Ferres: "Ich küsse nicht beim ersten Date"

Veronica Ferres über Enttäuschungen im Privatleben, ihre Schutzmechanismen und den Gedanken, ein Kind zu adoptieren.
Adrian Prechtel |
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Veronica Ferres über Enttäuschungen im Privatleben, ihre Schutzmechanismen und den Gedanken, ein Kind zu adoptieren

AZ: Frau Ferres, im ZDF-Film „Mein eigen Fleisch und Blut” spielen Sie eine Frau, die ihrem Vater nicht verzeiht, dass er sie als Teenagerin gezwungen hat, ihr Kind zur Adoption freizugeben. Gibt es das Recht, nicht zu verzeihen?

VERONICA FERRES: Natürlich. Das Traurige daran ist aber, dass man sich persönlich schadet. Nur wer verzeihen kann, findet inneren Frieden. Wer mit einer offenen Rechnung lebt, vergiftet sich langsam, aber kontinuierlich selber.

Haben Sie schon viel Kraft aufwenden müssen, jemandem zu verzeihen?

Ich gehe vom Guten im Menschen aus. Dennoch kommt es vor, dass Dinge im eigenen Umfeld passieren, die mich treffen. Zum Beispiel, dass Privates an die Öffentlichkeit getragen wird – wie im Falle meiner Verlobung. Und da ist es schon interessant, wie leicht manche eine Freundschaft oder Bekanntschaft riskieren. Das geht vom Lieferanten bei der Verlobungsfeier bis hin zu ziemlich besten Freunden.

Ihren Glauben an die Menschheit verdirbt das nicht, oder?

Vielleicht bin ich da auch im positiven Sinne ganz bewusst naiv. Ich verlasse mich dennoch auf meine gute Menschenkenntnis.

Haben Sie Schutzmechanismen entwickelt?

Ich küsse nicht beim ersten Date.

Wie haben Sie den umstrittenen Zapfenstreich für Ex-Bundespräsident Christian Wulff – mit allen Protesten – erlebt?

Ich stand an diesem Tag für den Concorde-Film „Rubinrot” in Aachen vor der Kamera. Die Kritik habe ich sehr wohl wahrgenommen, Freundschaften bewähren sich jedoch vor allem in den weniger guten Zeiten.

Wie begegnen Sie herber Kritik?

Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, auch über mich. Picasso hat mal gesagt: Wenn du deinen Hut in die Arena wirfst, musst du auch damit rechnen, dass das bemerkt wird. Mit Anfang 20 bin ich über Nacht bekannt geworden. Zwar hatte ich zuvor Theater gespielt, auf Kleinkunstbühnen, auch am Düsseldorfer Schauspielhaus, im Residenztheater und bei August Everding studiert und gespielt. Doch dann kam „Schtonk!”. Seitdem lerne ich, mit all den Höhen und Tiefen des Showgeschäftes umzugehen. Aber diese Aufs und Abs gibt es in jedem Leben.

Aber Sie stehen öffentlicher im Rampenlicht.

Und irgendwann einmal in den 25 Jahren, in denen ich bereits in der Öffentlichkeit stehe, habe ich es verstanden: Je höher man auf einen Berg steigt, desto kühler und heftiger weht der Wind, da die schützenden Bäume nicht mehr da sind.

Sie haben zuletzt viel fürs Fernsehen gespielt. Gibt es die Gefahr, im Fernsehkäfig gefangen zu sein?

Nein, ich habe ja viele Kinofilme gemacht. Aber nicht alle internationalen Kino-Produktionen, die ich gemacht habe, wie „Klimt” mit John Malkovich, kommen im deutschen Kino an. Für mich stellt sich stets die Frage nach der Qualität. Und da ist im deutschen Fernsehen viel möglich.

In „Mein eigen Fleisch und Blut” geht es um Adoption. Ist es richtig, Adoptiv-Kindern die leibliche Mutter zu nennen?

Durchaus – damit sie im Leben nicht ohnmächtig und zerrissen sind. Kinder müssen die Chance haben, ihrer leiblichen Mutter die Frage stellen zu können, warum sie sie zur Adoption freigegeben hat.

Haben Sie mal daran gedacht, ein Kind zu adoptieren?

Ja, sogar sehr ernsthaft. Aber in Deutschland darf die Adoptiv-Mutter jahrelang praktisch nicht arbeiten. Das war mit meinem künstlerischen Leben nicht zu vereinen.

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