Gladiator Hoeneß sticht alle aus
MÜNCHEN - So wie bei Roncalli tobt der FCB-Boss nicht einmal auf Hauptversammlungen seines Vereins– und sorgt fast für mehr Lacher als die Clowns. AZ-Kolumnist Michael Graeter streift durch Manege und Wohnwagen
Wo Münchens Hansastraße ist, weiß natürlich der männliche Wellness-Insider. Andere Mitbürger fanden den „Circus Roncalli“ wohl nur per Navi in der Rot beleuchteten Hansastraße im Westend. In der Premierennacht rückten rund 1500 Schöne und Schlaue, Reiche und Ruinierte, Vergessene und Verrückte sowie ein paar Mehrscheiner an.
Das von grünem Buschzeug eingewachsene Gelände, das für den Rest des Jahres gern Münchens Liebende nachts mit ihrem Wagen frequentieren, wenn sie kein Zuhause haben, ist jetzt für drei Wochen belegt. Auf dem Parkplatz beim Westpark wurde Bernhard Pauls Circus-Stadt für das Gastspiel 2010 versteckt.
Die Nirwana-Lage war keine neue Zirkus-Strategie, sondern eine unsensible und unverständliche Willkür der Münchner Amtsschimmel, die nicht wissen, wie man Geld verdient. Dabei gibt es eine Handvoll guter Grünflächen in der City, die größte davon heißt Wiesn und hätte trotz „Tollwood“ noch Platz für fünf weitere Zirkus-Unternehmen.
„All you need is laugh“ lautet das diesjährige Gastspielmotto. Mit süßsaurer Miene machten aber Gäste wie Figaro Gerhard Meir und sein Lebensgefährte gleich wieder kehrt, weil ihnen der Premieren-Rummel im total ausverkauften Zelt auf den Senkel ging. „Wir kommen ein andersmal“, tönte Meir und schaute zu Star-Fotograf Michael Doster hinüber, der am illuminierten Eingang um viertel nach Acht noch immer auf seine Begleiterin Felicia Weathers wartete, die sich wohl nicht so schnell umziehen konnte, wie später im Programm die Frau des russischen Artisten-Ehepaars Minasov. Die Blondine wechselte in Sekundenschnelle ratzfatz rund an die 30 unterschiedlichster Kleider. Herr Minasov braucht streng genommen nicht mehr in der Maximilianstraße zum Shoppen gehen.
David Larible, ein Clown mit feinem Tony-Curtis-Grinsen und Schwager von Bernhard Paul, torkelte als roter Faden durchs Programm und gab namhaften Damen und Herren , die direkt am Manegen-Rund saßen, Gelegenheit, Show-Talent zu zeigen.
„Kir Royal“-Regisseur Helmut Dietl tauchte gekonnt weg, wenn er ins Blickfeld geriet. Daran glauben musste zumindest seine Frau Tamara – für einen Tanz in der Mange. Ein weiteres Opfer war die attraktive Sybille Mang, die mit ihrem Mann, Schönheitschirurg Prof. Dr. Werner Mang gekommen war.
Mit Helm und Schwert schickte er den gewichtig gewordenen Bayern-Präsident Uli Hoeneß als Gladiator in die Manage, der behände wie ein Bär agierte, dass sich Steinzeit-Bayern wie Sepp Maier und Paul Breitner vor Lachen die Bäuche hielten.
Ulis Überraschungs-Gastspiel gefiel auch der Jugend im Publikum wie Ferdinand und Felix, den beiden Söhnen von Sportwagen-Hersteller Wolfgang Porsche, sowie Peter-Kraus-Junior Mike Kraus, der stolz seine hübsche Freundin Constanze vorstellte.
„Hoeneß war der einzige, den ich wirklich kannte, weil ich Fußball-Fan bin“, gestand der italienische Charme-Clown David nach der umjubelten Vorstellung im Edel-Wohnwagen von Bernhard Paul. Der stärkste Mann des neuen Programms, Muskelprotz Encho aus Bulgarien, ließ sich kurz sehen und verriet, dass er bei seinem neunminütigen Auftritt 3000 Kalorien verbrenne, täglich vier Kilo Fisch und Fleisch sowie zehn Eier esse und dreimal am Tag Sex mache. „Am Sonntag noch mehr“, gab er an. Seine Frau wollte das nicht bestätigen.
Der fahrbare Salon neigte sich für einen Moment leicht zur Seite, als Serien-Star Ottfried Fischer hereintrat. Er kam mit seiner rothaarigen Freundin Simone, die Lust und Leidenschaft ausstrahlt, wenn man ihr in die feurigen Augen blickt. Offensichtlich: Es muss wahre Liebe sein.
Die jüngste Zeit – ihr XXXL-Freund in aller Öffentlichkeit vor Gericht und vorher in aller Verschwiegenheit hinter diskreten Gardinen – kann für die junge Dame nicht ganz einfach gewesen sein. Fischer erzählte neueste Witze, dass Karl Spiehs’ Regie-Entdeckung Otto Retzer kaum mithalten konnte. An den Tisch kam auch Dunja Siegel, die propere Ex des gleichnamigen Komponisten, die in der Pause kurz für Panik sorgte, weil sie ihr Portemonaie mit Geld, Ausweisen und allen Kreditkarten vermisste. Es fand sich dann in ihrem Auto.
Im Ticket-Tohuwabohu hatte mir Dunja, besser als die „Roncalli“-Platzanweiser, zwei Traum-Sitzplätze vermittelt und ich saß neben Fernsehmoderator Frederic Meisner mit seiner schönen Frau Yvonne, die unter ihrem Sitz etwas Stoff gegen trockene Luft verstaut hatten – kleine Sektflaschen, und von ihren beiden hübschen Töchtern erzählten, die bereits studieren.
Im Zirkus-Zelt gesichtet: US-Generalkonsul Conrad R. Tribble mit seiner temperamentvollen Frau, der Diplomatin Christina, Entertainer Konstantin Wecker, Flughafen-Zampano Peter Trautmann, Trachten-Tycoon Axel Munz („Angermaier“), Sänger Bernie Paul, Society-Lady Karin Holler, die Charakter-Darsteller Arthur Brauss und Rolf Kuhsiek, Musikproduzent Thomas Stein, Theater-Star Gritt Boettcher mit Sohn Tristan und Tochter Nicole.