Götz Schubert: "Würde immer zu meinen Kindern halten"

Götz Schubert hat in vielen preisgekrönten TV-Produktionen mitgespielt. Auch sein neuer Film "Nichts mehr wie vorher" dürfte die Zuschauer nicht kalt lassen.
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Götz Schubert hat in vielen preisgekrönten TV-Produktionen mitgespielt. Auch sein neuer Film "Nichts mehr wie vorher" dürfte die Zuschauer nicht kalt lassen. Der 50-Jährige spielt inen Vater, dessen Vertrauen in den Sohn massiv auf die Probe gestellt wird.

Deutschland - "KDD-Kriminaldauerdienst", "Der Turm", "Unsere Mütter, unsere Väter" - Götz Schubert hat in vielen preisgekrönten TV-Produktionen mitgespielt. Auch sein neuer Film "Nichts mehr wie vorher" dürfte die Zuschauer nicht kalt lassen. Der 50-Jährige spielt in dem aufwühlenden Familiendrama einen Vater, dessen Vertrauen in den Sohn massiv auf die Probe gestellt wird.Ein elfjähriger Junge aus der Kleinstadt Halden wird brutal ermordet, schnell ist der 16-jährige Daniel (Jonas Nay) unter Verdacht. Ob schuldig oder nicht, vorverurteilt werden er und seine Eltern (Annette Frier und Götz Schubert) sofort... Was bedeutet es, wenn sich Nachbarn, Kollegen, Freunde etc. gegen einen stellen? Welche Rolle spielen die Medien und sozialen Netzwerke? Diese Fragen stellt das Familiendrama "Nichts mehr wie vorher", das Sat.1 am heutigen Dienstag um 20.15 Uhr ausstrahlt.

Der Zweiteiler "Der Turm" überzeugte Publikum und Kritiker gleichermaßen - hier gibt es die DVD

Welche Fragen sich der Mann gestellt hat, der in diesem berührenden TV-Film den Familienvater Ulli spielt, hat die Nachrichtenagentur spot on news von Götz Schubert erfahren. Der 50-jährige gebürtige Sachse verrät darüberhinaus, was er von den DDR-Filmen jüngeren Datums und Serien wie "Weissensee" hält.

Herr Schubert, das Familiendrama "Nichts mehr wie vorher" ist sehr aufwühlend. Wie war es für Sie, als Sie das Drehbuch gelesen haben?

Götz Schubert: Mir ging es ähnlich. Ich habe mich gefragt, ob das so passieren kann, ob man dem Druck von außen so erliegen kann. Oder würde ich nicht immer sagen, dass mein Kind in jedem Fall unschuldig ist?

Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Schubert: Ich würde immer bedingungslos zu meinen Kindern halten. Trotzdem habe ich mich bemüht, den Vater, den ich im Film spiele, zu verstehen. Die problematische Beziehung, der Mangel an Vertrauen, die Sprachlosigkeit zwischen ihm und seinem Sohn beginnt ja nicht erst mit dem Verdacht. Ich kann schon nachvollziehen, dass ein Mann, der im Leben immer für Klarheit ist, mit unklaren oder dunklen Stellen nicht umgehen kann.

Die Kommunikation klappt nicht, haben Sie gesagt. Wie kann man es denn schaffen, dass der Austausch zwischen Eltern und Kind funktioniert?

Schubert: Man sollte versuchen, offen zu bleiben. Das geht schon an der Wiege los. Wir haben die Kinder zum Beispiel nicht schreien lassen, bis die Lungen schmerzen. Das birgt allerdings die Gefahr der Überforderung, weil die jungen Menschen vielleicht noch gar nicht so viel erklären können.

Neben Offenheit und Vertrauen, welche Werte sind Ihnen noch wichtig?

Schubert: Ehrlichkeit, Respekt und Anstand. Das ist zwar ein bisschen aus der Mode gekommen, aber eigentlich ist es etwas ganz Schönes. Wichtig finde ich zudem eine gewisse Haltung in der Beziehung und in der Gesellschaft, dass man sich nicht gehen lässt. Auch kommt man mit "Danke" und "Bitte" manchmal weiter.

Mussten Sie sich schon mal bei einem Ihrer Kinder entschuldigen? Wie leicht ist Ihnen das gefallen?

Schubert: Das ist nicht so leicht. Besonders dann, wenn man sich zuvor länger im Recht wähnte. Verzeihen ist aber genauso schwierig, wenn die Kränkung sehr groß ist. Das kostet viel Kraft. Aber ist trotz schweren Prozesses notwendig.

Haben Sie schon mal geglaubt, eine Person zu kennen und mussten dann feststellen, dass sie sich geirrt haben?

Schubert: Das man von jemandem etwas erfährt, was man der Person nicht zugetraut hätte, ja, das habe ich schon erlebt. Aber nicht innerhalb meiner familiären Beziehungen.

In Ihrem Job kann es ja durchaus auch mal passieren, dass Sie plötzlich unter dem Druck der Öffentlichkeit stehen. Wie würden Sie reagieren?

Schubert: Das kommt natürlich auf die Dimension an. Gelassen zu reagieren, ist eine Kunst, die ich mir wünschen würde. Wenn man aber vollkommen zu Unrecht beschuldigt wird, das dann auszusitzen, die Nerven zu behalten, den Rechtsweg einzuhalten und sich dabei immer erklären zu müssen, anstelle des Gegenteils, das stelle ich mir verdammt schwer vor.

Der Titel sagt es ja schon: "Nichts mehr wie vorher". Können Sie sich vorstellen, dass Nachbarn, Mitschüler etc. so einen Verdacht wirklich vergessen, auch wenn die Unschuld bewiesen worden ist oder bleibt etwas haften?

Schubert: Ich glaube, dass so etwas nie ganz aus der Welt geschafft ist. Schon gar nicht, wenn es keine öffentliche Entschuldigung gibt. Wenn es aber so ein schwelender Zustand bleibt, der dann vielleicht auch mal versickert, spielt das Thema bei einer nächsten Auseinandersetzung sofort wieder eine Rolle. Wahrscheinlich würde ich in so einem Fall wegziehen, weil einfach zu viel Vertrauen kaputt gemacht worden ist.

Ein großes Problem im Film sind auch die sogenannten Neuen Medien. Interessiert Sie das?

Schubert: Jein. Natürlich nutze ich Internet und Co., ich versuche aber, mich abzugrenzen. Und wenn ich doch mal eine Information brauche, wende ich mich an meine Kinder. Mir ist das Ganze einfach ein bisschen suspekt. Denn einerseits sind wir für den Datenschutz mal auf die Straße gegangen, im Internet wird dagegen mit Daten nur so um sich geworfen. Gleichzeitig weiß man, dass dank der Anonymität im World Wide Web vieles gelogen ist. Damit müssen wir erst noch lernen umzugehen.

Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber?

Schubert: Ja, das haben wir gemacht. Und erfreulicherweise haben wir auch keine Überraschungen erlebt.

Sie haben in Erfolgsfilmen wie "Der Turm" (2012) oder "Unsere Mütter, unsere Väter" (2013) mitgespielt. Merken Sie während des Drehs, ob etwas erfolgreich sein wird?

Schubert: Beide Filme waren völlig unbelastet von einem solchen Druck. "Der Turm" lag mir allerdings noch etwas mehr am Herzen, weil es auch mit meiner Geschichte zu tun hat, Ort, Zeit und Generation. Fragen gab es während des Drehs schon, aber andere: Kann man aus so einem dicken Roman einen Film machen? Werden wir dem gerecht? Führe ich meinen Eltern jetzt vor, wie sie damals in den 1980er Jahren gelebt haben? Ist das glaubhaft? Bei der Produktion wurde der Ball aber von vorne herein flachgehalten, weil alle sagten, es kann funktionieren, es kann uns aber auch um die Ohren fliegen. Umso erfreulicher war das Ergebnis.

Sie sind 1963 in Pirna in der Sächsischen Schweiz geboren, also in der ehemaligen DDR. Auch die Serie "Weissensee" lässt ein Stück dieser Geschichte im TV wieder aufleben. Wie gefällt Ihnen die Sendung?

Schubert: Sehr gut. So wie es erzählt wird, ist es natürlich fiktional, aber dennoch sehr glaubwürdig. Das Schöne ist, dass wir uns inzwischen mehr Zeit nehmen, die Situation, die Zeit und die Figuren zu erzählen, das war auch beim "Turm" so. Unmittelbar nach der Wende, war die DDR-Schilderung doch etwas gehetzt. Es musste immer relativ schnell geklärt werden, auf welcher Seite der Gute war und auf welcher der Böse.

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