Für Joaquin Phoenix sind Filmrollen wie Geliebte

Joaquin Phoenix (40) ist für seine immense schauspielerische Bandbreite bekannt. Vom diabolischen Herrscher in "Gladiator", über den schüchternen Sonderling in "Her", bis hin zu Country-Legende Johnny "The Man in Black" Cash in "Walk the Line". Auch in seiner nächsten Rolle weiß der in Puerto Rico geborene Darsteller zu überraschen, als kiffender Detektiv nämlich, der mitten in der Hippie-Bewegung der 70er Jahre ermittelt. Im Interview mit der "Welt am Sonntag" verrät der Schauspieler, warum ihm gerade die wirre Story des neuen Films so gut gefällt.
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Selbstständig denken
Dass man gar nicht jeden Aspekt des Streifens verstehen könne, sei "was an dem Film so gut ist. Es liegt an Ihnen und welchen Reim Sie such darauf machen. Ich sehe gern Filme, die diesen Eindruck bei mir auslösen", so Phoenix. Ein Werk für jedermann idiotensicher zu machen, kommt für ihn nicht in Frage: "Was mir immer total auf die Nerven geht, sind DVD-Kommentare, wo die Regisseure über ihren Film reden. Ich will gar nicht, dass es mir jemand anders mundgerecht serviert. Das ruiniert meine eigene Interpretation. Ich will selbst nach der Bedeutung suche und sehen, was es über mich sagt."
Der Bauch entscheidet
Ein Patentrezept, nachdem er seine Rollen aussucht, habe er nicht, wie er im Interview beteuert. Vielmehr sei es eine reine Gefühlssache, so wie bei der Liebe: "Ehrlich gesagt ist mir das selbst schleierhaft. Ich mache das instinktiv. Wie suchen Sie sich Ihre Freundin aus oder Ihre Geliebte? Ich lese was, und da ist das vage Gefühl, das muss ich mir genauer anschauen, weil es ein besonderes Erlebnis verspricht. Ich suche nach Filmen, die etwas versuchen, was ich noch nicht gesehen habe."
Money, Money, Money
Ein Aspekt spiele für Phoenix dagegen gar keine Rolle - das liebe Geld: "Mich interessiert nicht um wie viel Geld es geht, nichts dergleichen. Ich will nicht, dass das meine Entscheidung beeinflusst. Ich versuche, darauf zu hören, was mein Bauch sagt."
Doch der Schauspieler gibt sich nicht scheinheilig und weiß genau, dass sich eine derartige Einstellung nicht jeder leisten kann. "Es ist schwierig, Prinzipien zu haben. Es gibt ein tolles Zitat aus dem Film 'The Contender', wo Joan Allen sagt: ,Prinzipien bedeuten nichts, wenn sie bequem sind.' Wenn Ihr Leben gut läuft, ist es einfach, prinzipientreu zu sein. Wenn Sie Geldsorgen haben, sieht das anders aus."