Endlich Qualitäts-TV: Es lebe der Dschungel
Freitagabend ist es so weit – endlich wieder gutes Unterhaltungsfernsehen: Das Dschungelcamp kehrt zurück! Ja, Sie haben richtig gelesen: gutes Fernsehen! In den vergangenen sechs Jahren hat die RTL-Show einen beispiellosen Weg raus aus der Ekel-Ecke hingelegt. Früher hätte niemand zugegeben, abends verschwitzten Botox-Gesichtern beim Gurgeln mit püriertem Känguruh-Hoden zuzuschauen – aber schamvoll getan haben es doch alle.
Und heute? Sind die Ereignisse aus Australien das Top-Gesprächsthema in jeder Büro-Kaffeeküche oder beim Plausch mit dem Nachbarn. Wer ist die größte Dschungelzicke? Wer hat wieder am übelsten abgelästert? Die Feuilletons debattieren über das Dschungelcamp, die AZ verglich es mit dem existenzialistischen Drama „Geschlossene Gesellschaft“ von Jean-Paul Sartre.
Und die Quoten sprechen für sich: Die letzte Staffel wurde im Schnitt von 7,4 Millionen Menschen gesehen. Jeder dritte Zuschauer hatte Abitur, jeder vierte war Akademiker. An manchen Tagen erreichte die Show 8,66 Millionen Zuschauer – mehr als bei Tatort, Tagesschau oder Wer wird Millionär.
Das Dschungelcamp ist ein Massenphänomen. Und das liegt tatsächlich an der Qualität der Show: Schon Medien-Blogger Stefan Niggemeier schrieb: „Das Dschungelcamp ist hervorragend produziert.“ Natürlich befriedigt die Show niedere Instinkte, appelliert an den Voyeur in uns – aber gleichzeitig ist sie intelligent gemacht. Denn die Macher nehmen sich selbst nicht ernst. Sie halten ironische Distanz zu ihren prominenten Opfern. Anders als bei Shows wie „Bauer sucht Frau“ muss man mit den Kandidaten kein Mitleid haben: Sie sind Profis. Und: „Sie hatten fünf Staffeln Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, was im Dschungelcamp passiert“, sagt Show-Autor Micky Beisenherz.
Besonders viel Kritik erntete die Show in der Anfangsphase für die Ekel-Prüfungen. Mal ganz abgesehen davon, dass auch in hochgelobten Theaterinszenierungen Tierblut fließt und Schweinegedärme fliegen – die Kakerlaken-Särge und Maden-Mahlzeiten sind gar nicht das, was die Show so spannend macht. Wirklich interessant wird es, wenn die Konflikte aufbrechen. Wenn der ewige Tröpfel-Regen die Promis zermürbt, wenn RTL das Essen rationiert, der Nikotin-Entzug voll reinhaut und der kalkulierte Lagerkoller mit Wucht einsetzt.
Es ist verrückt: In all den Scripted-Reality-Formaten müssen unbedarfte arme Wichte hölzern-konstruierte Dramen zusammenschauspielern. Beim Dschungelcamp dagegen zeigen Menschen, die im Hauptberuf eigentlich Rollen spielen, irgendwann ihr wahres Gesicht. Wenn sie nach ein paar Tagen stinkend und mückenumsurrt im Zwielicht des Lagerfeuers sitzen und sich flüsternd ihre Lebensgeschichten beichten – dann sind sie plötzlich authentisch.
Das macht die Show so spannend. Freitagabend, 21.15, RTL
Alle Infos zu 'Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!' im Special bei RTL.de: www.rtl.de
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