Elmar Wepper: "Ich glaube, mein Enkel ist mir als Opa ganz zufrieden"
Berlin – Elmar Wepper (69, "Lammbock") scheint momentan auf die Rolle des geläuterten, älteren Herren abonniert zu sein. Auch in "Dreiviertelmond" (6. Januar, 20.15 Uhr im Ersten) gibt er einen grantigen Taxifahrer, den ein kleines türkisches Mädchen zu neuen Schritten ins Leben motiviert. Mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der Schauspieler über Beziehungen im Alter und seine Fähigkeiten als Opa. Außerdem erzählt Wepper vom gemeinsamen Milzwurstessen mit Mel Gibson.
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Ihre Figur in "Dreiviertelmond" erinnert an Ihre Rolle in dem Kinofilm "Kirschblüten - Hanami". Auch da fängt ein älterer Mensch noch einmal neu an. Sind Sie auf diese Rollen abonniert?
Elmar Wepper: Sieht fast so aus. Vielleicht denkt man: Ah, der Elmar ist einer für die schwierigen Momente im Leben älterer Herren. Mir gefallen diese Rollen, die Veränderungen möglich machen, wo eine Figur am Ende des Films eine andere ist, als am Anfang und trotzdem dieselbe.
Was mögen Sie an der Rolle des grantigen Taxifahrers Hartmut?
Wepper: Die Figur erfährt im Laufe des Films eine starke Wandlung. Das ist für einen Schauspieler immer reizvoll. Hartmut wird von seiner Frau verlassen und durch die Begegnung mit dem kleinen, türkischen Mädchen gelingt es ihm, aus seiner Verzweiflung auszubrechen und sich dem Leben wieder zu öffnen.
Wie war der Dreh mit der sechsjährigen Mercan?
Wepper: Es war ganz unkompliziert, weil Mercan keinerlei Allüren hatte, sie wollte eher wie eine Erwachsene behandelt werden. Ich war für sie auch nicht der große Schauspiel-Onkel, ich habe sie ganz bewusst als gleichwertigen Partner ernst genommen.
Hartmut und Hayat können sich auf sprachlicher Ebene nicht verständigen. Was verbindet die beiden dennoch?
Wepper: Jeder ist für sich sehr einsam. Das Mädchen wird in Nürnberg bei der Oma abgeliefert, weil die Mutter auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet. Als die Oma dann ins Koma fällt, hat das Mädchen niemanden. Sie spricht kein Wort Deutsch und ist verloren in der für sie fremden Stadt. Hartmut ist einsam, weil er mit dem Leben nicht mehr zurechtkommt und seine Frau sich von ihm trennt. Es klingt pathetisch, aber sie finden sich über das Herz und nicht über die Sprache.
Was können wir alle Ihrer Meinung nach von Kindern lernen?
Wepper: Offenheit, Spontanität und die Fähigkeit, zu seinen Wünschen zu stehen. Außerdem können wir von ihnen lernen, Gefühle deutlicher zu zeigen.
Können Sie als Opa besser mit kleinen Kindern als Hartmut?
Wepper: Ich glaube, mein Enkel ist mit mir als Opa ganz zufrieden.
Was kann man tun, damit eine Beziehung bis ins hohe Alter hält?
Wepper: Ein perfektes Rezept gibt es nicht. Man sollte aber nicht den Respekt voreinander verlieren und achtsam miteinander umgehen. Jede Beziehung verändert sich natürlich im Laufe der Jahre. Die Liebe ist mit Mitte 20 anders, als mit Mitte 60, und wenn man glaubt, es ist ja eh alles bestens und lässt die Dinge laufen, dann besteht die Gefahr, sich auseinander zu leben.
Sind Sie ein eifersüchtiger Mensch?
Wepper: Naja, schon ein bisschen. Eifersucht ist auch ein Zeichen von Liebe. Es darf nur nicht zur Obsession werden.
Der Kino-Erfolg kam mit dem Alter. Würden Sie den Satz so unterschreiben?
Wepper: Naja, es ist halt so gekommen. Das hat natürlich auch mit Glück oder Fügung zu tun. Der Schauspielerberuf ist voller Unabwägbarkeiten. Man kann da nicht sagen, jetzt gebe ich meiner Karriere eine neue Richtung und spiele nur noch in tollen Kinofilmen.
Sprechen Sie eigentlich mit Ihrem Bruder Fritz Wepper über Filmangebote?
Wepper: Mal ja, mal nein. Da haben wir kein Ritual.
Sie haben viele große Stars wie Mel Gibson und Ryan O'Neal synchronisiert, haben Sie einige davon je kennengelernt?
Wepper: Ich habe Mel Gibson anlässlich der Premiere von "Braveheart" getroffen. Ich war zur Deutschlandpremiere in München eingeladen, und am Nachmittag bekam ich einen Anruf und eine Stimme fragte: 'Elmar, is it you?' Ich dachte mir, was ist denn hier los? Es war Mel Gibson am Telefon. Er sagte mir, dass ihm die deutsche Synchronfassung besonders gut gefalle und er sich Freude, mich bei der Premiere zu sehen. Also, da war mir schon ein bisschen anders.
Wie ging es weiter?
Wepper: Als wir im Kino waren, kam kurz vor Filmbeginn ein Mann vom Verleih zu mir und sagte mir, dass Mel Gibson während des Films mit mir zu Abend essen möchte, weil er den Film schon 50 Mal gesehen hat. Ja, und dann haben wir mitsamt seinen Bodyguards im Bayerischen Hof Milzwurst, Weißwürste und Leberkäs gegessen. Ich war etwas angespannt, aber er war extrem locker und sehr sympathisch. Zehn Minuten vor Ende des Films sind wir zurück ins Kino gefahren.
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