Interview

Francis Fulton-Smith: Wie Corona sein Leben erleichtert hat

TV-Star Francis Fulton-Smith ("Oktoberfest 1900") sagt in der AZ, wie Corona sein Leben verändert und erleichtert hat - nicht nur um zwölf Kilo
von  Kimberly Hagen
Er findet es richtig, dass die Wiesn ausfällt: Francis Fulton-Smith mit Lebensgefährtin Claudia Hillmeier (in der Käfer-Schänke).
Er findet es richtig, dass die Wiesn ausfällt: Francis Fulton-Smith mit Lebensgefährtin Claudia Hillmeier (in der Käfer-Schänke). © imago

Auf dem Bildschirm schaut er heute noch ein bisserl anders aus: Francis Fulton-Smith (54) trägt als rebellischer Wirt Ignaz Hoflinger in der neuen BR-Serie "Oktoberfest 1900" (ARD, 20.15 Uhr) Schnauzbart und ein paar Kilo mehr auf den Hüften.

In Wahrheit hat er während des Lockdowns kräftig abgenommen. Mit der AZ spricht der Münchner Schauspieler über sein neues, leichteres Ich - und die Wiesn-Serie, die im Vorfeld für viel Wirbel gesorgt hat.

"Oktoberfest 1900": FFS (r.) ist der TV-Mann von Martina Gedeck (l.).
"Oktoberfest 1900": FFS (r.) ist der TV-Mann von Martina Gedeck (l.).

AZ: Lieber Herr Fulton-Smith, "Oktoberfest 1900" ließ Wiesnwirte vorab schäumen, wie sie nur so machtgierig und blutig abgebildet werden können. Hat Sie das amüsiert?
FRANCIS FULTON-SMITH: Ich war erst sehr überrascht, hab mich dann wahnsinnig über die kostenlose PR gefreut. Etwas Besseres konnte uns nicht passieren, als dass uns vorab ein Denkmal gesetzt wird. Das Oktoberfest ist eine Weltmarke. Das dramatisch aufzuarbeiten, also im fiktionalen Bereich, es ist keine Dokumentation - dazu kann man nur sagen: Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Freuen Sie sich mehr auf die heutige Premiere in der ARD - oder auf den weltweiten Netflix-Start am 1. Oktober?
Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, mir ist es egal, wie es in der Welt ankommt. Durch Netflix laufen wir auf neun Sprachen in 150 Ländern - Wahnsinn. Aber: Bei diesem Produktionsbudget muss in Deutschland eine sensationelle Quote her, nur dann haben die Öffentlich-Rechtlichen eine Rechtfertigung, in solche Stoffe zu investieren. Andernfalls wäre der Teufel los - und künftig gäbe es nur noch Talkshows und Wiederholungen.

"Oktoberfest 1900" auf Netflix: "Eine Art Adelung"

Wie haben Sie erfahren, dass Netflix die internationalen Rechte gekauft hat?
Über den Produzenten. Das ist eine Art von Adelung, das ist Champions League. Wir können auch in Bayern Hollywood. "Oktoberfest 1900" ist die beste Produktion vom BR und ARD seit langem. Es ist toll, dass auch außerhalb Münchens die Erstklassigkeit dieser Produktion wahrgenommen wird.

Wie schauen Sie fern - mehr Netflix oder deutsches TV?
Hier verweigere ich lieber die Aussage (lacht). Dennoch: Der öffentlich-rechtliche Raum ist da, wenn man weiterhin gute Sachen sehen möchte, muss man aber auch einschalten.

Wie traurig sind Sie, dass es heuer keine Wiesn gibt?
Wirtschaftlich ist das eine totale Katastrophe - für die Wirte, Schausteller, Angestellten, die Stadt. Ein Super-GAU. Ich bin aber ein Freund von Markus Söders Entscheidung. Wenn wir Covid-19 ernstnehmen, gibt es dazu keine Alternative.

"Ich sehe überhaupt keinen Verlust meiner Grundrechte"

Würden Sie sich aktuell in einem Bierzelt mit 10.000 Gästen wohlfühlen?
Nein, das ist sehr weit weg von mir. Ich habe schon Masken getragen, als mich andere dafür ausgelacht haben. Weil ich viel unterwegs bin, viele Leute treffe. Es hat was mit Verantwortung zu tun, ich möchte nicht nur mich, sondern andere schützen. Ich sehe überhaupt keinen Verlust meiner Grundrechte. Ich verstehe nicht, warum Gastronomie und Kultur so stark eingeschränkt werden, aber viele Menschen dicht gedrängt demonstrieren dürfen. Es gibt ein Recht auf Demonstration. Ich finde das Recht auf Gesundheit aber wichtiger.

Wie hat Corona Ihr Leben verändert?
Ich habe das Wandern für mich entdeckt, ein großartiger Spaß. Die Mittenwalder, Tölzer und Garmischer Gegenden sind für mich als Münchner sehr spannend, das Chiemgau ist fantastisch. Wir in Bayern haben den biostrategischen Vorteil, dass sich der liebe Gott hier ausgetobt hat. Trotzdem ist ein richtiges Augenmaß wichtig. Ich habe viele Leute gesehen, die völlig unvorbereitet auf die Berge gerannt sind. Kann man machen, muss man nicht.

Fulton-Smith: Habe Corona als Chance genutzt

Während des Lockdowns waren Sie von Ihrer Lebensgefährtin, der Amerikanerin Claudia Hillmeier, getrennt - wie schlimm war das?
Claudia steckte lange in Amerika fest, natürlich habe ich sie vermisst, aber es war eine Trennung auf hohem Niveau. Allein durch die sozialen Netzwerke konnten wir miteinander verbunden sein, dazu Telefon und Facetime. Ich hab mir in der Zeit immer die Situation meiner Mutter vor Augen gehalten: Sie war zwei Jahre alt, als ihr Vater in den Krieg gehen musste und 14, als er aus russischer Gefangenschaft zurückkam - ich glaube, das relativiert das ein oder andere.

Wie haben Sie die Krise erlebt?
Ich habe die Corona-Krise für mich als Chance genutzt. Insofern bin ich auch dankbar, dass das Hamsterrad von außen mal angehalten wurde und dass ich, bei allem Respekt für die Opfer, in mich gehen konnte. Neben dem Wandern meditiere ich auch gerne. Ich finde es wichtig, sich zu hinterfragen: Was mache ich? Was möchte ich? Was brauche ich wirklich?

Was Sie nicht mehr brauchten, waren zwölf Kilo - so viel haben Sie abgenommen.
Ja, durchs Wandern. Es fühlt sich weltklasse an. Die Entdeckung der neuen Leichtigkeit. Ich fühle mich besser denn je.

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