Eleonore Weisgerber: "In Indien begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe"

Bekannt wurde Eleonore Weisgerber als Dr. Gisela Saalbach in der TV-Serie "Praxis Bülowbogen". Auch im ZDF-Zweiteiler "Das Mädchen mit dem indischen Smaragd" spielt sie wieder eine Ärztin.
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Bekannt wurde Eleonore Weisgerber als Dr. Gisela Saalbach in der TV-Serie "Praxis Bülowbogen". Auch im ZDF-Zweiteiler "Das Mädchen mit dem indischen Smaragd" spielt sie wieder eine Ärztin. spot on news hat die Schauspielerin verraten, welche Erfahrungen sie kurz vor dem weltbewegenden Drama in Indien gemacht hat.

Bekannt wurde die gebürtige Wiesbadenerin Eleonore Weisgerber an der Seite des Berliner Originals Günter Pfitzmann (1924-2003) als Dr. Gisela Saalbach in der beliebten TV-Serie "Praxis Bülowbogen" (1986 bis 1992). Auch im märchenhaften Zweiteiler "Das Mädchen mit dem indischen Smaragd", den das ZDF heute und am morgigen Montag jeweils um 20.15 Uhr ausstrahlt, spielt die 65-Jährige wieder eine Ärztin. Kann Dr. Hager der jungen Lehrerin Annie Krüger (Stephanie Stumph) bei der Suche nach der eigenen Identität helfen?

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Der Nachrichtenagentur spot on news hat die Schauspielerin nicht nur verraten, welcher Erfahrungen sie bei den Dreharbeiten kurz vor dem weltbewegenden Vergewaltigungsdrama in Indien gemacht hat. Weisgerber erklärt auch, was jede neue Sprache, die sie erlernt, mit ihr macht. Ihr großes Engagement gehört aber auch der Aufklärungsarbeit über bipolare Störungen. Dafür hat die Wahl-Berlinerin sogar die Stiftung "In Balance" gegründet.

Frau Weisgerber, wohin fahren Sie am liebsten, wenn Sie Urlaub machen wollen?

Eleonore Weisgerber: Ich finde, dass Deutschland mit seinen Landschaften und alten Städten ein unglaublich schönes und unterschätztes Reiseland ist.

In Indien zu drehen, ist dann ein harter Kontrast.

Weisgerber: Ich war nie in Kalkutta oder Mumbai, aber in Rajasthan, wo wir gedreht haben, fand ich es schon sehr faszinierend, wie diese archaischen Elemente mit der modernen Welt zusammenstoßen und sich verbinden.

Sie haben vor der großen Protestwelle wegen des Vergewaltigungsdramas gedreht. Haben Sie bemerkt, das die Frauen dort große Probleme haben?

Weisgerber: Zwischen den Drehtagen war ich mit einem jungen Fahrer allein unterwegs. Ich habe keine Aggressivität erlebt, dafür aber eine große Heiterkeit und ein beeindruckendes Strahlen in den Gesichtern gesehen. Die Menschen wirkten wesentlich zufriedener, als in Deutschland. Was ich außerdem wahrgenommen habe, waren ein großer Stolz, eine große Gelassenheit und Begegnungen auf Augenhöhe - egal, wer das Gegenüber ist.

War das Drama um die vergewaltigte Studentin, die an ihren Verletzungen gestorben ist, dann umso schockierender nach Ihrer Rückkehr nach Deutschland?

Weisgerber: Es war natürlich schockierend. Wenn kriminelle und menschenverachtende Energien durchbrechen, ist das entsetzlich! Und leider passieren vergleichbare Dinge überall auf der Welt.

"Am Ende ist alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende" (Oscar Wilde). Würden Sie diesen Satz unterschreiben?

Weisgerber: Das ist ein schöner und auch tröstlicher Satz. Für mich persönlich gilt eher: "Alles, was geschieht, hat einen Sinn, auch wenn ich diesen Sinn noch nicht begreife."

Annie Krüger (Stephanie Stumph) macht eine Reise und ist am Ende ein anderer Mensch. Haben Sie so etwas schon mal erlebt?

Weisgerber: Vergleichbar sind vielleicht Erfahrungen, die man mit sich macht, wenn man eine neue Sprache erlernt. Das ist auch wie eine Reise in ein komplett neues Universum. Man kann ja nur Inhalte übersetzen, nicht aber das Lebensgefühl oder die Assoziationen, die durch die Sprache durchklingen. Somit blüht für mich, die ich Sprachen so liebe, mit jeder neuen Sprache ein neuer Teil meines Wesens auf. Und dann merke ich: "So bin ich also auch!"

Wie findet man denn die eigene Identität?

Weisgerber: Gute Frage! Ich glaube, man muss sich irgendwann auf die Suche machen. Das ist wahrscheinlich ein lebenslanger Prozess.

Zeit nehmen Sie sich auch für Ihre Stiftung zur Aufklärung über bipolare Störungen, die Sie 2007 gegründet. Warum?

Weisgerber: Weil es da eine große Informationslücke gibt. Die Krankheit, die heute bipolar heißt, wurde früher manisch-depressiv genannt. Inzwischen kennt man die Symptome für Depression sehr gut, die für Manie weniger. Das sind unter anderem ein immer geringer werdendes Schlafbedürfnis, Weltrettungsfantasien, Größenfantasien, vermindertes Risikobewusstsein, Sprunghaftigkeit. Wichtig ist zu wissen, dass es sich um eine Krankheit handelt, wie jede andere auch. Man kann sie behandeln. Und wenn sie behandelt wird, kann man ein erfülltes Leben führen. Man muss sich nicht verstecken und sich nicht dafür schämen. Jeder sollte aufmerksam sein, ob sich ein Mensch in seiner Umgebung plötzlich merkwürdig verhält, denn die Selbstmordrate ist 20 Mal so hoch wie bei Gesunden.

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