Durchgeknallte Durchlaucht - Fürstin Glorias absurde Sprüche bei Maischberger

„Die Pille ist eine Form der Abtreibung.“ Treue als Aids-Schutz, Pillen-Verbot für die Töchter – Fürstin Gloria und ihr wundersamer Wandel von der Punkerin zur konservativen Kämpferin. Was hinter dem Aufreger-Auftritt steckt.
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Altmodisch und altbacken: Durchlaucht heute. Mit Topffrisur und Kostümchen zeigt sie sich bei Maischberger und provoziert nur noch verbal.
ap Altmodisch und altbacken: Durchlaucht heute. Mit Topffrisur und Kostümchen zeigt sie sich bei Maischberger und provoziert nur noch verbal.

„Die Pille ist eine Form der Abtreibung.“ Treue als Aids-Schutz, Pillen-Verbot für die Töchter – Fürstin Gloria und ihr wundersamer Wandel von der Punkerin zur konservativen Kämpferin. Was hinter dem Aufreger-Auftritt steckt.

Da sitzt sie also im roten Marienkäfer-Kostümchen, die Beine brav aneinander gedrückt, auf dem hellen Sessel und lächelt – als sei es eine ihrer Tee-Partys. Doch Gloria von Thurn und Taxis (48) ist nur perfekt getarnt als nette Fürstin. In Wirklichkeit ist Durchlaucht durchgeknallt – das wissen seit Dienstagabend spätestens ein paar Millionen Fernsehzuschauer.

Denn die Fürstin sitzt da nicht in ihrem Regensburger Schloss, sondern im ARD-Studio von Sandra Maischberger.

Wie der blaublütige Schnabel gewachsen ist

Und die Fürstin plaudert auch nicht etwa über die neueste Keks-Kollektion, die so prima zum Earl Grey passt. Sie quasselt über: Aids, Verhütung, die Pille.

Einfach so, wie ihr der blaublütige Schnabel gewachsen ist. Das ist genau das Problem, das die meisten Zuschauer nachhaltig geschockt haben dürfte – die Wahrheit, die so plötzlich auf den Bildschirm kommt.

„Die Pille ist eine Form der Abtreibung“, erzählt Durchlaucht an der Seite von Joachim Kardinal Meisner, Theologe und Duzfreund von Papst Benedikt XVI. Der nickt ihr wohlwollend zu.

Kein Wunder, schließlich ist er mindestens so reaktionär wie Fürstin Gloria. Die ist gar nicht mehr in ihrem Steinzeit-Sexual-Monolog zu bremsen: „Wir sollen die Fortpflanzung nicht unterbrechen. Lieber uneheliche Kinder als abgetriebene. Ich sage meinen Töchtern, nehmt die Pille nicht. Gott möchte, dass wir Leben schenken.“

Das Thema Verhütung

Zum Thema Verhütung äußert sie sich ebenso gestrig: „In Verbindung mit Aids sind auch Kondome oder die Pille das Falsche – Treu sein ist die Devise.“

Danach fällt es kaum mehr ins Gewicht, als sie nebenbei bemerkt, dass sie nichts gegen arrangierte Ehen habe („Es ist ja leider nicht mehr in Mode“). Der Trash- und Trivial-erprobte Zuschauer ist zu diesem Zeitpunkt vermutlich längst entsetzt.

Was ist nur aus Gloria von Thurn und Taxis geworden?

Sie macht die Promi-Welt, wie sie ihr gefällt

Die früher so muntere Party-Prinzessin ist zur Balla-Balla-Biederfrau geworden. Wann? Und vor allem: warum?

Selbst nach der Geburt ihrer drei Kinder Maria Theresia (heute 27), Elisabeth (26) und Albert (25) stürzt sie sich weiter ins Jetset-Nachtleben. Kein Outfit ist zu schrill, kein Lippenstift zu rot und keine Frisur zu auftoupiert. Gloria, in unglamourösen Verhältnissen aufgewachsen, wird die Pippi Langstrumpf der Schickeria – sie macht die Promi-Welt, wie sie ihr gefällt.

Die „Punker-Fürstin“

Schon damals regen sich zwar viele auf, doch es schlägt ihr noch mehr Bewunderung entgegen. Durchlaucht entstaubt das Fürstentum, sammelt Sympathien für den Adel im Allgemeinen und für sich im Besonderen. Sie gilt als „Punker-Fürstin“.

1990 ist die große Dauer-Party vorbei. Ihr geliebter Mann Johannes von Thurn und Taxis (†1990) stirbt bei einer Herztransplantation – und Gloria verschwindet. Von den Partys, Friseursalons, Modegeschäften und der Öffentlichkeit.

Fünf Jahre später, die Kinder und das Familienunternehmen sind aus dem Gröbsten raus, meldet sich Gloria zurück. Die Leute erschrecken. Nicht nur, weil sie sich nun an der Tradition der katholischen Kirche und den Weisungen des päpstlichen Lehramts orientiert. Nein, sie sieht jetzt furchtbar brav aus. Topffrisur, Perlenkette, Dirndl. Oh je, wie ihre eigene Großmutter.

Der Tiefpunkt

Zu diesem altmodischen Look kombiniert sie altmodische Ansichten. In einer Zeit, in der alle jung, hip und offen sind oder sich zumindest so geben, ist das der wohl größtmögliche Skandal. Immer wieder setzt sie noch einen oben drauf. Zuerst lehrt sie in ihrem Manieren-Buch, das jegliches Wort am Tisch zuviel sei. Selbst „Guten Appetit“ gehöre verboten. So weit, so schrullig.

Der Tiefpunkt folgt. 2001, in der Sendung von Michel Friedman. Die Fürstin behauptet, Afrika hätte ein Aids-Problem nicht wegen fehlender Aufklärung, sondern „weil der Schwarze gerne schnackselt“.

Nun also die Schnacksel-Fortsetzung bei Maischberger. Was bezweckt die Fürstin?

„Sie ist halt sehr direkt“

„Sie ist halt sehr direkt“, sagt ein guter Freund, der lieber nicht genannt werden will. Fest steht: Wer Durchlaucht je live erlebt hat, der zweifelt noch mehr an ihrem konservativen Kampfgeist. Auf Partys gibt sich Gloria von Thurn und Taxis gerne wie früher. Laut, oft einen Tick zu schrill – allerdings nicht mehr optisch, sondern eben verbal.

„Liiiiebling“, platzt sie gerne aufgekratzt in jedes Gespräch. „Wie wunderbaaar, mein Bruder kommt gleich noch“ und „Hey Ladys, wo ist eigentlich Cheriiiie aus Paris?“, schreit sie gern hysterisch weiter.

Ein Gespräch ist mit ihr kaum zu führen. Sie unterbricht ihr Gegenüber – und auch sich selbst – ständig, switcht in andere Sprachen um oder rennt abrupt davon. Alle, die die Fürstin noch nie getroffen haben, zucken bei der ersten Begegnung meistens zusammen. Schütteln den Kopf oder halten sich die Ohren zu.

Das wäre gestern Abend wohl auch die beste Methode gewesen.

Kimberly Hoppe

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