Ganz große Gefühle

Aus der Leinwand, die über der aufgebauten Bühne in der Hofkirche hängt, blicken einen große Kinderaugen an, sehnsuchtsvolle Blicke: Tina Witkowski wird zur „Frau des Jahres“ gekürt – und rührt die Gäste in der Hofkirche.
von  Abendzeitung
Strahlend: Tina Witkowski, Preisträgerin des „Prix Courage“, freut sich über die Auszeichnung – und die Unterstützung für ihren Kinderverein.
Strahlend: Tina Witkowski, Preisträgerin des „Prix Courage“, freut sich über die Auszeichnung – und die Unterstützung für ihren Kinderverein. © Klaus Primke

Aus der Leinwand, die über der aufgebauten Bühne in der Hofkirche hängt, blicken einen große Kinderaugen an, sehnsuchtsvolle Blicke: Tina Witkowski wird zur „Frau des Jahres“ gekürt – und rührt die Gäste in der Hofkirche.

Könnte vielleicht irgendwer all den Party-Veranstaltern und Event-Organisatoren mal ausrichten, dass es keiner spektakulären Inszenierungen bedarf, um Gefühle zu erzeugen? Gut, dann übernehmen wir das – schließlich haben wir es am eigenen Leib erfahren. Bei der Verleihung des „Prix Courage“, mit dem die ZDF-Redaktion Mona-Lisa und der Kosmetikkonzern Clarins die „Frau des Jahres 2007“ jetzt auszeichneten.

Aus der Leinwand, die über der aufgebauten Bühne in der Hofkirche hängt, blicken einen große Kinderaugen an, sehnsuchtsvolle Blicke. Auf der Bühne steht Moderatorin Susanne Kronzucker und erzählt eindringlich, wie wichtig Hilfe für benachteiligte Kinder sei. Dann treten „Die Jungen Tenöre“ auf und singen Liebesarien. Alles gut – nur halt ein bisschen überinszeniert.

Von der Arbeit

Später aber – nachdem Familienministerin Ursula von der Leyen Grundsätzliches über die Bedeutung von Engagement und Spezielles über Preisträgerin Tina Witkowski gesagt hat – klettert diese auf die Bühne. Und rührt die 200 Gäste. Man muss das so sagen. Frau Witkowski ist aufgeregt, ihre Stimme klingt brüchig als sie ans Mikrofon tritt und von ihrer Arbeit erzählt, von ihrem Projekt „Kahuza“ und davon, wie schwer die Arbeit manchmal sei. Aber auch wie schön. Wie erfüllend.

Vor jetzt drei Jahren gründete Frau Witkowski in ihrer Heimatstadt Halle den Verein. Weil sie Kindern helfen wollte, die es nicht leicht im Leben haben. Sie findet ein ungenutzes Haus, sie baut es zur Anlaufstelle aus. Rund 60 Kinder kommen seither jeden Tag zu ihr. In den ersten beiden Jahren gibt es keine funktionierende Heizung und keine richtige Küche, aber trotzdem täglich für jedes Kind ein warmes Mittagessen – dazu Hausaufgabenhilfe, oft Ausflüge, immer Aufmerksamkeit.

Im September 2007 scheint alles aus zu sein. Der Mietvertrag für das Haus wird gekündigt, der Verein steht kurz vor der Obdachlosigkeit. Tina Witkowski findet ein neues ungenutzes Areal, kauft das Haus schließlich kurzerhand. „Erst brauchte ich von 53000 Menschen fünf Euro, jetzt reichen 51000 “, sagt die 43-Jährige – und nicht nur Anna Loos, Bettina Cramer und Nina Ruge bekommen da glänzende Augen.

Wie gut, dass Jutta Speidel praktisch ist. Schnell leert sie ihre Handtasche, lässt diese als Klingelbeutel rumgehen und sammelt 1500 Euro – ohne sich dabei zu inszenieren.

Jan Chaberny

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