Ellen Schwiers: Ich liege im Bett und warte auf den Tod
Sie ist die Grande Dame des Films, spielte meist die verführerischen Frauen und lebte stets ein autarkes, unabhängiges Leben: Ellen Schwiers (88, "Heimliches Rendezvous", "Der letzte Zeuge"), die von jeher eine Klartext-Frau ist, redet im AZ-Interview offen über ihren Gesundheitszustand. Und der schaut leider gar nicht gut aus.
AZ: Frau Schwiers, wie geht es Ihnen?
ELLEN SCHWIERS: Nicht gut. Darum bin ich auch bettlägerig. Ich habe unheimliche Glieder- und Knochenschmerzen. Somit kann ich auch nicht mehr laufen. Ich habe ständig extreme Schmerzen.
Sie hatten im letzten Jahr eine Schmerztherapie gemacht. Hat die nichts gebracht?
Sie hat mir ein Pflaster gebracht, das ich ständig trage. Das wird alle acht Tage gewechselt, das ist ein Schmerzpflaster. Es hat mir beigebracht, mit meinem Schmerz mehr oder minder umzugehen. Es hat mir die Schmerzen aber leider nicht genommen.
Ellen Schwiers ist bettlägerig: "Ich kann nichts mehr machen"
Sind Sie komplett bettlägerig oder nur im Moment?
Ich bin bettlägerig – nicht nur im Moment. Und ich sitze im Rollstuhl, ich kann nicht mehr laufen. Ich nenne meinen Rollstuhl mein Taxi. Wenn ich mein Taxi brauche, dann rufe ich jemanden, der mich betreut und der mit dem Rollstuhl zu meinem Bett kommt. Ich kann nichts mehr machen. Das ist ein grauenvoller Zustand, weil ich ja mein Leben lang schwer gearbeitet habe. Plötzlich nichts mehr zu tun zu haben, ist furchtbar. Aber man hätte jetzt auch in meinem Beruf nichts mehr für mich zu tun, in diesem Beruf gibt es keine 80-Jährigen mehr.
Heißt das, dass Sie jetzt rund um die Uhr eine Betreuung zu Hause haben und brauchen, die Sie pflegt?
Ja. Genauso ist es. Ich möchte auf jeden Fall bis zum Ende in meinem Haus bleiben. Ich habe mich mit allem, was ging, gegen ein Pflegeheim gewehrt, und meine Tochter ("Bulle von Tölz"-Schauspielerin Katerina Jacob, Anm. d. Red.) hat es Gott sei Dank auch eingesehen. Somit habe ich jetzt eine Pflegerin, die hier bei mir wohnt und mich rund um die Uhr betreut.
Tochter von Ellen Schwiers muss Betreuung zahlen
Oft kommt als Betreuung jemand aus dem Ausland für sechs Monate, der dann wieder zurück muss und wechselt – bei Ihnen auch?
Ja, genau so läuft es. Meine Betreuung kommt aus Kroatien. So wenig ist die Bezahlung dennoch nicht. Meine Tochter zahlt einige Tausend Euro dafür jeden Monat, sie hat das übernommen.
Das könnten Sie wahrscheinlich nicht alleine zahlen, oder?
Nein, nein, das könnte ich auf keinen Fall.
Ohne Ihre Tochter wären Sie komplett aufgeschmissen?
Ja, so könnte man das sagen. Dann müsste ich in ein Pflegeheim oder eine andere Lösung finden.
Spricht Ihre Betreuerin Deutsch?
Ja, doch. Ich habe gerade eine Frau aus der Nähe von Zagreb hier, sie spricht ganz gut Deutsch.
"Das Einzige, was bei mir noch gut funktioniert, ist mein Gehirn"
Sie wollen aus Ihrem Haus mal irgendwann rausgetragen werden, Sie verlassen Ihr Haus nicht mehr?
Ja, so ist es.
Welche Pflegestufe haben Sie?
Pflegestufe 4. Ich kann zum Beispiel, wenn ich zehn Minuten etwas mit den Armen mache, meine Arme nicht mehr bewegen und bin, wie gesagt, bettlägerig. Nur hin und wieder fährt mich meine Betreuerin mal im Rollstuhl in die Küche, und dann gebe ich ihr Tipps beim Kochen. Wissen Sie: Das Einzige, was wirklich noch gut funktioniert bei mir, ist mein Gehirn. Aber nach kurzer Zeit im Rollstuhl habe ich dann so schlimme Schmerzen, dass ich wieder im Bett liegen muss.
Mal ganz offen und ehrlich: Pflegestufe 4 bedeutet ja in Deutschland, fast tot zu sein, sonst bekommt man diese Pflegestufe nicht.
Ja, stimmt. Und ich bin ja auch fast tot. Ich liege eigentlich den ganzen Tag nur im Bett, und ich warte in der Tat auf den Tod. Ich habe ständig grauenhafte Schmerzen (sie fängt vor Schmerzen an zu weinen). Wenn ich eine winzige falsche Bewegung mache, wie eben, dann fährt dieser unerträgliche Schmerz durch meinen Körper. Ich halte das nicht mehr aus.
Ellen Schwiers wünscht sich Sterbehilfe
Können Sie gar nichts mit Schmerzmitteln machen?
Nein, ich habe ja schon ein wahnsinniges Schmerzmittel, das ich nehme, aber das hilft nur bedingt. Naja, wer weiß, wie es wäre, wenn ich das Mittel nicht nehmen würde.
Sterbehilfe kommt für Sie nicht in Betracht?
Doch. Aber dann müsste ich in die Schweiz. Darüber habe ich schon mit meiner Tochter gesprochen, das habe ich mir schon gewünscht. Aber das lehnt sie leider vollkommen ab.
90 wollen Sie nicht mehr werden im nächsten Jahr?
Nein, 90 möchte ich auf keinen Fall werden. Ich empfinde mich ja auch als große Belastung für meine Tochter. Ich möchte keine Belastung sein. Ich möchte sterben.
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