Gender-Aufregung um Werbung mit Sophia Thomalla – Medienprofi Jo Groebel erklärt: "Das stärkt ihr Image"

Macht sich Sophia Thomalla in einer Werbung für die Parfüm-Marke Tabac übers Gendern lustig? Oder meint sie die Bezeichnung "Männer*innen" tatsächlich ernst? Auf Instagram hat die Moderatorin damit eine hitzige Diskussion entfacht. Medienpsychologe Jo Groebel schätzt die Situation für die AZ ein.
von  Sven Geißelhardt
Sophia Thomalla bekommt für eine Werbung, die sich übers Gendern lustig macht, viel Gegenwind.
Sophia Thomalla bekommt für eine Werbung, die sich übers Gendern lustig macht, viel Gegenwind. © BrauerPhotos / O.Walterscheid

Sophia Thomalla sorgt mal wieder für erregte Gemüter. Nachdem Zuschauer der Dating-Show "Are You The One" ihren Rauswurf als Moderatorin forderten, weil sie Rammstein-Frontmann und Ex Till Lindemann verteidigt, schimpfen nun erneut Follower über sie. Grund dafür ist eine Werbung für die Herrenkosmetik-Marke Tabac.

Kritik für Werbung mit Sophia Thomalla: "Gendersprache ist Idiotensprache"

"Für echte Männer*innen", lautet der Slogan der Duftkampagne mit Sophia Thomalla. Die geschlechterneutrale Schreibweise für "Männer" ruft Kritiker des Genderns auf den Plan – auf Instagram wird derbe gegen die 33-Jährige ausgeteilt. "Sorry, aber es gibt nur Männer und nicht Männer*innen. Wer hat denn hier so ne Sch... geschrieben", pöbelt ein User zu der Werbung. Ein weiterer urteilt: "Gendersprache ist Idiotensprache!" Aber auch Befürworter des Genderns schimpfen in den Kommentaren über die augenscheinliche Ironie des Slogans: "Genau die Art von 'Humor', die ich von einer Person erwarte, die Till Lindemann öffentlich verteidigt."

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Sophia Thomalla stellt klar: "Mehr können sich Feministinnen nicht wünschen"

Dass Sophia Thomalla ernsthaft "Männer" gegendert hat, darf allerdings bezweifelt werden. Bereits in der Vergangenheit hat sie öffentlich klargestellt, wie sie zu der Debatte steht, wie etwa bei ihrem "Hart aber fair"-Auftritt im Jahr 2015. Gegenüber RTL hat sie jetzt erneut Stellung bezogen und sagt zu der Diskussion: "Man darf nicht vergessen, ich bin die erste Frau, die für ein Männer-Aftershave Werbung macht. Mehr können sich die Feministinnen eigentlich nicht wünschen. Da darf man gerne mal über einen Joke mit 'Männer*innen' hinwegsehen."

Medienpsychologe Jo Groebel in der AZ über Sophia Thomalla: "Das wird ihr nicht schaden"

Doch hat sich die Tochter von Schauspielerin Simone Thomalla mit dieser Kampagne einen Gefallen getan? Immerhin kassiert sie Kritik von beiden Lagern. Einer, der es wissen muss, ist Medienpsychologe Jo Groebel. "Ich sehe Frau Thomalla durchaus kritisch, aber in diesem Fall muss ich sagen: Gut, dass sie sich nicht danach richtet", erklärt er im Gespräch mit der AZ. Für ihn sei die Moderatorin jemand, "die schon immer frei Schnauze geredet" und mit ihren Ansichten oft daneben gelegen habe. Trotzdem könne die Werbung mit dem Slogan "Männer*innen" ihr nichts anhaben, wie er betont: "Es wird ihr nicht schaden. Ich würde sogar noch weitergehen und sagen: Es stärkt eher ihr Image als jemand, der durchaus fähig zu Ironie und intelligent ist."

Deutschlands bekanntester Medienpsychologe Jo Groebel
Deutschlands bekanntester Medienpsychologe Jo Groebel © BrauerPhotos

Jo Groebel: Gender-Debatte "braucht mehr Gelassenheit und Humor" – auf beiden Seiten

Auch das Ansehen der Herrenkosmetik-Marke Tabac sieht Jo Groebel durch die ironische Gender-Kampagne, trotz Boykott-Aufrufe im Netz, nicht gefährdet. "Die Werbung bekommt natürlich die Aufmerksamkeit, die erhofft wurde. [...] Ich finde das gut", erklärt Medienpsychologe Groebel der AZ. Der Spruch "Für echte Männer*innen" trifft zwar ins Herz der Diskussion um geschlechterneutrale Sprache, könnte aber auch für die nötige Portion Humor sorgen. "Die Gender-Debatte bedarf ganz dringend auf allen Seiten, sowohl bei den glühenden Verfechtern als auch bei den wütenden Gegnern, mehr Gelassenheit, Humor und Leichtigkeit."

Die Reaktionen auf Sophia Thomallas Werbung zeigen, wie aufgeheizt die Stimmung zu dieser Thematik aktuell ist. Für Jo Groebel geht die Diskussion dabei in eine falsche Richtung. "Es gibt große Themen, über die man sprechen sollte, wie Gewalt gegen Frauen und Gleichstellung der Frauen – die sind brisant und da kann man sich dann auch ereifern. Aber bitte nicht über eine ironische und humorvolle Geschichte."

Die AZ hat auch beim Unternehmen "Mäurer & Wirtz", zu der die Marke Tabac gehört, nachgefragt, wie die Gender-Debatte um den neuen Herrenduft wahrgenommen wird. Eine Antwort steht noch aus.

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