Gitta Saxx über Dschungelcamp: "Hunger das Schlimmste"

AZ: Alles Gute, Frau Saxx! Wie fühlt sich ein Schönheitsidol am 50. Geburtstag?
GITTA SAXX: Für mich, der ich meine Geburtstage seit jeher groß zelebriert habe, ist das ein ganz besonderer Tag. Vor allem ein Tag, der mir keine Angst macht, da ich heute mehr bei mir bin als je zuvor. Ich kenne mich besser, habe mich von vielen Zwängen befreit, versuche nicht mehr, jedem zu gefallen und weiß, was mir gut tut und was nicht.
Wie alt fühlen Sie sich?
Ich fühle mich wie Mitte 30. Der Körper ist vielleicht nicht mehr ganz so knackig wie damals, aber die Energie ist die gleiche geblieben. Nur dass ich heute zu meinem Alter stehe. Das tat ich in jungen Jahren nämlich nicht immer. Als man mir als 29-jährigem Model erzählte, dass die Karriere mit 30 bergab geht, bin ich aus Angst sieben Jahre lang 29 geblieben. Heute würde ich nicht mehr mogeln, da ich finde, dass die 50 eine energetisch tolle Zahl ist, die es einem erstmals erlaubt, zurück zu blicken und ein Zwischen-Resümee zu ziehen.
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Deswegen Ihre neue Autobiografie „Die Kurven meines Lebens“?
Die habe ich mir quasi selber zum Geburtstag geschenkt. Das Schreiben war eine Art therapeutische Vorbereitung auf den 50sten. Ich fand, dass ein halbes Jahrhundert plus 25-jähriges Jubiläum als Model Grund genug sind, mal was niederzuschreiben. Zumal meine Freunde mir stets sagen, dass ich im Monat meist mehr erlebe als andere im ganzen Jahr.
Welches Erlebnis überschattet alles?
Das ist natürlich der Titel des Playmate des Jahrhunderts. Auch wenn es Zeiten gab, in denen es mich nervte, dass ich immer nur auf dieses Nackedei-Image reduziert wurde, so bin ich mittlerweile doch sehr stolz darauf. Hätte der Playboy nochmals angeklopft, hätte ich nicht nein gesagt. Auch wenn ich dann dringend mal wieder ein Fitness-Studio von innen sehen müsste. Heute muss man ja nicht zwingend 20 sein, um eine erotische Ausstrahlung zu haben.
Erinnern Sie sich an Ihr erstes Shooting?
Klar, das war 1988, ich war ein unbedarftes Mädel von nebenan, und ich war wahnsinnig aufgeregt und eingeschüchtert, dass ich mich für den großen Playboy ausziehen sollte. Gott sei Dank fand das erste Shooting auf den Malediven statt, wo man ohnehin den ganzen Tag im Bikini rumrannte und dadurch die Hemmschwelle nicht so groß war.
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Wieso?
In einem Studio mit einem Team von zehn Leuten hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut, mich so frei zu bewegen und in die Posen zu werfen. Und dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Es folgten Shootings in Arizona und Rom, plötzlich hatte ich vier Playboy-Cover und war berühmt.
Wie hat das Ihr Leben beeinflusst?
Plötzlich war mein Leben öffentlich. Fotos, Reisen und interessante Menschen zu treffen, das kannte ich ja schon durch meine Modeltätigkeit, aber der Playboy-Ruhm hat meinem Leben nochmal eine ganz neue Wendung gegeben. Auf einmal war mein Terminkalender voll mit Partys, roten Teppichen und TV-Shows. Ich werde nie vergessen, wie ich bei Harald Schmidt eingeladen war und das erste Mal zu spüren bekam, was Lampenfieber bedeutet.
Wie wirkt sich das aufs Liebesleben aus, wenn man plötzlich die schärfste Frau der Republik ist?
Danke für das Kompliment. Das hat es leider nicht einfacher gemacht. Meinen damaligen Freund habe ich über diesen neuen Ruhm verloren, weil es seinen Eltern nicht gefiel, dass er mit mir in solch einem Rampenlicht stand. Und alle, die danach kamen, hatten auch immer daran zu knabbern, dass es mich nur als öffentliches Paket gibt. Einzig Felix Baumgartner kam damit ganz gut klar, wahrscheinlich weil er selber so ein Überflieger war. Anderthalb Jahre hielt die Liebe. Ansonsten war ich oft lieber allein, als einem Kerl als Trophäe zu dienen, die in mir nur die Sexbombe sahen.
Sind Sie als Partnerin anstrengend?
Ich bin zwar eine Wassermann-Frau, die ihre Freiheit und Unabhängigkeit liebt, aber ich habe auch eine sehr häusliche Seite und bekoche und umsorge meine Partner gerne. Ich denke, ich bin wesentlich einfacher, als die meisten glauben, da ich wenig mit meinem Nacktmodell-Image gemein habe. Ich habe eine sehr bedürftige Seite, die sich nach einem starken Mann sehnt.
Das hat schon mal ein Mann ausgenutzt, wie man in Ihrer Biografie nachlesen kann.
Goran, der Guru. Wir lernten uns kennen, als das mit dem Ruhm losging, und waren zwar kein Paar, aber ich war sehr fasziniert von ihm. Er war ein selbsternannter Reiki-Meister und Heiler, der es schaffte, mir richtig viel Geld zu entlocken – mit dem Versprechen, dass man nur Heilung erfährt, wenn man nichts mehr zu verlieren hat. Ich bin darauf reingefallen und büße heute noch für die Schulden von damals. Aber das gehört genauso zu mir und meiner Entwicklung wie der ganze Glamour. Generell gilt: Ich bereue nichts!
Auch nicht Ihren Auftritt im Dschungelcamp?
Nein, das war eine Super-Erfahrung. Das hat mich persönlich ein gutes Stück weitergebracht, weil ich im Dschungel gelernt habe, noch besser in mich reinzuhören. Dort habe ich gelernt, die private und die öffentliche Gitta noch besser auseinander zu dividieren.
Was empfehlen Sie den aktuellen Dschungelcampern?
Mein bester Rat kommt zu spät, denn am wichtigsten ist die richtige Vorbereitung. Man sollte unbedingt in den Wochen davor schon anfangen, auf Genussmittel wie etwa Kaffee oder Zucker zu verzichten. Denn der körperliche Entzug und der Hunger sind das Schlimmste. Hinzu kommen die körperlichen Herausforderungen, die Launen der Anderen und die Angst vor den Prüfungen. Das kann man alles viel besser meistern, wenn nicht auch noch der Magen knurrt. Außerdem empfehle ich Aufmerksamkeit gegenüber den anderen und sich im richtigen Moment zurückzuziehen, um Kraft zu sammeln. Gewinnen tut der mit den stärksten Nerven. Ich drücke meinem Freund Rolfe die Daumen.
Wie war das nach dem Dschungel?
Natürlich hat das polarisiert, aber ich empfand den Seelenstriptease als sehr gut und befreiend. Das Feedback und die viele Fanpost gaben mir Recht. Ich denke, ich habe mich dadurch noch mehr von meinem Sexsymbol-Image freischwimmen können.
Was geben Sie eigentlich für eine Berufsbezeichnung an, wenn Sie im Hotel einchecken?
Künstler! Das umfasst alles: Playmate, Model, Fotografin, Autorin, DJane und Designerin.
Wo liegen Ihre Qualitäten?
Ich bin kreativ, kann gut organisieren, sehr gut kochen und habe Nerven aus Stahl, wie man mir im Dschungelcamp attestierte.
Wie würden Sie sich in einer Kontaktanzeige beschreiben?
Gute Frage! Liebevolle Powerfrau mit großer Neugier aufs Leben sucht Soulmate mit viel Humor für die zweite Lebenshälfte.