Flugverbot für "Die Rosenheim-Cops"-Stars: Mitarbeiter packt über eiserne Regeln aus
Momentan gibt es im TV keine neuen Folgen von "Die Rosenheim-Cops" zu sehen – im Hintergrund wird aber eifrig an weiteren Episoden gewerkelt. Im Herbst soll die 25. Staffel der erfolgreichen Krimi-Serie starten. Für eine Produktion dieser Größenordnung gibt es wichtige Regeln, an die sich alle am Set zu halten haben – vor allem mit Blick auf die Umwelt. Für die Einhaltung der sogenannten "ökologischen Standards" ist Tobias Wolf zuständig. Der AZ hat er Einblicke in das grüne Drehen gegeben.
Green Consultant bei "Die Rosenheim-Cops": So werden Produktionen umweltverträglicher
Seit 2019 ist Tobias Wolf als Green Consultant und Senior Sustainability Manager im Bereich Film tätig und arbeitet aktuell für die Bavaria Fiction, die unter anderem "Die Rosenheim-Cops" für das ZDF produziert. Sein Job umfasst im Grunde "alle Aspekte rund um das Thema Nachhaltigkeit bei der Bavaria", wie er der AZ erklärt. Bereits in der Vorbereitung einer Produktion arbeitet er eng mit den Filmteams zusammen. "Es wird geprüft und analysiert, wo die umwelttechnisch bedeutendsten Hotspots liegen. Wir suchen gemeinsam nach Lösungen und Konzepten, wie wir die Produktion umweltverträglicher gestalten können und setzen diese entsprechend um."
Darüber hinaus fertigt er im Nachgang einer Produktion einen Bericht an. Damit sollen die Dreharbeiten "nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ" ausgewertet werden – wie etwa mithilfe einer CO2-Bilanz. Das sei vor allem für langlaufende Serien wie "Die Rosenheim-Cops" wichtig, um sich über die Jahre kontinuierlich zu verbessern.

Das sind wichtige Umweltfaktoren für Dreharbeiten bei "Die Rosenheim-Cops"
Die Bavaria-Film-Gruppe hat sich 2021 zur Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien in der Produktion verpflichtet. Aber was sind diese Nachhaltigkeitskriterien? Dazu sagt Tobias Wolf im AZ-Gespräch: "Mittlerweile heißen diese Kriterien 'Ökologische Standards'. Das sind Richtlinien, die der Arbeitskreis 'Green Shooting' entwickelt hat. In diesem Arbeitskreis haben sich im Grunde alle Akteure der deutschen Filmindustrie 2017 zusammengeschlossen und eine Auflistung von Kriterien geschaffen, nach denen nachhaltig produziert werden kann." Darunter fallen etwa Bereiche wie Energie, Transport, Material und Verpflegung.
Faktor Strom: "Die Rosenheim-Cops" setzen auf neue und alternative Energiequellen
Wie das praktisch am Set umgesetzt wird, erklärt der Green Consultant der Bavaria Fiction am Beispiel von "Die Rosenheim-Cops". Was passiert etwa bei Außen- und Innenaufnahmen? "Ein wichtiger Faktor bei beiden ist die Energie, der Strom", betont Tobias Wolf. "Bei Innenaufnahmen in den Kulissen der Bavaria Studios gestaltet sich das einfacher, da das gesamte Gelände zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben und mit Geothermie geheizt wird."

Bei Außendrehs im Münchner Umland gestaltet sich das allerdings etwas schwieriger. "Es hängt vom Motiv und den vor Ort vorhandenen Gegebenheiten ab, ob auch dort mit Öko-Strom gedreht werden kann – manchmal muss aber auch auf Generatoren zurückgegriffen werden. Für 'Die Rosenheim-Cops' probieren wir auch neue und alternative Energiequellen aus – wie Gas-Generatoren oder Batterie-Packs – um den Diesel-Generator zu vermeiden. Damit versucht man, im Energiebereich die Emissionen niedrig zu halten."

Nachhaltiger Kulissenbau und Ausstattung: "Wir setzen auf nachhaltige Materialien"
Um nicht zu viele Rohstoffe zu verbrauchen, setzt die Produktion auch auf Recycling. Dafür haben "Die Rosenheim-Cops“ sogar eine eigene Lagerhalle, wie der Green Consultant in der AZ verrät: "Die Materialien, die für den Dreh genutzt werden, sollen eingelagert und später wiederverwendet werden. Wir setzen dabei auf zertifizierte und nachhaltige Materialien sowie Modular-Bauweise. Damit kann das Material später wieder auseinandergenommen und für etwas anderes genutzt werden. Auch im Kostümbereich nutzen wir ein eigenes Lager, um Neukäufe zu reduzieren."
Mobilität als größter Emissionsfaktor: "Ist auch bei den 'Rosenheim-Cops' so"
Bei einer großen Produktion lassen sich CO2-Emissionen auch mit "ökologischen Standards" nicht komplett vermeiden. Der größte Faktor in einer Film- oder Serienproduktion ist Tobias Wolf zufolge die Mobilität – immerhin müssen Stars und Equipment ständig von A nach B transportiert werden. "Bei den Fahrzeugen setzen wir auf E-Mobilität und Hybrid-Antriebe. Diese können auf dem Bavaria-Film-Gelände mit Öko-Strom geladen werden, denn es gibt hier mehr als 40 Ladepunkte."

Um den CO2-Ausstoß während der Dreharbeiten möglichst gering zu halten, gibt es für die Mitarbeiter ein klares Verbot in Bezug auf "Die Rosenheim-Cops": "Darüber hinaus gibt es keine Flugreisen für die Produktion, wir setzen rigoros auf die Bahn. Fahrten mit der Bahn erzeugen schließlich 90 Prozent weniger Treibhaus-Emission als Flüge. Auch bei den Unterkünften zu Außen-Drehs wird auf Nachhaltigkeit geachtet: Wir versuchen immer, Hotels zu finden, die Umweltmaßnahmen integriert haben."
Umweltbewusste Verpflegung: Wann auf Catering verzichtet wird
Arbeitstage am Set von Film- oder Serienproduktionen können schnell länger als acht Stunden dauern. Dabei ist es wichtig, dass das gesamte Team mit gutem Essen versorgt wird. Auch hierbei wird mit Blick auf die Umwelt geplant, weshalb auf Regionalität und biologischen Anbau der Lebensmittel geachtet wird.
Eine kleine Ausnahme bilden aber Drehs außerhalb der Studio-Kulissen. "Wenn wir außerhalb von München unterwegs sind, haben wir kein eigenes Catering dabei, sondern setzen auf lokale Restaurants in der Nähe der Sets", sagt Tobias Wolf der AZ. "Damit muss kein eigener Truck dabei sein und wir unterstützen die regionalen Küchen." Die Macher von "Die Rosenheim-Cops" gehen aber noch einen Schritt weiter: "Wir haben auch einen vegetarischen Tag pro Woche in der Küche – da kommt kein Fleisch auf den Teller."
Green Consultant über Kosten für Umweltmaßnahmen: "Es gibt drei Kategorien"
Wie teuer die Umsetzung der "ökologischen Standards" ist, kann nicht genau beziffert werden, da das von Produktion zu Produktion unterschiedlich ist. Tobias Wolf zufolge gibt es dafür drei Kategorien: "Es gibt CO2-Maßnahmen, die keine Mehrkosten bedeuten. Das fängt bei simplen Dingen wie Recycling-Papier statt normalem Papier oder Akkus statt Einwegbatterien an. Dann gibt es Investments in Umweltmaßnahmen, wie eine Umrüstung im Lichtbereich, die sich über die Zeit amortisieren. Zum Schluss gibt es Maßnahmen, die Mehrkosten verursachen, zum Beispiel Bio-Produkte im Catering, Baustromanschlüsse, oder wenn bestimmte Materialien durch umweltfreundlichere, aber teurere Alternativen ersetzt werden."

"Die Rosenheim-Cops"-Stars zu Umweltschutz angehalten: "Positive Bestärkung"
Bei den Maßnahmen zum grünen Drehen werden alle Mitarbeiter in die Pflicht genommen. Laut dem Green Consultant gibt es dazu "ein grünes Memo, in welchem das Team auf die verschiedenen Maßnahmen am Set hingewiesen wird". Auch ein Verhaltenskodex weist auf das Thema Nachhaltigkeit hin: "Alle Mitarbeitenden sind sensibilisiert, darauf zu achten, dass wir möglichst umweltfreundlich produzieren wollen."
Gibt es am Set von "Die Rosenheim-Cops" Folgen, wenn sich ein Schauspieler oder Mitarbeiter nicht an die Vorgaben zum Umweltschutz hält? Müssen bei einem Verstoß vielleicht fünf Euro ins "Umweltsünder-Glas" geworfen werden? Ein lachender Tobias Wolf erklärt dazu: "Das ist eine lustige Idee, aber das brauchen wir gar nicht. Wir arbeiten eher mit positiver Bestärkung statt Bestrafung. Das Team ist nämlich sehr motiviert und engagiert, nachhaltig zu produzieren, da es auch für sie eine Herzensangelegenheit ist."
Konsequenzen für Verstoß: Das passiert, wenn nicht auf grüne Maßnahmen geachtet wird
Doch ganz ohne Konsequenzen bleibt ein Verstoß nicht, wenn es um die Einhaltung der "ökologischen Standards" geht. "Eine erfolgreiche Umsetzung kann man sichtbar machen – etwa durch das 'klimaschonend produziert'-Label, das auch im Abspann der 'Rosenheim-Cops' zu sehen ist. Eine Kontrollinstanz überprüft jede Produktion in Bezug auf ihre CO2-Bilanz und die ergriffenen Maßnahmen zum Umweltschutz. Die 'ökologischen Standards' beinhalten hierzu eine Anzahl an einzuhaltenden Kriterien. Werden diese nicht erfüllt, kann kein Label vergeben werden und Ursachen werden gemeinsam mit dem auftraggebenden Sender aufgearbeitet."
In Zeiten des Klimawandels ist es also auch für Film- und Serienproduktionen wichtig, auf Nachhaltigkeit zu achten. Doch dabei geht es nicht nur um das bloße Einhalten von Regeln, wie Tobias Wolf abschließend sagt: "Es ist schön, wenn man von der Arbeit nach Hause kommt und ein gutes Gefühl hat, weil man mit seiner Arbeit einen positiven Beitrag geleistet hat."
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