Filmemacher Ekrem Engizek: "Erlebe in Berlin viel mehr Rassismus als in München"
Besonders schätzt Engizek die Toleranz und den Respekt, die ihm hier entgegengebracht werden. "In München ist das Leben angenehmer, weil die Menschen weniger neidisch sind", sagt der 36-Jährige der AZ. Eine Erfahrung, die für ihn keineswegs selbstverständlich ist.
"Rassistisch angefeindet, weil ich als Ausländer teure Markenklamotten trage"
Ekrem Engizek zur AZ: "In München kann man ein schönes Auto fahren oder eine teure Uhr tragen – und man erfährt nicht gleich Missgunst. Erst letzte Woche wurde ich in Berlin rassistisch angefeindet und beschimpft, weil ich als Ausländer teure Markenklamotten getragen habe. Es war leider nicht das erste Mal. Berlin gibt immer vor, tolerant zu sein. Aber gerade diejenigen, die am lautesten von anderen Toleranz einfordern sind am intolerantesten."
Ekrem Engizek wuchs in Hamburg und Ravensburg auf
Schon als Kind hat Ekrem Engizek wegen seiner türkischen Wurzeln mit Vorurteilen und Rassismus zu kämpfen. Aufgewachsen in Hamburg und Ravensburg, machte er früh die Erfahrung, dass er sich immer wieder beweisen muss. Die Kindheit war von Gewalt geprägt, Förderung erhielt er kaum. Als Jugendlicher geriet er mit dem Gesetz in Konflikt. Ausländerfeindlichkeit habe er "immer mal wieder" erfahren, berichtet Engizek, "aber seit ein paar Jahren spüre ich diese so krass wie noch nie".
"München erinnert mich sehr an Los Angeles"
Sein Lebensweg führte Ekrem Engizek in verschiedene Metropolen, aber nirgendwo fühlte er sich so wohl wie in München. Während er andernorts immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert wurde, erlebt er hier ein anderes Miteinander. "München erinnert mich sehr an Los Angeles. Auch hier gibt es gehobenere Leute, mehr Klasse und Stil. Die Münchner machen einem für ein Statussymbol auch mal Komplimente wie die Amerikaner."

Engizek liebt Luxus und scheut sich nicht, das auch zu zeigen. Hochwertige Kleidung, schnelle Autos – für ihn sind das Symbole seines Erfolgs, den er sich hart erarbeitet hat. "Ich finde es völlig legitim, wenn man sich etwas gönnt und das auch nach außen zeigt", sagt er. In Berlin werde "das oft als pure Provokation empfunden".
Anfeindungen spürt Engizek im Geschäftsleben, aber auch im Alltag. "In Berlin habe ich wirklich Angst vor Raub und Diebstahl. In München hat man noch mehr Respekt vor Ausländern, die Geld haben", meint Engizek.
Film "Haps" ab dem 27. März im Kino
Seine Erfahrungen und Erlebnisse verarbeitet Engizek auch in seinen Filmen. Er erzählt Geschichten von Ausgrenzung und gesellschaftlichen Barrieren, aber auch von Hoffnung, Stärke und dem unerschütterlichen Glauben an sich selbst. "Mit meiner kreativen Arbeit will ich auch anderen Menschen Mut machen", erklärt Engizek. Sein neuer Film "Haps" kommt am 27. März in die Kinos.
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