Ein Nachruf auf Richard Lugner: Hofnarr für jedermann
Nein, man kann auch in Österreich seine Kinder nicht auf den Namen Mörtel taufen! Dies wurde mir aber erst mit zwölf bewusst. Richard "Mörtel" Lugner war ungelogen der dritte Österreicher, der mir namentlich bekannt gewesen ist, gleich nach dem Petzi Bären und dem Helmi aus dem ORF-Kinderverkehrsclub.
Der Baustoff, der zu seinem Spitznamen wurde, und die damit errichteten Gebäude haben ihn reich gemacht, sodass er sich jeden grotesken Wunsch erfüllen konnte. Die alteingesessenen Wiener schauten auf ihn herab. War der Kerl nun neureich oder nicht? Sein Vater war immerhin Rechtsanwalt, allerdings im Krieg verschollen.
Im Laufe der Jahre wandelte sich der anfangs schüchterne Mann zur extrovertierten Partymaus. Er taugte zum Amüsement für die breite Masse. Ein Hofnarr für jedermann! Oft verlacht und verspottet, hat er unser Leben bereichert. Oder schauen Sie nicht jedes Jahr den Opernball?
Durch seine bezahlten Gäste (u.a. Priscilla Presley) hat er die früher leicht angestaubte Veranstaltung auf das internationale Trash-Niveau gehoben. Seien wir froh, dass es noch solche Hofnarren gibt. Glauben`S mas gnä`Frau: Das Leben ohne uns wäre ganz schön faad. Mörtel, ich ziehe meinen Hut.
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