Facebook will Jugendliche erziehen
Mit einer Änderung der Datenschutz-Richtlinien will Facebook seine Nutzer unter 18 Jahren erziehen. Ihnen steht ab sofort die komplette Öffentlichkeit im sozialen Netzwerk zur Verfügung.
Los Angeles - Bisher gab es bei Facebook eine klare Altersgrenze: Beiträge von unter 18-jährigen Mitgliedern sind nicht für alle Nutzer sichtbar. Jetzt hat das soziale Netzwerk seine Datenschutz-Einstellungen dazu geändert. Jeder im Alter zwischen 13 und 17 Jahren kann jetzt seine Beiträge der ganzen Welt zugänglich machen. Die Erklärung des Konzerns ist interessant: Dies soll dem Lerneffekt seiner User dienen.
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Die Jugendlichen sollen also dem Willen von Facebook nach eine Art Lernkurve durchlaufen: Zwar ist in Zukunft bei den Betroffenen als Empfängerkreis für Einträge "nur Freunde" voreingestellt. Die Nutzer können das aber umstellen und bekommen vor öffentlichen Posts eine System-Warnung. "Wir wollen den Jugendlichen die Möglichkeit geben, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen", erklärt Gunnar Bender, Facebooks deutscher Politik-Verantwortlicher. Als Vorbild wird das pakistanische Mädchen Malala Yousafzai angeführt, die sich politisch engagiert und so weltberühmt wurde.
Es gibt aber auch Kritik an den neuen Einstellungsmöglichkeiten von Facebook. In einem Artikel der "New York Times" erklärt Jeff Chester, Direktor des Zentrums für Digitale Demokratie: "Je mehr öffentlich zugängliche Informationen sie über ihre Zielgruppe haben, desto attraktiver können sie Werbung auf sie zuschneiden." Dadurch wird auch die Privatsphäre der Jugendlichen reduziert, die - wie andere kritische Autoren anmerken - oft noch gar nicht abschätzen könnten, welche Auswirkung ein öffentlicher Post haben kann.
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