Ein Blick auf König Charles: So hat die AZ die Krönung vor Ort in London erlebt

AZ-Reporterin Julia Wohlgeschaffen hat sich in die Menge am Trafalgar Square begeben. Sie trifft Fans, Bobbys, Protestler – und erlebt am Ende einige heikle Momente.
Julia Wohlgeschaffen
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Daniel Riley (16), Schüler, protestiert am Trafalgar Square gegen die Monarchie.
jw 7 Daniel Riley (16), Schüler, protestiert am Trafalgar Square gegen die Monarchie.
Schaulustige kämpfen um den besten Platz für einen kurzen Blick auf König Charles.
jw 7 Schaulustige kämpfen um den besten Platz für einen kurzen Blick auf König Charles.
Warten auf den echten Monarchen: Ein Passant hat sich als König verkleidet
jw 7 Warten auf den echten Monarchen: Ein Passant hat sich als König verkleidet
Konzentriert: Ein Kameramann schützt sein Equipment vor dem Regen
jw 7 Konzentriert: Ein Kameramann schützt sein Equipment vor dem Regen
Nix geht mehr während der Prozession: Wegen Überfüllung ist der Zugang zur Straße gesperrt
jw 7 Nix geht mehr während der Prozession: Wegen Überfüllung ist der Zugang zur Straße gesperrt
Hillary zeigt die Krönungszeremonie in ihrem Pub und hat extra Krönungs-Muffins gebacken.
jw 7 Hillary zeigt die Krönungszeremonie in ihrem Pub und hat extra Krönungs-Muffins gebacken.
Schon am Freitagmorgen kamen die ersten Schaulustigen und schlugen ihre Zelte auf
ef 7 Schon am Freitagmorgen kamen die ersten Schaulustigen und schlugen ihre Zelte auf

Tausende Menschen stehen um 10 Uhr Schulter an Schulter und nahezu andächtig ruhig am Trafalgar Square in London, der Regen tropft vom Himmel. Manche von ihnen warten hier schon seit Stunden oder gar seit Tagen voller Geduld auf diesen Moment. Plötzlich hört man aus der Ferne einige Jubelrufe, alle recken ihren Kopf in die Richtung, viele stellen sich auf ihre Zehenspitzen – kommt jetzt König Charles? Nein, falscher Alarm. Bis die goldene Kutsche an den Wartenden vorbeifährt, wird es noch dauern.

Gesänge auf den Straßen: Gute Laune zur Krönung in London

Die Menschen in London wissen sich die Zeit zu vertreiben, selbst schüttender Regen hält sie nicht davon ab, hier weiter an der Straße auszuharren. Jemand stimmt lauthals "I’m singing in the rain" an – und fast alle ringsum Stehenden stimmen mit ein.

Mitten in der Menschenmenge steht Sergeant Burdon in seiner Uniform. Der 33-jährige Polizist ist an diesem Tag schon seit 4 Uhr morgens im Einsatz: "Ich sorge hier mit meinen Kollegen für die Sicherheit der Leute", erklärt er im AZ-Gespräch vor Ort. Und er ist längst nicht der einzige Bobby im Einsatz an diesem Krönungstag: "Ich glaube nicht, dass einer von uns heute frei bekommen hat."

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Gegner von König Charles demonstieren: "Ich finde es unfair"

Die Menschen, die so eng beieinander stehen, kommen schnell miteinander ins Gespräch. Der Anlass, für den viele einen weiten Weg auf sich genommen haben, verbindet. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl bekommt auch ein Demonstrant in seiner gelben Jacke zu spüren, der sich seinen Weg durch die Menge der Royal-Fans bahnt – und dabei gnadenlos ausgebuht wird.

Er kommt gerade aus der Ecke des Platzes, in dem einige gelb gekleidete Menschen deutlich ihre Meinung kundtun. "Abolish the monarchy!" (Schafft die Monarchie ab!) steht in schwarzen Buchstaben auf großen gelben Fahnen.

Daniel Riley (16), Schüler, protestiert am Trafalgar Square gegen die Monarchie.
Daniel Riley (16), Schüler, protestiert am Trafalgar Square gegen die Monarchie. © jw

Diese Menschen freuen sich nicht über die Krönung von König Charles III., im Gegenteil: Sie sind gegen die Monarchie, gegen Ereignisse wie die Krönung, die Millionen kosten. Schüler Daniel Riley (16) erklärt, warum er sich an der Demonstration beteiligt: "Ich finde es unfair, dass wir so viel Geld für diese Parade und für die Krönung zahlen. So viele Menschen hier sind auf die Tafel angewiesen – und diese eine Familie bekommt so viel!"

Mit seinen Gleichgesinnten steht er schon seit 8 Uhr am Trafalgar Square. Zwar ist er heute das erste Mal bei einer solchen Demonstration dabei, aber wie er das gelbe Banner in die Höhe reißt und dazu lautstark "Not my King" mit den anderen ruft, wirkt so, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.

Einmalige Stimmung: Menge feiert König Charles

Für die meisten anderen scheint es jedoch selbstverständlich zu sein, den König an diesem Tag zu feiern und zu unterstützen. Als wieder einmal die Jubelrufe lauter werden und alle gebannt Richtung Prozessionsroute schauen, ist es kein falscher Alarm mehr: Da fährt sie vorbei, die goldene Kutsche, die den Monarchen zur Westminster Abbey befördert.

Die Menschen jubeln und wedeln mit der Flagge des Vereinigten Königreichs in ihrer Hand, die es in London an diesen Tagen an jeder Ecke für ein paar Pound zu kaufen gibt. Das ist der Moment, auf den alle gewartet haben, die Begeisterung steht ihnen ins Gesicht geschrieben und die Stimmung ist einmalig.

Zwar ist dieser Moment nach wenigen Sekunden auch schon wieder vorüber, doch vielen ist er den großen Aufwand wert. "Es ist einfach toll, Teil dieser Atmosphäre zu sein", sagt Jenny Twine aus Essex. Sie schlug ihr Lager am Trafalgar Square bereits am Donnerstagabend auf, um sich einen guten Platz vorne an der Absperrung zu sichern. Für sie sei dieses Ereignis eine einmalige Gelegenheit.

Die beste Aussicht hatten allerdings sicherlich die vielen Kinder, die auf den Schultern eines Elternteils Platz nehmen durften.

Gedränge am Trafalgar Square

Als die Kutsche schließlich nicht mehr in Sichtweite ist, geht alles ganz schnell: Die Menschen, die sich zuvor stundenlang kaum rührten, machen sich alle auf den Weg nach Hause – oder in den nächsten Pub, um die Krönung von Charles gebührend zu feiern.

Nix geht mehr während der Prozession: Wegen Überfüllung ist der Zugang zur Straße gesperrt
Nix geht mehr während der Prozession: Wegen Überfüllung ist der Zugang zur Straße gesperrt © jw

Das Problem: In der Zwischenzeit wurde rund um den Trafalgar Square ein riesiger Zaun aufgestellt, der den Zugang zum Platz verhindert. Nur an zwei schmalen Ausgängen können die Menschen den Ort verlassen, Gedränge und Stau am Zaun sind die Konsequenz. Wer zuvor wegen des königlichen Auftritts Gänsehaut bekommen haben mag, hat sie nun wieder: Kaum auszumalen, was hier passiert wäre, wenn die Menge in Panik geraten wäre. Gut also, dass Sergeant Burdon und seine Kollegen den Fans an diesem königlichen Tag ein Gefühl von Sicherheit vermitteln konnten.

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