Elmar Wepper dreht Multikulti-Komödie in Nürnberg
NÜRNBERG - Millionen kennen ihn aus dem Japan-Film „Kirschblüten Hanami - derzeit dreht Elmar Wepper in Nürnberg. In „Dreiviertelmond“ spielt er einen mürrischen Taxifahrer, der vom Leben nicht mehr viel erwartet – bis er einem kleinen türkischen Mädchen begegnet.
Partha Das guckt verblüfft hinter seiner Theke hervor. „Kaputtgegangen ist noch nichts“, sagt der Inder, während er das hektische Treiben des Filmteams in seinem Café verfolgt. Kameraleute filmen seine Torten und den Wimpel des 1. FC Nürnberg, draußen ist die Straße gesperrt. Techniker laufen hastig an den riesigen Scheinwerfern vorbei, die das Café an diesem grauen Herbsttag mit Licht durchfluten.
„Ich habe meine Kunden angerufen, dass heute geschlossen ist“, sagt Das. Denn sein Café, das „Schultheiss“ in der Nürnberger Südstadt, ist für einen halben Tag lang die Drehkulisse eines Kinofilms. Der Regisseur Christian Zübert dreht den Streifen „Dreiviertelmond“ in Nürnberg, mit Elmar Wepper in der Hauptrolle.
Die Tragikomödie erzählt die Geschichte des mürrischen Taxifahrers Hartmut Mackowiak (Wepper), dessen Leben aus den Fugen gerät: Seine Frau Christa (Katja Rupé) hat den 65-Jährigen nach 30 Ehejahren wegen eines anderen Mannes verlassen. Geschockt zieht sich Mackowiak innerlich zurück und verschanzt sich hinter einem Panzer aus Vorurteilen und Misstrauen gegenüber allem Fremden.
Da läuft ihm plötzlich ein hilfloses Mädchen über den Weg, das kein Wort Deutsch spricht. Widerwillig entschließt sich Mackowiak, der kleinen Hayat (Mercan Türkoglu) zu helfen und merkt dabei, dass in Wahrheit das türkische Mädchen ihm hilft.
„Dreiviertelmond ist ein sehr emotionaler Film“, sagt Zübert, der bereits bei „Tatort“ und „Lammbock“ Regie führte. Deshalb habe er unbedingt Wepper für die Rolle des Hartmut Mackowiak gewinnen wollen. „Elmar nimmt man den Taxifahrer ab, er ist bodenständig und dabei sehr verletzlich.“
Das sieht auch Wepper so, der sentimentale Filmrollen mag. „Bei einer ambivalenten Figur wie Hartmut Mackowiak ist es einfacher, der Person sein Herz zu geben“, sagt der Schauspieler, der 2008 für seine Rolle in Doris Dörries „Kirschblüten – Hanami“ mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde.
Seit drei Wochen arbeitet die 35-köpfige Filmcrew bereits in Nürnberg. Insgesamt 30 Drehtage sind für „Dreiviertelmond“ angesetzt, neben Nürnberg auch in Fürth und Istanbul. An diesem Tag wird im „Schultheiss“ gedreht, einem Café, in dem sich gewöhnlich ältere Damen zum Kaffeeklatsch treffen. Sahnetorten liegen in der Auslage, die braun gehaltenen Wände sind mit Plastikblümchen geschmückt und Kronleuchter bestrahlen die bunten Blumendeckchen auf den Tischen.
„Das Café passt gut zum Lebensgefühl eines Über-60-Jährigen in Nürnberg“, sagt Zübert. Und die Szene geht so: Im „Schultheiss“ spricht Mackowiak mit seiner Frau über ihre Trennung, doch als die sich nicht entscheiden kann, was und wen sie eigentlich will, verlässt der grantige Taxifahrer wutentbrannt das Café. Etwa eineinhalb Minuten wird die Szene im Kino zu sehen sein.
Dass Zübert eine fränkisch-türkische Geschichte auf die Leinwand bringt, kommt nicht von ungefähr. Der Würzburger Regisseur ist mit einer Türkin verheiratet. „Den "Culture Clash" habe ich zu Hause“, sagt Zübert. Ein geplanter Beitrag zu Integrationsdebatte ist der Film jedoch nicht. „Ich möchte zeigen, wie ein harter Panzer bei Menschen aufbrechen kann und sich ein älterer Mann im Herbst seines Lebens noch einmal verändern kann“, betont Zübert. „Was mir am Herzen liegt ist, dass man sich nie im Leben zurücklehnen darf und wach bleiben sollte.“
dpa