Ermittlungen gegen Wedel: Mutmaßliches Opfer sammelt Spenden

Die Ermittlungen gegen Dieter Wedel wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung laufen schon seit zweieinhalb Jahren. Weil dem mutmaßlichen Opfer nach eigenen Worten finanziell die Puste ausgeht, geht die Frau nun ungewöhnliche Wege.
von  AZ/dpa
Dieter Wedel.
Dieter Wedel. © Swen Pförtner/dpa/Archivbild

Die Schauspielerin Jany Tempel, die angibt, in den 90er Jahren von Regisseur Dieter Wedel vergewaltigt worden zu sein, hat eine Spendenaktion gestartet.

Auf der Seite "Gofundme" sucht sie Unterstützer, die ihr helfen, ihre Anwaltskosten für einen möglichen Prozess gegen den Filmemacher ("Der große Bellheim") zu bezahlen. Tempels Anwalt Alexander Stevens bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, dass seine Mandantin den Aufruf gestartet hat. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.

Mutmaßliches Opfer von Dieter Wedel hat bereits 32.000 Euro gesammelt

"Da die Ermittlungen nach zweieinhalb Jahren immer noch andauern und der Prozess erst bevorsteht, ist es sehr schwer einzuschätzen, wie hoch die kommenden Kosten sein werden. Momentan sind es bereits 70.000 EUR", schreibt Tempel auf der Crowdfunding-Seite. Bis Freitagabend waren dort schon mehr als 32.000 Euro eingegangen.

Unter den Spendern sind auch Namen von Prominenten - darunter auch die als Kind in Österreich entführte Natascha Kampusch, die schrieb: "Dieses Thema ist sehr wichtig! Für unsere Gesellschaft – für uns alle. Danke für Deinen Mut". Tempels Anwalt, der die Staatsanwaltschaft München I für die Dauer der Ermittlungen kritisiert, bestätigte, dass Kampusch Tempel unterstütze.

Vorwürfe gegen Dieter Wedel lösen "MeToo"-Debatte in Deutschland aus

"Ich kämpfe diesen Kampf nicht nur für mich. Ich kämpfe diesen Kampf für Deutschland – für Euch alle. Für Opfer von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch. Für unsere Kinder. Für eine bessere Welt", heißt es in dem Aufruf. Die rechtliche Auseinandersetzung mit Wedel sei ein "Kampf David gegen Goliath".

Tempel hatte Anfang 2018 in der "Zeit" gesagt, Wedel habe sie 1996 in einem Münchner Luxushotel bei einem Vorsprechen für einen Film zum Sex gezwungen. Daraufhin nahm die Staatsanwaltschaft München I Ermittlungen auf, die nun zweieinhalb Jahre laufen und auch in Deutschland eine heftige "MeToo"-Debatte auslösten.

Nach Angaben der Behörde wird "nicht vor Spätherbst" mit einer Entscheidung darüber zu rechnen sein, ob sie Wedel anklagt oder nicht. Die Anwaltskosten für Tempel ergeben sich nach Angaben von Tempels Anwalt Stevens nicht nur aus dem Strafverfahren gegen Dieter Wedel, sondern auch aus einer Auseinandersetzung mit der "Zeit". Diese weist hingegen darauf hin, dass es sich dabei nicht um ein Verfahren handelt, bei dem Frau Tempel Ansprüche geltend mache, sondern ihr Anwalt eine umstrittene Honorarforderung gegenüber der "Zeit" einklage. Dass Tempel in diesem Rechtsstreit Anwaltskosten entstanden seien, wird von der "Zeit" bestritten.

Wedel weist die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn zurück. 2018 sagte er der "Bild"-Zeitung: "Inzwischen bin ich froh, dass es diese Ermittlungen gibt. Ich vertraue auf die Staatsanwaltschaft."

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