GLORIA: "Es ist absurd, Berlin zu kritisieren"

GLORIA - lateinisch für: Der Ruhm. Genau den wünschen sich Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol zumindest für ihr gleichnamiges Musikprojekt.
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Haben sich nicht gesucht, aber gefunden: Klaas Heufer-Umlauf (li.) und Mark Tavassol
Erik Weiss Haben sich nicht gesucht, aber gefunden: Klaas Heufer-Umlauf (li.) und Mark Tavassol

Berlin - Am 27. September starten GLORIA einen Angriff auf die deutsche Pop-Szene. Mit ihrem Debüt "GLORIA" veröffentlichen Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol eine Platte, die man so von den beiden vermutlich nicht erwartet hätte. Texte über tiefe Freundschaften, Stalking und Angst, dazu jede Menge Gitarre und Raum zum Nachhallen sind das Ergebnis eines Hobbys, das jetzt zur Berufung geworden ist. Der Nachrichtenagentur spot on news haben die Köpfe hinter GLORIA erklärt, woher ihre Musik kommt.

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Warum haben Sie sich GLORIA genannt?

Klaas Heufer-Umlauf: Es ist das Furchtbarste überhaupt, sich einen Bandnamen auszudenken. Gerade für eine deutsche Band. Man kann da in so viele Fallen tappen. Wir haben das relativ unemotional entschieden. Eines Abends standen wir draußen vor einer Bar-Eröffnung und schauten diagonal zu dem Café, zu dem wir normalerweise immer gehen, weil es direkt beim Studio ist - und das heißt GLORIA. Es hat draußen einen rosa Schriftzug an der Wand und irgendwie mit uns zu tun. Es zog sich durch die ganze Albumproduktion und war unser zentraler Anlaufpunkt. Das hat uns an Bedeutung gereicht. Wir waren sehr spät dran mit dem Bandnamen und bekamen immer wieder Mails nach dem Motto "Ey, ihr braucht jetzt dringend einen Namen". Wir haben das sehr lange vor uns her geschoben und uns dann im Affekt für GLORIA entschieden.

Und dass Sie das Album jetzt auch so genannt haben, war ebenfalls im Affekt?

Heufer-Umlauf: Man hat nur beim ersten Album die Chance, es unbenannt zu lassen und es so zu benennen, wie die Band. Ich finde, es ist auch eine schöne Tradition. Man kommt auch allzu schnell in die Lage, dass es prätentiös oder sogar affig wird, wenn man zu lange über einen Namen nachdenkt. Wir wollen, dass erst mal die Lieder im Vordergrund stehen. Außerdem kann man sich so besser an alles gewöhnen und muss das nicht mit Informationen überladen.

Sie selbst haben gesagt, dass Sie Ihre Band aus privatem Vergnügen heraus gegründet haben. Verlief die Zusammenarbeit mit Mark dann immer harmonisch?

Heufer-Umlauf: Die Arbeit zwischen mir und Mark verläuft nie ohne Reibereien. Fünf Minuten später kann es nach so einer Auseinandersetzung aber auch gleich wieder einen total euphorischen Moment geben. Es funktioniert nicht ohne Diskussionen. Wir knallen da schon mal mit den Köpfen aneinander und vertreten unsere Standpunkte, aber das ist Teil des Prozesses und am Ende des Tages ist das auch einfach sehr spaßig. Ohne all dieses Diskutieren würde es wirklich keinen Spaß machen.

Jetzt wird aus Privatvergnügen Arbeit. Haben Sie keine Angst davor, den Spaß dabei zu verlieren?

Heufer-Umlauf: Nö. Ich denke man läuft mehr Gefahr, den Spaß zu verlieren, wenn man jahrelang ganz ohne Dramaturgie das alles nur vor sich hin macht. Wenn das Ganze kein Ziel hat und man auch nicht in neue Phasen kommt, in denen man etwas über das, was man gemacht hat, lernt, wird es eher langweilig. Wenn man undefiniert bleibt, ist es eher die größere Enttäuschung, als die Sache dann mal richtig anzugehen.

Früher und auch jetzt noch haben Sie ständig Musiker interviewt. Jetzt müssen Sie selbst solche Interviews geben. Stöhnen Sie da manchmal über die Fragen und wundern sich, welchen Quatsch Journalisten wissen wollen?

Heufer-Umlauf: Ich glaube, ich kann da empathischer sein als jemand, der noch nie auf der anderen Seite gesessen hat. Ich weiß da eher, welches Verhalten mich an den Musikern mal genervt hat. Genau diese Dinge versuche ich jetzt tunlichst zu vermeiden. Gerade wenn eine Frage zum fünften Mal kommt, habe ich immer im Hinterkopf, dass diese Frage von diesem Menschen jetzt aber zum ersten Mal gestellt wurde, und das sind teilweise die offensichtlichsten Sachen. Die muss man fragen, selbst wenn man erwarten kann, dass jemand anderes diese Frage schon gestellt hat. Das gehört dazu und es ist schön, dass Leute überhaupt das Interesse an uns haben. Mich jetzt über Fragen oder Ähnliches zu beschweren, wäre kokett und unverschämt.

Sie haben den Song "Eigenes Berlin" geschrieben. Üben Sie Kritik an der Stadt?

Heufer-Umlauf: Es ist absurd, Berlin zu kritisieren, genauso, wie ganze Hymnen dazu zu machen. Berlin ist so groß, dass sich jeder sein eigenes Berlin zusammenbaut. Es ist immer sehr von den Leuten abhängig. Könnte ich meinen kompletten sozialen Kreis dazu überreden, von heute auf morgen nach Bitterfeld zu ziehen, dann würde ich mich auch dort wohlfühlen. Das machen die aber nicht, die wohnen halt in Berlin und Hamburg. Ich bin damals wegen dem Job nach Berlin gezogen und habe mich gut arrangiert. Ich finde es aber vollkommen okay, auch mal die andere Seite zu beleuchten. "Eigenes Berlin" ist nicht so negativ zu verstehen, aber es ist auch keine Hymne.

Hat ein Freund oder Kollege schon einen blöden Spruch abgelassen, weil Sie neben dem Moderieren und Schauspielern jetzt auch noch professionell Musik machen?

Heufer-Umlauf: Ich persönlich habe das noch nicht gehört. Wenn man sich so einzeln mit den Sachen auseinandersetzt, die ich mache, dann glaube ich zumindest, dass es nicht so beliebig ist, wie es scheint. Es kann aber jeder dazu denken, wozu er Bock hat. Musik mache ich so schon jahrelang, nur kommt jetzt eben ein Album raus.

Viele sind sicher überrascht über die Musikrichtung die Sie und Tavassol eingeschlagen haben. War Ihnen von Anfang an klar, dass Sie diesen Stil umsetzen werden?

Heufer-Umlauf: Ja, es war mir und Mark auch zu 100 Prozent klar, dass Musik, die wir gemeinsam machen, nicht anders sein kann.

Herr Tavassol, fiel es Ihnen schwer, Klaas, den Sie von Interviews kennen, jetzt als gleichwertigen Musiker ernst zu nehmen?

Mark Tavassol: Ich glaube es wirkt merkwürdiger, als es sich anfühlt. Ich kenne Klaas schon seit vielen Jahren. Wenn man Freunde hat, die auch in der Öffentlichkeit stehen, kriegt man immer zwei Seiten mit. Einmal die Vollversion und dann noch die Teilversion von dem, was die Öffentlichkeit mitkriegt. Klaas ist durch die Tätigkeit im Fernsehen und die Interviews bekannt geworden. Ich kenne Klaas aber schon so lange als Mensch, deshalb fühlt es sich für mich wesentlich organischer an, als es für Außenstehende scheint. Für mich war es von daher auch nie abwegig, mal gemeinsam Musik zu machen.

Wie ging das mit Ihnen beiden los?

Tavassol: Wir haben uns circa 2007 kennengelernt und 2008 das erste Mal zusammen Musik gemacht. In dem Zeitraum dazwischen hatten wir hin und wieder darüber gesprochen, aber es war mehr das Zwischenmenschliche, weswegen wir Kontakt hatten. Ich hatte ihn dann mal gebeten, mir etwas zu schicken. Auf der MP3 habe ich dann gehört, dass er musikalischer ist, als man so denkt. Und bei unserem ersten musikalischen Treffen lief es richtig gut.

In welcher Situation oder für wen haben Sie das Lied "Wie sehr wir leuchten" geschrieben?

Tavassol: Es ist ein Lied, bei dem man genau auf den Refrain achten muss. Im ersten Moment denken viele bestimmt, es geht um Freundschaft. Aber wenn man sich die Strophen ansieht, kommt heraus, dass es sich eher um eine einseitige Freundschaft, fast schon Stalking handelt. Wir hatten gedacht, das würde klar, aber irgendwie kommt es wohl nicht so ganz raus.

Wissen Sie schon, wie es nach der Album-Veröffentlichung und Ihrer Tour mit GLORIA weiter geht?

Tavassol: So konkret kann ich das noch gar nicht sagen. Wir haben die Platte nicht mit der Ansage gemacht, dass wir sie nur 2013 kurz am Ende des Jahres auf den Markt schmeißen und dann fünf Shows spielen wollen. Ich glaube schon, dass wir noch mehr Konzerte machen werden. Deshalb haben wir ja auch die ganze Mühe auf uns genommen. Wir sind schon sehr aufgeregt, wie die Konzerte werden und Freude uns. Erst wenn das Album draußen ist und wir Auftritte hatten, können wir überhaupt einschätzen, wie es weiter gehen kann. Man kann immer Musik machen, die Frage ist, ob man es öffentlich macht.

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