Flick-Leiche mit Lkw weggeschafft?

Der 150-Kilo schwere Sarg des Milliardärs ist spurlos aus seinem Mausoleum in Österreich verschwunden. Die Täter gingen offenbar hoch professionell und mit schwerem Gerät zu Werke. Ermittler schließen Erpressung als Tatmotiv nicht aus.
KLAGENFURT Zuerst waren da nur harmlose Kratzer in den Granitplatten über der Grabstelle des Milliardärs Friedrich Karl Flick. Der Gärtner der Familie hatte sie entdeckt und der Polizei gemeldet. Was die dann in dem Mausoleum entdeckte, klingt völlig unglaublich: Der Sarg mit dem Leichnam des schwerreichen Großindustriellen war weg, spurlos verschwunden. Ein Toter wurde entführt!
"Das Grab wurde vermutlich zwischen dem 12. und dem 14. November geschändet", sagt Gottlieb Türk, Sprecher des Landespolizeikommandos Kärnten zur AZ. "Die Diebe waren absolute Profis. Der Deckel des Grabes ist aus drei jeweils rund 300 Kilo schweren Granitplatten, der Sarg selbst wog ungefähr 150 Kilo. Ich gehe davon aus, dass er mit professionellem Werkzeug ausgehoben wurde." Denkbar ist zum Beispiel ein Flaschenzug. Die Täter müssen sich mehrere Stunden in dem Mausoleum aufgehalten haben. Ebenso professionell wurden die Granitplatten zurück auf die Grabstelle gelegt – es fehlen nur zwei Nullen an der Jahreszahl 2006, Flicks Todesjahr.
Der Sarg selbst wurde vermutlich mit einem Lastwagen weggebracht. Eine Fahndung mit Hubschrauber und Suchkameras blieb erfolglos. Jetzt rätselt die Polizei über das Motiv. Erpressung könne man "nicht auschließen", so die Polizei. Immerhin ist die Familie des Verstorbenen immer noch schwerreich – Flick hinterließ ein geschätztes Vermögen von fünf bis sechs Milliarden Euro. Bis gestern Abend war aber offenbar noch keine Lösegeldforderung eingegangen.
Schon zu Lebzeiten hatte Flick stets Angst vor Entführung
Flicks Witwe Ingrid erfuhr auf ihrem Anwesen in Kalifornien von dem Grabraub, sie sei "geschockt", hieß es. Die Bewachung der beiden neunjährigen Flick-Zwillinge, die in Kärnten zur Schule gehen, sei sofort verstärkt worden.
Bereits 1991 war ein Mitglied des Flick-Clans Opfer einer Entführung geworden. Damals hatten Kriminelle den Bruder von Flicks Ehefrau, den 26-jährigen Günter R., entführt und mehr als fünf Millionen Euro Lösegeld gefordert. Die Entführung endete allerdings unblutig, die Täter wurden geschnappt. Auch Flick selbst war stets in Angst, Opfer einer Entführung zu werden. Seine Villa am Südufer des Wörthersees ließ er zur Festung ausbauen, seine vier Kinder wurden stets von Leibwächtern zur Schule begleitet.
Flick hatte sich 1985 in Österreich niedergelassen, nachdem er sich von seinem Imperium (geschätzter Jahresumsatz: elf Milliarden Euro) getrennt und die Firmengruppe für rund 5,4 Milliarden Mark an die Deutsche Bank verkauft hatte. Mitte der 90er verlegte er seine Vermögensverwaltung von Düsseldorf nach Wien und sparte so hunderte Steuermillionen. Am 5. Oktober 2006 starb Flick im Alter von 79 Jahren. 300 Trauergäste kamen zur Beerdigung.
Die Behörden fürchten jetzt offenbar Nachahmer
Strafrechtlich handelt es sich bei dem Grabraub um Störung der Totenruhe – hier liegt die Höchststrafe bei sechs Monaten. Dazu kommt noch schwere Sachbeschädigung - hierauf steht in besonders schweren Fällen Haft von bis zu fünf Jahren.
Der Flick-Grabraub hat jetzt sogar das österreichische Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung alarmiert – offenbar fürchtet man Nachahmer. Das Amt teilte mit: "Ab sofort gibt es einen verstärkten Überwachungsauftrag für die Urne des verstorbenen Landeshauptmanns Jörg Haider."