Ein Orden für Vilsmaier

Der Abend im Löwenbräukeller bietet Frauenüberschuss und allerlei seltsame Einlagen. Michael Graeter ist nichts entgangen
von  Michael Graeter

Der Abend im Löwenbräukeller bietet Frauenüberschuss und allerlei seltsame Einlagen. Graeter ist nichts entgangen

 

München - Weder Löwen noch Preußen hört man – so der alte Münchner Witz – im Löwenbräukeller brüllen, aber dafür zehn Stunden lang die Filser, das letzte Biotop strammer Bayern.

2200 Ball-Tiger in Tracht geben sich diesmal beim Filserball der weiß-blauen Lebenslust hin. Die Folklore-Soiree ist zu einem der begehrtesten Society-Ereignisse geworden, nachdem es die großen Bälle im Haus der Kunst (1000 Küssende auf der großen Treppe), „Regina“ ( Mediziner-Ball: todsicherer Aufriss) oder im „Deutschen Theater“ nicht mehr gibt.

„Ein irres Fest, ich bin schon das dritte Mal da. Mir gefällt die zünftige Lebensart“, schwärmt Elvira Netzer, die schöne Ehefrau von Fußball-Experte Günter Netzer, die sich mit ihrem Angebeteten einen Tisch mit Sportrechte-Boss Martin Steinmeyer und Frau Eva, Monaco-Konsul Alexander Liegl sowie US-Botschafter und Seehofer-Sympathisant Philip D. Murphy mit Frau Tammy einen Tisch teilt. Beim Vorbeilaufen der langen Tische springen einem die Auslagen der Filserinnen nur so entgegen: Alle kommen im Dirndl, dem anständigsten Kleid mit der unanständigsten Aussage. Aufgereiht sitzen TV-Moderatorin Uschi Dämmrich von Luttitz, Venezuela-Konsulin Marian Schulz, Ottfried-Fischer-Freundin Simone, besonders hübsch anzusehen.

Es herrscht Damenüberschuss (bei manchem Wanderpokal ein letzter Versuch?). Man trifft Mädchen, in deren pfirsichrosafarbenen Gesichtern außer dem Lippenstift noch nichts geschrieben steht, aber auch Damen, denen ein Roman abzulesen ist. Es gilt: Wer nach dem Filserball allein nach Hause geht, muss den Arzt oder Apotheker fragen. Für ein erstes Liebeshandgemenge hat sich der Löwenbräukeller mit all seinen Etagen und Winkeln nebst dem Raucher-Balkon als zweckmäßig herausgestellt.

Statt sich mit Geländeerkundung zu beschäftigen, klammern sich einige an ihrer Bierflasche to go fest, als sei es das neue Gspusi. Zugänglich zeigen sich Jung-Filser wie Alexander Rauch, Maximilian Kreutzer, Patrick Bham Royal, Alexander Heid, Robert Jung, Daniel Becker, Alexander und Mucki Deubl, Ludwig Bölkow, Helmut Lawerenz, Clemens Frohwitter sowie Oliver und Manuel Bronner.

Der Schottenhamel-Clan, an der Spitze die blonde Familien-First-Lady Ariane, ist jetzt Hausherr des Löwenbräukeller, und man spürt neuen Wind, wenngleich der Service noch zu optimieren wäre: König-Ludwig-Uhrenhersteller Rudi Probst (mit CSU-Mann Klaus Hirth am Tisch) muss eine Stunde auf ein Backhendl warten. Marketing-Wunderwaffe Christian Timmer verdurstet fast. Selbst am Promi- Tisch 100 ist es nicht viel besser. In diesem bayerischen Epi-Zentrum erlebt Star-Regisseur Joseph Vilsmaier den Ball und erhält den Filserhut 2011. Der schwarze Filz muss ausgegangen sein, denn Sepps Kopfbedeckung mit der Adlerfeder ist erstmals grün.

OB Christian Ude gratuliert, und Prinz Leopold von Bayern und Auktionator Rudolf Neumeister heben die Gläser.

Getränke-Guru Günther Kreuzer, der Vollblut-Filser-Vize, der den angeschlagenen Präsidenten Adi Frieser vertritt (dem es laut Lebensgefährtin Traudl Kustermann schon wieder besser geht) hängt Neu-Filser Vilsmaier noch den begehrten Orden der Zunft um. Mit Tischen direkt an der Tanzfläche sind Vips wie Regisseur Xaver Schwarzenberger mit Freundin Susanne, Ninoflex-Erbe Jerg Bronner mit Frau Claudia, die Spiegel-Brüder Franz und Helmut Deubl, SPIO-Chef Steffen Kuchenreuther oder Bäder-König Johannes Zwick in ihrem Element.

Ständig auf Achse: Der umtriebige Allacher Sport-Spezialist Gerd Bittl und Wasserwerk-Besitzer Christian Auer, der wie ein Auerhahn balzen kann. Otti Fischer, dessen Körperfläche erstaunlicherweise noch immer zu wachsen scheint, pflügt sich durchs Gewühl. Wegen seines Umfangs wird Freundin Simone einen Reiseplan aufstellen müssen.

Die Karaoke-Schau, das Highlight der Nacht, ist der Jugend-forscht-Phase entkommen. Die Amateur-Musical-Stars (Regie: Filmproduzent Philip Remy) agieren perfekt. Nockherberg-Chef Peter Pongratz als DJ Ötzi und Zahnarzt Didi Küffer als buddhahafter Hawaii-Sänger Isreal Kamakawiwo'ole oder der kleine Italiener Rinaldo Talamonti – diesmal nicht barfuß bis zum Hals.

 

 

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