Gloria Gray verpasst Wahlsieg in Zwiesel
Viel mehr als "Wer wird Weltmeister?" interessierte die Bewohner von Zwiesel im Bayerischen Wald seit Wochen die Frage: "Wer wird Bürgermeister?" Nach der Stichwahl am Sonntagabend im Landkreis Regen steht die Antwort fest: Entertainerin Gloria Gray hat es nicht geschafft.
Ihr Mitbewerber, der AOK-Mitarbeiter und ehemalige SPD-Stadtrat Karl-Heinz Eppinger machte das Rennen. Er holte knapp 54 Prozent der Stimmen und damit deutlich mehr als Gloria Gehring, so der bürgerliche Name von Gray. Die spricht dennoch von "einem riesigen Erfolg, ich bin immerhin in die Stichwahl gekommen". Warum die Wähler sich gegen sie und für den 50-Jährigen entschieden haben, das konnte sie nicht erklären.
Gloria Gray: "Man steckt eben nicht drin in der Wähler-Seele"
Es habe beim ersten Wahlgang – vor zwei Wochen hatte Gray die meisten Stimmen unter fünf Kandidaten bekommen – noch ganz anders ausgesehen. "Aber man steckt eben nicht drin in der Wähler-Seele", stellte sie fest. Dass der Bayerwaldort Zwiesel nicht tolerant genug und für sie noch nicht bereit sein könnte, das kann sich die 56-Jährige aber nicht vorstellen: "Also da denke ich nicht einmal hin. Das bringe ich in keinster Weise in Zusammenhang. Das hat man beim ersten Ergebnis gesehen, dass es daran nicht scheitert."
Was Gray, die als Bub geboren wurde und sich später zur Frau umoperieren ließ, allerdings nervte, waren Bezeichnungen wie "Trans-Frau" oder "Trans-Kandidatin", wie sie in den Medien während des Wahlkampfs verwendet wurden. "Bei einem Bundeskanzler heißt es auch nicht Hetero-Scholz", argumentiert sie.
Gloria Gray hat keine Ambitionen mehr in der Stadtpolitik
"Man hätte schreiben können, die einzige Frau unter den Kandidaten oder die Älteste unter den Kandidaten. Nein, es wurde reduziert auf etwas, was schon längst ums Eck ist und nicht mehr der Wahrheit entspricht. Trans war Teil meines Weges über einen gewissen Zeitraum meines Lebens. Aber das ist über 30 Jahre her. Ich bin seitdem eine Frau. Bitte, geht mit der Zeit!"
Bereits bei den Bürgermeisterwahlen 2011 und 2016 in Zwiesel hatte es für die Entertainerin nicht geklappt – nach der dritten Niederlage hat sie nun keine weiteren Ambitionen in der Stadtpolitik. Allerdings sitzt die 56-Jährige seit knapp drei Jahren für die FDP im Regener Kreistag und wird zumindest dort die Politik im Bayerischen Wald weiterhin mitgestalten können.
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