Gerd Käfer: Der Party-Intendant wird 80
Er ist der ungekrönte Party-König: Gerd Käfer feiert heute runden Geburtstag, denkt nicht an Ruhestand – und trauert alten Zeiten hinterher
MÜNCHEN - Gerd Käfer organisiert. Eine Party, was sonst. Diesmal ist es seine eigene. Der langjährige Chef des Münchner Gourmettempels Feinkost Käfer und Gründer des gleichnamigen Partyservice wird am Freitag (19. Oktober) 80 Jahre alt. Seine Geburtstagsfeier soll in Salzburg steigen, in einer Gärtnerei. Rund 200 Gäste hat er eingeladen. Wen, verrät er nicht.
Käfer kennt sie alle. Und sie kennen ihn. Die Wände seines Büros in München-Bogenhausen, nur ein paar Schritte vom Käfer-Stammhaus an der Prinzregentenstraße entfernt, sind gepflastert mit Fotos von Käfer-Events. Käfer mit Richard Nixon und Bill Clinton. Käfer mit Walter Scheel und Franz-Josef Strauß, Käfer mit Liz Taylor, Liza Minelli, Frank Sinatra und natürlich mit Gunter Sachs. Für ihn habe er die schönsten Partys ausgerichtet, erzählt Käfer.
Käfer war für seine Kunden mehr als ein Dienstleister, der in möglichst ausgefallenem Ambiente Schnittchen, Kaviar und Champagner auffahren lässt, obwohl er eines seiner Bücher mit dem Slogan „Dienen ist mein Leben“ überschrieben hat. Und für Käfer wurden seine Kunden oft so etwas wie Freunde, wenn es das in der Glamourwelt überhaupt gibt. 600000 bis 700000 Partys habe er wohl schon organisiert, zählt er zusammen. Die letzte erst vor ein paar Wochen auf einer Alm in 2000 Metern Höhe. Dort ließ er eine Berghütte mit einem riesigen, wie eine Hütte aussehendem Zelt überbauen, sozusagen eine Hütte in der Hütte. Dem Mann gehen die Ideen nicht aus.
Im Jahre 1930, mitten in der Weltwirtschaftskrise, hatte die Käfer-Story begonnen. Damals eröffneten Paul und Elsa Käfer, Gerd Käfers Eltern, einen Kolonialwarenladen in der Schwabinger Amalienstraße. Das Wagnis zahlte sich aus. Drei Jahre später vergrößerten sich die Käfers und zogen um ins Stammhaus. Höchste Qualität und perfekter Service – eine Philosophie, die der Sohn übernahm und die auch der heutige Chef des Hauses, Käfers Sohn Michael, verinnerlicht hat. Das geht so weit, dass Stühle, die den Gästen zu kalt erscheinen könnten, mit einem Heizstrahler auf Wohlfühltemperatur gebracht werden.
In den 50er Jahren, als die Deutschen wieder zu Geld kamen, erfand Käfer, genialer Selbstdarsteller und Organisator, das „Käfer-Buffet“. Während sich sein Bruder Helmut um den Wareneinkauf kümmerte und zweimal pro Woche frische Delikatessen aus Paris kommen ließ, widmete sich Gerd der Inszenierung: Er expedierte seine Delikatessen nicht im Lieferwagen, sondern im Rolls Royce. Er verwandelte Kuhställe in orientalische Märchengärten, schmiss Strandpartys in den Dünen von Sylt. „Mundschenk der Mächtigen“ war nur einer seiner Ehrentitel. Er selbst bezeichnet sich auf seiner Visitenkarte als „Partyintendant und Kulinarischer Verwöhner“.
Der Generationswechsel im Hause Käfer verlief holprig. Michael Käfer war 1988 ins Unternehmen eingestiegen. 1995 wurde er alleiniger Gesellschafter und musste sich hoch verschulden, um den Vater auszuzahlen. Das Verhältnis zwischen den beiden ist gespannt. „Wir reden wenig miteinander“, bekennt Gerd Käfer. Michael stand lange im Schatten des Vaters, hat sich aber freigeschwommen. Vor ein paar Jahren musste Gerd Käfer seine Büros im Stammhaus räumen. „Er hat gesagt, er brauche mehr Platz“, sagt der Alte und man merkt, dass er das dem Junior nicht abgenommen hat.
Das Wort Ruhestand hört Gerd Käfer gar nicht gerne. Es trifft auch nicht zu, denn längst hat sich Käfer senior ein neues Gastroreich aufgebaut. Zusammen mit dem Münchner Großgastronomen Roland Kuffler und Verleger John Jahr kaufte er sich ins Kurhaus Wiesbaden ein und beteiligte sich an der Spielbank. In Frankfurt bewirtschaftet das Trio die Alte Oper und mehrere gehobene Etablissements am Frankfurter Flughafen. Seither pendelt Käfer zwischen Hessen und Bayern hin und her. Wenn er nicht in Kitzbühel weilt, wo er einen „Event-Turm“ für noble Feiern aller Art errichten ließ.
Gerd Käfer ist kein Mann von Traurigkeit. Trotzdem denkt er mit einer gewissen Wehmut an frühere Tage zurück. Viele Gäste könnten sich auf seinen Partys nicht mehr richtig freuen. „Sie mäkeln an allem herum, finden die Suppe zu kalt oder den Champagner zu warm.“ Alles sei heute selbstverständlich. „Die Leute sind einfach übersättigt.“