Flunker-Prinz Harry in der Kritik: Hat der Royal in seiner Skandal-Biografie gelogen?

Im britischen Königshaus ist Prinz Harry seit seinen Enthüllungen in der Netflix-Doku "Harry & Meghan", den Skandal-Interviews und seiner Biografie "Reserve" zur Persona non grata geworden – auch bei vielen Bürgern. Dem Erfolg seines Buches tut das jedoch keinen Abbruch, eher das Gegenteil ist der Fall. Das Werk des Royals wurde von "Guinness World Records" zum am schnellsten verkauften Sachbuch aller Zeiten gekürt. Auch in Deutschland führt der Sohn von König Charles die Bestseller-Listen an. Trotz des unglaublichen Erfolgs tauchen immer mehr Ungereimtheiten in Bezug auf den Inhalt des Buches auf. Hat Prinz Harry eine Biografie etwa mit Lügen aufgepeppt?
Prinz Harry und die Xbox-Flunkerei
In "Reserve" beschreibt der Exil-Royal wie er zu seinem dreizehnten Geburtstag das letzte Geschenk seiner Mutter überreicht bekam – zwei Wochen vor dem tragischen Tod von Prinzessin Diana. Seine Tante Sarah Ferguson habe ihm ein Paket überreicht, in dem sich eine Xbox befunden habe. Doch das kann nicht stimmen, denn Prinz Harry wurde 1997 13 Jahre alt. Die erste Spielekonsole des US-Konzerns Microsoft erschien jedoch erst 2001, also vier Jahre später.
Tod von Queen Mum: Wo war Prinz Harry?
Eine weitere Ungereimtheit wird deutlich, wenn Prinz Harry in seiner Biografie vom Tod seiner Urgroßmutter Queen Mum erzählt. Er habe von ihrem Ableben erfahren, als er sich in dem Elite-Internat Eton befunden habe. "In Eton, als ich gerade lernte, nahm ich einen Anruf entgegen. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, wessen Stimme am anderen Ende der Leitung war. [...] Man sagte mir: Ihre Königliche Hoheit, die Queen Mother ist gestorben", schreibt der 38-Jährige dazu.
Die Mutter von Queen Elizabeth starb am 30. März 2002. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Prinz Harry gemeinsam mit seinem Vater Charles und Bruder Prinz William im Skiurlaub in der Schweiz, wie Fotos vom 29. März 2002 belegen. Der Trip sollte eine Woche dauern, wurde aber durch den Tod der Urgroßmutter unterbrochen. Demnach kann sich Harry nicht in seiner Schule befunden haben.

Ehemaliger Armee-Kollege deckt Lüge von Prinz Harry auf
Beim letzten Geburtstagsgeschenk von Lady Di und dem Tod von Queen Mum könnte die eigene Erinnerung Prinz Harry trügen, denn beides waren außerordentlich emotionale Ereignisse. Jedoch schreibt Prinz Harry in "Reserve" auch über einen Vorfall bei seinem Training für die britische Armee, der von einem ehemaligen Wegbegleiter als Lüge entlarvt wird.
Bei einem Flug mit einer Propeller-Maschine soll der Ausbilder von Prinz Harry den Motor plötzlich gestoppt haben. "Ich spürte, wie der linke Flügel einknickte, ein widerliches Gefühl. Und dann, nach einigen Sekunden, die sich wie Jahrzehnte anfühlten, holte er das Flugzeug zurück und richtete die Flügel aus", schreibt er dazu. Über die Aktion sei der Sohn von König Charles im Vorfeld nicht informiert worden, weshalb er unter Schock gestanden sei.
Michael Booley, der damals neben Prinz Harry in dem Kleinflugzeug saß und die Maschinen zum Stillstand gebracht haben soll, erklärt jedoch, dass der Vorfall etwas anders abgelaufen sei. "Ich bin darüber erstaunt, sogar unter Schock", sagt er gegenüber "The Sun". "Obwohl das Buch mich beglückwünscht, ist die Erinnerung an die Einsätze und Lektionen ungenau, fürchte ich. Es ist wichtig hervorzuheben, dass im Cockpit nichts überraschend kommt. Jeder Einsatz wird vorher gründlich besprochen." Er bezeichnet die Beschreibungen von Prinz Harry als "überdramatisierend".
Unternehmen TK Maxx bestreitet Behauptung von Prinz Harry
In seiner Biografie will sich Prinz Harry auch als volksnah verkaufen und gibt sich als normalen Bürger. Zur Untermauerung beschreibt er, wie er gerne bei dem Klamotten-Discounter TK Maxx shoppen geht – am liebsten zum jährlichen Ausverkauf. Doch auch das kann nicht stimmen, denn das Unternehmen stellt klar, dass es keinen jährlichen Ausverkauf gibt. "Obwohl wir uns freuen, dass Prinz Harry ein großer Fan ist, dachten wir, wir sollten erklären, dass wir eigentlich keine Verkäufe machen. Stattdessen bieten wir das ganze Jahr über ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, Stil und Ersparnisse", stellt ein Sprecher von TK Maxx klar.
Ob Prinz Harry in seinem Buch "Reserve" bewusst geflunkert und übertrieben hat oder ihn seine Erinnerungen täuschen, wird wohl nur er selbst wissen. Jedoch hätten einige Ungereimtheiten vermieden werden können, wenn das Team des Exil-Royals, der Verlag und der Ghostwriter J. R. Moehringer gründlicher zu einigen Hintergründen recherchiert hätten.