"Frau Löwenherz" mit derber Aussage zu Rammstein und Till Lindemann: "Glaube lieber einer Lügnerin als einem Vergewaltiger"

Bei Talkmasterin Maybrit Illner herrschte am Donnerstagabend für einen kurzen Moment Schockstarre. Influencerin und Aktivistin Leonie Plaar, bekannt als "Frau Löwenherz", hat Stellung zu den Vorwürfen um die Band Rammstein bezogen. Doch ihre Worte sind fragwürdig.
von  Sven Geißelhardt
Moderatorin Maybrit Illner im Gespräch mit Leonie Plaar
Moderatorin Maybrit Illner im Gespräch mit Leonie Plaar © Screenshot ZDF

Es wird nicht still um die Skandal-Band Rammstein. In den vergangenen Tagen ist nach den harten Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann nun auch Keyborder Flake in den Fokus gerutscht. Wie heikel der Fall ist, zeigt sich an der öffentlichen Diskussion, die um Rammstein entbrannt ist. Während manche Kritiker Till Lindemann vorverurteilen, stellen sich Fans bedingungslos hinter ihr Idol und verhöhnen die mutmaßlichen Missbrauchsopfer als Lügnerinnen. Auch in der Talkshow "Maybrit Illner" wurde die Thematik am Donnerstagabend unter anderem behandelt. Dabei sorgte ein Gast für einen sprachlosen Moment bei der Gastgeberin: Influencerin und Aktivistin Leonie Plaar aka "Frau Löwenherz".

Rammstein-Diskussion bei "Maybrit Illner": Influencerin sieht Unschuldsvermutung als juristischen Begriff

Maybrit Illner warf in der illustren Talkrunde, zu der auch Komiker-Legende Hape Kerkeling geladen war, die Frage in den Raum, wie mit den Anschuldigungen gegen Rammstein in der Öffentlichkeit umgegangen werden solle. "Sollen die Konzerte verboten werden?", fragte die 58-Jährige die Influencerin "Frau Löwenherz" und fügt hinzu: "Man könnte ja auch einfach nicht hingehen, wenn man anderer Auffassung ist."

Leonie Plaar, bekannt als Aktivistin Frau Löwenherz, hat mit ihrer Aussage zu Rammstein bei "Maybrit Illner" für Sprachlosigkeit gesorgt.
Leonie Plaar, bekannt als Aktivistin Frau Löwenherz, hat mit ihrer Aussage zu Rammstein bei "Maybrit Illner" für Sprachlosigkeit gesorgt. © Screenshot ZDF

Die Queer-Aktivistin entgegnete daraufhin selbstbewusst: "In der Idealvorstellung würden die Menschen sich aufgrund dieser Vorwürfe dazu entscheiden, nicht hinzugehen." Ihr zufolge fehle bei den meisten Fans das Vertrauen in die Personen, die die Vorwürfe erhoben hatten.

Rammstein-Frontmann Till Lindemann
Rammstein-Frontmann Till Lindemann © imago/Gonzales Photo

Doch dann rutschte die Argumentation von "Frau Löwenherz" etwas ins Absurde. Sie sagte: "Dann wird mit der Unschuldsvermutung um sich geworfen, die ja sowieso nur ein juristischer Begriff ist." An diesem Punkt hielt Maybrit Illner dagegen und erklärte: "Erstmal ist ja davon auszugehen, ihn [Till Lindemann, d.R.] dazu zu hören. [...] Wenn wir über diesen Straftatbestand reden, muss man ja fairerweise ein Verfahren abwarten."

Auch Hape Kerkeling (li.) war in der Sendung von Maybrit Illner zu Gast
Auch Hape Kerkeling (li.) war in der Sendung von Maybrit Illner zu Gast © Screenshot ZDF

Derbe Aussage zu Rammstein: Queer-Aktivistin macht Maybrit Illner sprachlos

Warum hat Leonie Plaar eine derart harte Meinung zum Thema Rammstein? Dazu offenbarte sie in der Sendung, dass sie als 17-Jährige selbst vergewaltigt worden sei und einige Jahre gebraucht habe, diesen Vorfall zu verstehen und zu verarbeiten. Die Influencerin habe damals keine Anzeige erstattet. "Wir reden hier von etwas, das sehr schwer beweisbar ist und nur ein ganz kleiner Bruchteil der Menschen, die wegen sexueller Übergriffigkeit oder Vergewaltigung angezeigt werden, werden überhaupt verurteilt", sagte sie dazu in Bezug auf die Rammstein-Thematik. Auf die Frage, ob Till Lindemann ein Täter sei, antwortete sie: "Ich bin dazu geneigt, den dutzenden [...] Frauen zu glauben versus der einen Person, die sagt, es sei nichts passiert."

Dann ließ "Frau Löwenherz" einen Spruch fallen, der für Schockstarre und Schweigen im Studio sorgte. "Für mich persönlich gilt [...], egal, ob es Rammstein oder ein Fall in meinem direkten Umfeld ist: Am Ende glaube ich lieber einer Lügnerin als einem Vergewaltiger." Von dieser Aussage schien Gastgeberin Maybrit Illner derart verunsichert, dass sie nichts dagegen erwiderte und sich irritiert an ihre Talkgäste richtete: "Möchte sich jemand äußern?" Julian Nida-Rümelin, Philosoph und Vorsitzender des deutschen Ethikrats, sagte dazu: "Öffentliche Debatte ist das eine, aber canceln, entlassen, Sanktionen verhängen, das ist etwas. Das müssen wir dieser institutionellen Struktur der Demokratie anvertrauen."

Leonie Plaar aka "Frau Löwenherz" verteidigt Statement: "Wem ich glaube, ist meine Sache"

Über die derbe und vorverurteilende Aussage der Influencerin wurde bei "Maybrit Illner" im Anschluss nicht mehr diskutiert. Ob es den Gästen zu heikel war, in dieses Hornissennest zu stechen? Mit ihrem Kommentar hat Leonie Plaar sich mehr als deutlich gegen Rammstein positioniert. Allerdings könnte sie durch die Anmerkung, dass sie eher "einer Lügnerin als einem Vergewaltiger" Glauben schenken würde, Opfern von sexueller Gewalt geschadet haben. Eine große Angst von Betroffenen ist es immerhin, dass ihnen kein Glaube geschenkt wird. Jeden Beschuldigten vorschnell als Täter abzustempeln, ist allerdings genauso falsch, wie die Aussagen von möglichen Opfern infrage zu stellen.

Auch nach der Sendung steht die Queer-Aktivistin zu ihrem fragwürdigen Statement, wie sie in ihren Instagram-Storys deutlich macht. "An die Rammstein-Verteidiger*innen: Die Chance eines erwachsenen Mannes, fälschlicherweise einer Vergewaltigung beschuldigt zu werden, liegt bei 0,00021281 Prozent. [...] Dagegen enden von 1.000 Vergewaltigungen nur etwa 28 in einer Verurteilung. Und wem ich als Betroffene glaube, ist absolut meine Sache." 

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