schließen. Ich spüre: Der Tod ist nah. Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich Harald oder Sigi anrufen will. Reden, sich austauschen, wie früher. In meinen Gedanken bleiben sie lebendig.

Ist es schlimm, dass wir über den Tod reden?
Es ist schrecklich, aber der Tod gehört dazu. Ich hoffe, ich schlafe irgendwann einfach ein oder falle wie Udo Jürgens beim Spaziergang um.

Kommen wir zu schöneren Themen.
Meinen Kindern?

Zum Beispiel. Sie wohnen in einem Mehrgenerationenhaus mit Ihrer Tochter Nicole und Ihrem Sohn Tristan. Sind die zwei der beste Jungbrunnen?
Es hält auf jeden Fall wach und munter, dauernd ist etwas los. Wir alle haben eine eigene Haustür, aber meine steht immer offen.

Ist noch Platz für einen neuen Mann? Eine neue Liebe?
Um Himmels Willen, das fragen Sie doch nicht ehrlich.

Und ob.
Also bitte! Ich bin jetzt 80. Mit diesem Thema habe ich abgeschlossen.

Grit Boettcher: Ausgenutzt von Ex-Männern?

Ist die Liebe nicht alterslos?
Hmm. Ich hatte tolle Männer in meinem Leben. Was mir aufgefallen ist: Bei manchen Berichten über mich heißt es gern, ich sei von den Männern ausgenutzt worden. Nein, falsch. Bis auf einen. Aber mit allen anderen waren es schöne Zeiten, es muss ja nicht alles immer ewig sein. Wenn es vorbei ist, muss man abschließen können.

Vielleicht hat diese sehr selbstbewusste Art von Ihnen vor allem früher manch einen irritiert?
Mag sein. Ich habe auch immer viel gearbeitet, mein eigenes Geld verdient, wollte unabhängig sein. Meine Tochter Nicole sagt gern, ich soll doch mit ihr mal nach Mallorca fliegen oder zu dieser einen Party gehen. Aber ich brauche weder Urlaub noch Feste und genieße es, auch mal Nein zu sagen. In meinem Leben war immer so viel Trubel. Unter vielen Menschen werde ich einsam, da kann ich gleich daheim bleiben. Senile Weltflucht nenne ich das. Das hat nix mit dem Alter zu tun, das hatte ich schon mit 40.

Während die Kollegen einen trinken gegangen sind, gingen Sie ins Bett?
Ich habe nie geraucht und trinke höchstens mal ein Bier mit Wasser verdünnt.

"Von Botox lasse ich die Finger"

Sie sind nie abgestürzt noch abgehoben – wie das?
Selbst von Botox lasse ich die Finger. Das wäre mir auch viel zu teuer. Meine einzige Droge ist die Liebe des Publikums.

Tut es weh, wenn die Rollenangebote weniger werden?
Nö. In meinem Alter gibt es kaum Rollen. Mein Grundsatz lautet: einverstanden sein. Ich bin den Berg raufgeklettert, war ziemlich lange da oben auf der Spitze – und jetzt geht es langsam nach unten.

Sie klingen so wunderbar unverbittert.
Das war mir immer wichtig. Nicht verbittert werden, nicht jammern. Das Leben ist zu schön dafür – und zu kurz.

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