Ein letztes Servus im Ziel der Streif: Abschied von Toni Sailer
KITZBÜHEL - Im strömenden Regen haben am Samstag mehrere hundert Menschen bei einer Trauermesse in Kitzbühel Abschied von Österreichs Ski-Legende Toni Sailer genommen.
Auf die mehr als zweistündige Messe in der Zieleinfahrt am Hahnenkamm folgte ein Trauerzug durch die Stadt und die Bestattung Sailers im engen Familienkreis. Das Idol der Nachkriegszeit war am Montag nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben. Neben dem hellen Holz-Sarg - geschmückt mit einem Bouquet aus roten und weißen Rosen – erinnerte ein Bild von Sailer an seine Tage als erfolgreicher Sportler, wie im Sender ORF zu sehen war. Für Trauermusik sorgten Kitzbüheler Blechbläser. Zwischen 1946 und 1958 hatte Sailer drei olympische Goldmedaillen und sieben WM-Titel gewonnen. Damit gehörte der Tiroler zu den erfolgreichsten Athleten des alpinen Skisports.
„Er hat nicht nur auf der Piste die gute Spur gesucht“, sagte der Salzburger Weihbischof Andreas Laun bei der Messe. Sailer habe auch im Leben immer versucht, den „richtigen Weg“ zu finden. Mit dem Tod sei er nun an seinem letzten Ziel angekommen. Unter den Trauergästen waren der Skifahrer Markus Wasmeier und Franz Beckenbauer und der erfolgreiche französische Skifahrer Jean-Claude Killy zu sehen. Killy würdigte Sailer als „Vorbild“ und „größten Skifahrer aller Zeiten“.
Geschichte schrieb Sailer 1956 bei den Olympischen Winterspielen im italienischen Cortina, als er gleich drei olympische Goldmedaillen und vier WM-Titel holte. Damals wurden in drei Wettbewerben zugleich WM- und Olympiamedaillen vergeben. Die Kombination war nicht olympisch. Mit insgesamt sieben WM-Siegen führt er noch heute die Titel-Liste vor Killy an.
„Die Stadt Kitzbühel trauert um einen ihrer größten Söhne“, sagte der Bürgermeister der Alpenstadt, Klaus Winkler, in einer Trauerrede. Der Sportler habe mit seinen Erfolgen auch zum Selbstbewusstsein der Menschen im Land in der Nachkriegszeit beigetragen.
Für seinen Heimatverein Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) hatte der „schwarze Blitz aus Kitz“ jahrelang als Rennleiter das Rennen am Hahnenkamm organisiert. Er siegte auch selbst mehrfach in seiner Heimat, unter anderem gewann er zweimal die Abfahrt auf der berüchtigten „Streif“. Mit nur 23 Jahren gab Sailer seinen Rücktritt als Sportler bekannt. Danach wandte er sich dem Showgeschäft zu.
Auch dort machte der Frauenschwarm schnell Karriere. Ein Show-Star für die breite Öffentlichkeit wurde er spätestens durch Auftritte in Heimatfilmen wie „12 Mädchen und ein Mann“. Auch als Sänger machte er sich einen Namen. Mit 18 Schlager-Schallplatten und Titeln wie „Komm ganz nah zu mir“ feierte Sailer große Erfolge – und wurde sogar in Japan zum Star. (dpa)