Golden Globe Awards: Trophäen für Renée Zellweger und Joaquin Phoenix

Renée Zellweger und Joaquin Phoenix gewinnen bei den Golden Globes als beste Hauptdarsteller eines Dramas. Die Streamingdienste warten Loser.
von  Adrian Prechtel
US-Star Renée Zellweger mit ihrem Golden Globe Award
US-Star Renée Zellweger mit ihrem Golden Globe Award © imago images/UPI Photo

Renée Zellweger und Joaquin Phoenix gewinnen bei den Golden Globes als beste Hauptdarsteller. Aber bei den 77. Golden Globe Awards gab es auch Überraschungen.

Anscheinend muss man in Hollywood, um befreit von der Verkrampfung der politischen Korrektheit Spaß zu haben, Europäer einladen. Zwar war das Buffet der 77. Golden Globes-Gala korrekt vegan, dafür hatte der britische Moderator Ricky Gervais umso mehr Biss: soviel, dass einige Stars die Gesichter verzogen – und die Gastgeber: Über die Golden Globes stimmte nur eine kleine Gruppe von weniger als 100 Journalisten des Verbands der Auslandspresse in Hollywood ab. Denen bescheinigte ihr Show-Gastgeber Gervais Ignoranz: „Zum Glück kann die Hollywood Foreign Press Association kaum Englisch und sie haben keine Ahnung, was Twitter ist.“ Dieser schnelle sozial-mediale Kommentardienst lief bei soviel Tiefschlägen natürlich zu Hochform auf. Denn es ging gleich gut weiter: „Es war ein großes Jahr für Pädophilie-Filme. ,Surviving R. Kelly’, ,Leaving Neverland’, ,The Two Popes’, sagte Gervais zu Filmen über R. Kelly, Michael Jackson und die Katholische Kirche.

Krasse Moderation von Ricky Gervais watscht alle ab

Als da schon einige unwillig zu raunen begannen, bekamen sie zu hören: „Ist mir egal. Mund halten!“ Womit der 58-Jährige seine harte, austeilende, schwarzhumorige Linie bei seiner fünften Globes-Moderation vorgab.

Da es bei den Golden Globes auch Auszeichnungen für TV- und Streaming-Serien gibt, bekam auch der Großkonzern Apple eins drauf: Zur Serie „Morning Show“ des Streamingdienstes Apple+ läuft, bemerkte Gervais: „Ein fantastisches Drama darüber, wie wichtig es ist, das Richtige zu tun! ... gemacht von einer Firma, die in China Sweatshops betreibt.“ Apple-Vorstandschef Tim Cook wahrte im Saal des Hilton in Beverly Hills gute Mine. Gervais ergänzte in Richtung der anwesenden Schauspieler und Produzenten: „Die Unternehmen, für die ihr arbeitet: Apple, Amazon, Disney... Wenn ISIS einen Streamingdienst starten würde, würdet ihr genauso euren Agenten anrufen.“

Netflix enttäuscht. Es lebe das Kino! 

Erwartet worden war, dass in diesem Jahr ganz besonders Streamingdienst-Produktionen abräumen und so Major-Studios Angst einjagen würden. Mit 17 Filmnominierungen lag Netflix weit vor klassischen Hollywoodstudios. Das Scheidungsdrama „Marriage Story“ war mit sechs Gewinnchancen Favorit, Martin Scorseses Mafia-Epos „The Irishman“ hätte fünf Mal Gold holen können.

Doch es kam anders. Scorsese und sein starbesetztes Mafia-Meisterwerk gingen leer aus. Und nur eine einzige goldglänzende Weltkugel sprach der Verband der Auslandspresse „Marriage Story“ zu: für Laura Derns überzeugende Nebenrolle als brutal gerissene Scheidungsanwältin.

Der Brite Sam Mendes zeit es allen mit "1917" 

Stattdessen triumphierte der Brite Sam Mendes mit seinem Kriegsdrama „1917“: Er gewann in der wichtigsten Sparte „Bestes Drama“. Der Film von Universal Pictures folgt – knapp zwei Stunden fast ohne Schnitte – zwei britischen Soldaten an einem Tag des Ersten Weltkriegs durch Schützengräben und über Schlachtfelder.

Er hoffe, dass viele diesen Film auf der großen Leinwand sehen werden, sagte Ex-„Bond“-Regisseur Mendes: ein weiterer Seitenhieb auf Netflix, dessen Werke immer nur eingeschränkt ins Kino kommen: nur in soweit, wie es die Oscarrichtlinien und die Teilnahme an großen Filmfestival-Wettbewerben erfordern.

Quentin Tarantino ist der letzte Autorenfilmer

Der größte Abräumer des Abends war dann auch eine Hommage an das alte Studiosystem Hollywoods der 60er Jahre: Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“. Tarantinos neunter Spielfilm bekam den Preis für das Drehbuch und für Nebendarsteller Brad Pitt sowie „Beste Komödie“. Brad Pitt spielt darin den lässigen Kumpel und Stuntdouble eines abgehalfterten Westernstars (Leonardo DiCaprio). Alles spielt vor dem Hintergrund der Hippie-Revolution und der Mordserie des Sektenführers Charles Manson, was der Komödie auch eine dunkle und am Ende splatterhafte Wendung gibt.

Biografisches stand bei den Globes ebenfalls hoch im Kurs. Zwei Globes gingen an den Musikfilm „Rocketman“ über das Leben des Sängers Elton John. Mit rosaroter Sonnenbrille nahm die Pop-Ikone die Trophäe für den besten Filmsong entgegen. Taron Egerton, der im Film die Elton-John-Hits selber sang, war „Bester Hauptdarsteller Komödie/Musical“. Regie hatte Dexter Fletcher, der schon vor einem Jahr mit „Bohemian Rhapsody“ Rami Malek als Freddie Mercury zu einem Globe und Oscar verhalf. Und diesmal gewann Renée Zellweger den Preis als Beste Darstellerin in der Kategorie „Drama“, auch wenn sie als Judy Garland im Film „Judy“ auch selbst singt.

Joaquin Phoenix geht klar auf den Oscar zu

Joaquin Phoenix, der für seine Rolle in dem verstörenden Thriller „Joker“ den Globe als bester Drama-Darsteller gewann, packte eine ganze Palette von drängenden Anliegen in seine emotionale Dankesrede: von veganer Ernährung bis zum Klimawandel. Auch die Feuerkatastrophe in Australien bewegte die Stars in Hollywood. „Die Tragödie in Australien basiert auf dem Klimawandel“, ließ Russell Crowe bei der Preisverleihung in einer Botschaft mitteilen. Wegen der Buschbrände war er nicht angereist. „Wenn ein Land vor einer Klima-Katastrophe steht, stehen wir alle vor einer Klima-Katastrophe“, betonte auch Cate Blanchett auf der Globe-Bühne.

Dagegen setzte Moderator Ricky Gervais ein Gegengewicht, als er der Abgehobenheit des Hollywood-Lebens eine Watschn gab: „Ihr seid nicht in einer Position, in der ihr die Öffentlichkeit über irgendetwas belehren könntet. Ihr wisst nichts über die wahre Welt. Die meisten von euch haben weniger Zeit in der Schule verbracht als Greta Thunberg.“

 

Den Soundtrack zu "Judy" mit Golden-Globes-Gewinnerin Renée Zellweger können Sie hier streamen

Die erwarteten Gewinner

Die US-Stars Renée Zellweger (50) und Joaquin Phoenix (45) wurden als beste Hauptdarsteller in einem Drama geehrt. Zellweger bekam ihre Auszeichnung für die Darstellung der US-Ikone Judy Garland im Biopic "Judy". Phoenix brillierte in der Comicverfilmung "Joker".

Taron Egerton (30) wurde als bester Hauptdarsteller Musical/Komödie für seine Darbietung im Elton-John-Biopic "Rocketman" ausgezeichnet. "Once Upon a Time... in Hollywood" sahnte gleich mehrmals ab: als beste Musical/Komödie, für das beste Drehbuch (Quentin Tarantino, 56) und mit Brad Pitt (56) als bestem Nebendarsteller Musical/Komödie.

Die Überraschungen

Dass der Antikriegsfilm "1917" (dt. Kinostart: 16. Januar) als bestes Drama und dessen Regisseur Sam Mendes (54) für die beste Regie ausgezeichnet wurden, überraschte. Außerdem schrieb Rapperin Awkwafina (31) Geschichte, indem sie als erste Darstellerin asiatischer Abstammung den Golden Globe Award in der Kategorie beste Hauptdarstellerin (Musical/Komödie) gewann; ausgezeichnet worden war sie für ihre Rolle in "The Farewell".

Und auch die Streamingdienste schnitten anders ab als erwartet. Netflix konnte beispielsweise nur wenige der insgesamt 34 Nominierungen in Preise ummünzen. Eine Preisträgerin war die britische Schauspielerin Olivia Colman (45), die für ihre Rolle in "The Crown" (seit 2016) als beste Hauptdarstellerin einer Dramaserie gekrönt wurde. Einen weiteren Netflix-Erfolg zog Schauspielerin Laura Dern (52) als beste Nebendarstellerin in der Tragikomödie "Marriage Story" an Land.

Weitere Preisträger

Der Preis für die beste Filmmusik ging an Hildur Guðnadóttir (37) für den "Joker". Der beste Filmsong wurde "(I'm Gonna) Love Me Again" aus "Rocketman" von Elton John (72).

Als beste Dramaserie konnte sich "Succession" durchsetzen; Hauptdarsteller Brian Cox (73) gewann ebenfalls. Die beste Serie (Komödie/Musical) ist "Fleabag". Auch hier gewann Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge (34) die Trophäe. Als beste Miniserie/Fernsehfilm wurde "Chernobyl" ausgezeichnet. Für seine Rolle darin wurde Stellan Skarsgård (68) als bester Nebendarsteller geehrt.

Bester Hauptdarsteller (Miniserie/Fernsehfilm) wurde Russell Crowe (55) in "The Loudest Voice". Beste Hauptdarstellerin (Miniserie/Fernsehfilm) ist Michelle Williams (39) in "Fosse/Verdon". Beste Nebendarstellerin (Serie, Miniserie oder Fernsehfilm) wurde Patricia Arquette (51) in "The Act". Bester Serien-Hauptdarsteller (Komödie/Musical) wurde Ramy Youssef (28) in "Ramy".

Bester Animationsfilm wurde in diesem Jahr "Mister Link - Ein fellig verrücktes Abenteuer". Und als bester fremdsprachiger Film setzte sich "Parasite" aus Südkorea unter anderem gegen "Leid und Herrlichkeit" des spanischen Regie-Stars Pedro Almodóvar (70) durch.

Zwei Preisträger standen indes vorab bereits fest: US-Moderatorin Ellen DeGeneres (61) bekam den Carol-Burnett-Preis für besondere TV-Persönlichkeiten und US-Schauspieler Tom Hanks (63) wurde mit dem Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk bedacht.

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