Dunja Hayali bekräftigt: "Ich lasse mich nicht kaputt machen"

So ehrlich wie in ihrer aufsehenerregenden Dankesrede zur Verleihung der "Goldenen Kamera 2016", spricht "Morgenmagazin"-Moderatorin Dunja Hayali im Interview noch einmal über den bewegenden Abend, den Umgang mit blankem Hass und weiße Tiere ...
(mpr/spot) |
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Ihre bewegenden Worte bei der Verleihung der "Goldenen Kamera 2016" sorgten für Aufsehen: Als Preisträgerin in der Kategorie "Beste Information" wollte die Journalisten Dunja Hayali (41) eigentlich nur "ein, zwei Sätze loswerden", sagt sie im Interview mit der aktuellen Ausgabe des Magazins "stern". Aber dann kam eine fast fünfminütige Rede über Netzhetze, Rassismus und blanken Hass - gegen Flüchtlinge, gegen sie als Person und als Journalisten: "Offensichtlich hatte sich was bei mir angestaut." Zwar nutzte die Moderatorin des ZDF-"Morgenmagazins" die sozialen Medien bislang intensiv, aber mittlerweile wäre die Sprache dort nicht mehr nur verroht: "Hier sind alle Grenzen gesprengt worden, es gibt kein Halten mehr."

Werfen Sie hier einen Blick in Dunja Hayalis Spiegel-Bestseller "Is was, Dog?: Mein Leben mit Hund und Haaren"

 

"Ich war wund und angreifbar"

 

Die in Nordrhein-Westfalen geborene Journalisten hat irakische Wurzeln, ist gläubige Katholikin und lesbisch: "Zur Schlachtbank führen" wollten sie manche, andere erfanden neue Wortkombinationen wie "Asylantenlesbe", "Goebbels-Sender-Beauftragte" oder "transatlantisch treue Kanakenquotenfotze". Das Landgericht Hamburg erließ eine einstweilige Verfügung mit einer Strafandrohung von einer Viertelmillion Euro. Hayali musste eine dreiwöchige Social-Media-Pause einlegen: "Ich war wund und angreifbar." Die Souveränität im Umgang mit derartigem Hass sei ihr abhandengekommen, ihm zu begegnen sei "beschämend und ungesund". Aber: "Ich lass' mich nicht kaputtmachen".

 

Statt zurückzupöbeln reagiert Hayali anständig - und pragmatisch

 

Mittlerweile lösche und blockiere sie extreme Positionen und besitze auch wieder Pfefferspray: "Sie wissen nicht, ob die verbale Gewalt sich nicht auch auf der Straße widerspiegelt." Wie bei einem Erlebnis vor dem Supermarkt, als ein Fremder sie anschrie: "Du Lügenpresse, du Lügenfresse". Hayali versucht trotz allem sich vom Strudel der gegenseitigen Beschimpfungen fernzuhalten: "Das verbietet mir meine Erziehung." Mit Blick auf ihren Hund sagt sie: "Dieses weiße Tier ist ein gutes Mittel, um runterzukommen." Ihr Glaube an den Mehrwert respektvoller Diskussion und eine gesellschaftliche Streitkultur aber ist enttäuscht, der Hass irritiere sie: "Das lässt mich gerade etwas verzweifelt zurück."

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