Früher bewundert, heute entmündigt: Film-Diva Lollobrigida wird 95

Filmdiva Gina Lollobrigida kann an ihrem 95. Geburtstag auf ein langes, bewegtes Leben zurückblicken – doch ein Familienstreit wirft ein dunkles Licht auf ihren Lebensabend.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
1  Kommentar
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Gina Lollobrigida im November 2021.
Gina Lollobrigida im November 2021. © Mario Cartelli (SOPA Images via Zuma Press Wire)

Gina Lollobrigida galt als schönste Frau der Welt und stand mit großen Hollywood-Stars vor der Kamera. Auch als Fotografin und Bildhauerin war die Italienerin erfolgreich. Vor ihrem 95. Geburtstag aber prägt ein folgenschwerer Familienstreit das Leben der Römerin.

So einen Lebensabend hat die große Gina Lollobrigida nicht verdient. Einst war sie Kino-Ikone, Sexsymbol, Fotografin, Bildhauerin und UN-Botschafterin, ein Weltstar. Heute darf sie nicht mehr über ihr Vermögen entscheiden, nachdem ein Gericht ihr nach einem jahrelangen Familienstreit einen Vormund zugewiesen hat. "Ich habe das Recht in Frieden zu leben, aber auch in Frieden zu sterben", sagte Lollobrigida im November in einer italienischen TV-Sendung unter Tränen. Am Montag (4. Juli) wird sie 95 Jahre alt.

Gina Lollobrigida in einer Szene des Films "Cervantes" von 1967 mit Horst Buchholz.
Gina Lollobrigida in einer Szene des Films "Cervantes" von 1967 mit Horst Buchholz. © dpa (dpa)

Gina Lollobrigida - Star der Nachkriegszeit

Lollobrigida war eine der großen Diven des italienischen Kinos. Neben Sophia Loren, Claudia Cardinale und der im Februar gestorbenen Monica Vitti erlangte sie in den Nachkriegsjahrzehnten weltweiten Ruhm und stand mit den größten Filmstars vor der Kamera. In Anlehnung an einen ihrer Filme wurde sie gar als "schönste Frau der Welt" bezeichnet. Später hatte sie auch als Fotografin und Bildhauerin Erfolg.

Die Künstlerin mit dem komplizierten Nachnamen - den sie trotz Drängens einiger Regisseure nie gegen einen kürzeren Künstlernamen eintauschen wollte - kam 1927 östlich von Rom auf die Welt. 1946 schlug sie sich in Rom mit Statistenrollen und Kohlezeichnungen von Gästen in Lokalen durch, als sie von Filmemacher Mario Costa entdeckt wurde und in "Opernrausch" ihre erste größere Rolle bekam.

Gina Lollobrigida kommt 2013 mit Richard Lugner zum Opernball in Wien.
Gina Lollobrigida kommt 2013 mit Richard Lugner zum Opernball in Wien. © Herbert P. Oczeret (APA)

Dies war der Beginn einer aufregenden Karriere. Als Männerschwarm und Sexsymbol - Klischees, über die sie sich später beschwerte - drehte sie mit etlichen Hollywoodgrößen von Humphrey Bogart über Marcello Mastroianni, Sean Connery, Alec Guinness, Burt Lancaster bis Rock Hudson. An der Seite von Anthony Quinn brillierte sie in "Der Glöckner von Notre Dame" (1956). Auch "Fanfan, der Husar" (1952) und "Die Schönen der Nacht" (1952) gehörten zu ihren großen Erfolgen.

Gina Lollobrigida mit Harald Glööckler im Jahr 1998 auf dem 16. Frankfurter Opernball.
Gina Lollobrigida mit Harald Glööckler im Jahr 1998 auf dem 16. Frankfurter Opernball. © Katja_Lenz (dpa)

Von 1956 bis 1959 gewann sie vier Jahre in Serie einen Bambi als beste internationale Schauspielerin, etliche Preise in ihrer Heimat Italien kamen dazu. Zum Oscar, den etwa ihre "Busenfeindin" Sophia Loren gewann, reichte es für "La Lollo" indes nicht.

Keine Nacktszenen für Gina Lollobrigida

Das Herz vieler Italiener aber war Gina - eine Koseform von Luigina - sicher. Auch, weil sie neben Glamour auch Prinzipien hatte und deswegen die Schauspielerei Anfang der 70er Jahre aufgab. "Ich habe es abgelehnt, mich auszuziehen", erklärte sie später. Filmproduzenten hätten sie deshalb nicht mehr beachtet. Die selbstbewusste Italienerin wurde dann Fotografin und bekam illustre Objekte vor die Linse wie Fidel Castro, Fußballidol Pelé, Ronald Reagan, Paul Newman, Salvador Dalí und auch die deutsche Fußballnationalmannschaft.

Gina Lollobrigida hängt am 27.06.1975 in einer Berliner Galerie die Exponate für eine Ausstellung mit ihren Fotografien auf. In der Hand hält sie eine Aufnahme, die die indische Politikerin Indira Gandhi zeigt, Porträtstudien des kubanischen Präsidenten Fidel Castro haben bereits ihren Platz gefunden.
Gina Lollobrigida hängt am 27.06.1975 in einer Berliner Galerie die Exponate für eine Ausstellung mit ihren Fotografien auf. In der Hand hält sie eine Aufnahme, die die indische Politikerin Indira Gandhi zeigt, Porträtstudien des kubanischen Präsidenten Fidel Castro haben bereits ihren Platz gefunden. © Konrad Giehr (dpa)

In den 90er Jahren wechselte sie zur Bildhauerei, stellte Skulpturen aus und engagierte sich als Unicef-Botschafterin. Auf roten Teppichen und bei den Film-Galas war die Diva - meist grell geschminkt, mit pompösen Abendroben und wilden Haaren - weiter gerngesehener Gast.

Gina Lollobrigida und ihr damaliger Mann, der jugoslawische Arzt Mirko Skofic, auf dem Flughafen Tempelhof in Berlin im Juni 1954.
Gina Lollobrigida und ihr damaliger Mann, der jugoslawische Arzt Mirko Skofic, auf dem Flughafen Tempelhof in Berlin im Juni 1954. © Günter Bratke (dpa)

Privat und in der Liebe hatte sie nach eigenen Worten "weniger Glück als andere" - und das schon vor den unschönen Entwicklungen in ihren letzten Jahren. Aus der 1949 geschlossenen Ehe mit dem jugoslawischen Arzt Milko Skofic ging Sohn Andrea Milko Jr. hervor, mit dem sie sich später zerstritt und der dann höchstgerichtlich erwirkte, dass seiner Mutter wegen deren Geisteszustand ein Finanzvormund vorgesetzt wurde.

"Ich habe nichts Schlimmes gemacht", sagte Lollobrigida im Herbst. Aufgewühlt, aber auch erschöpft saß sie damals im TV-Studio und erzählte ihre Geschichte. Irgendwann kniete sich Star-Moderatorin Mara Venier vor die Schauspielerin auf den Boden, nahm deren Hand und forderte ihre Freundin auf, nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lollobrigida erwiderte: "In meinem Alter sollte ich eigentlich ein bisschen Frieden haben. Aber den habe ich nicht. Ich bin müde. Man sollte mich in Frieden sterben lassen." Ihre Stimme zitterte dabei.

Bei dem Streit mit ihrem Sohn und auch dem Enkel gehe es nicht um das Wohl der Diva, sondern um Geld, schildert es Lollobrigidas Anwalt Antonio Ingroia, früher ein Anti-Mafia-Staatsanwalt.

Auf das Vermögen hatte es wohl auch ein Heiratsschwindler aus Spanien abgesehen, den Lollobrigida im Jahr 2006 beinahe geehelicht hätte. Und auch im aktuellen Zwist mit ihrem Sohn steht in junger Mann im Fokus, offiziell ihr Assistent, laut Lollobrigida "mein großes Glück". Der Mann lebt mit seiner Frau und dem Kind bei der Seniorin - und habe Lollobrigida manipuliert, wie deren Sohn behauptet.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
1 Kommentar
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • luxemburger am 30.06.2022 11:33 Uhr / Bewertung:

    Ich finde die Loren bei weitem besser,auch noch heute im hohen Alter.Trozdem,alle Achtung fuer die Lolo.Respekt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.