"Du bist wunderschön"

Vor 1900 Gästen geben sich Kate und William das Jawort. Es ist eine schlichte Zeremonie mit zaghaften Gesten der Zuneigung.
von  A.Zoch

London -  „You look beautiful”, flüstert Prinz William leise. „Du siehst wunderschön aus.” Es ist ein Gänsehaut-Moment am Altar von Westminster Abbey: Gerade hat William seine Kate zum ersten Mal im Brautkleid erblickt. Hier steht sie jetzt neben ihm, in wenigen Minuten wird sie seine Frau – und man merkt: Das ist keine arrangierte Ehe, das ist ein Paar, das weiß, worauf es sich einlässt – und am Altar sogar Witze machen kann.

 

„Es sollte nur eine kleine Familienfeier werden”, wispert William laut den von der BBC engagierten Lippenlesern seinem Schwiegervater Michael Middleton zu. Eine kleine Familienfeier mit 1900 geladenen Gästen in der Abbey, zwei Milliarden TV-Zuschauern und Millionen von Briten, die auf den Straßen mitfeiern.

Zu den Klängen des vertonten Psalms 122, „I Was Glad”, war Kate Middleton zuvor an der Seite ihres Vaters in die Kirche eingezogen. Dreieinhalb Minuten dauert dieser Gang. Ihr Vater muss heftig schlucken, während er seine Tochter durch die prächtige Kirche führt. Kate dagegen wirkt gefasst, sehr konzentriert, sie lächelt nur zaghaft, schreitet königlich.

Die Abbey ist unkonventionell geschmückt – mit extra für diesen Zweck ausgebuddelten Bäumen. Sie kommen aus Schottland, wo Kate und William sich kennengelernt haben. Die Queen, die die Zeremonie im sonnengelben Ensemble mit der üblichen reservierten Miene verfolgt, soll von dieser unkonventionellen Dekoration nicht begeistert gewesen sein.

Die Trauung selbst kommt gleich zu Beginn. Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury, spricht die berühmten Worte: „Wenn einer einen Grund kennt, warum ihr nicht den Bund der Ehe schließen könnt, so gestehe er es jetzt ein.” Um 12.15 Uhr ist es dann so weit: „William Arthur Philip Louis, willst du diese Frau zu deiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen? Wirst du sie lieben, trösten, ehren und zu ihr stehen in Krankheit und Gesundheit, und nur ihr gehören, so lange ihr lebt?” „I will”, antwortet William mit fester Stimme. Auch Kate spricht das Gelöbnis, ihre Stimme klingt leiser: „I will”.

Eine kleine Panne gibt’s beim Ring-Anstecken: William bekommt den aus walisischem Gold geschmiedeten Ring zunächst nicht über den Finger seiner Braut. Er selbst will keinen Ring tragen. Nach der Trauung wirken beide gelöster – beim Singen lächeln sie einander an, tauschen lange Blicke. Trotzdem: So emotional wie im dänischen oder niederländischen Königshaus werden Trauungen im britischen Königreich nie sein.

Zum Schluss gab Richard Chartres, der Bischof von London, dem Paar Weisheiten auf den Weg: „Jeder muss dem anderen Raum und Freiheit geben.” Und: „Ihr braucht Verstehen und Verzeihen.” Nach dem Gottesdienst hat das Paar noch einen Moment in einer Seitenkapelle. Dort wird William seiner Braut noch einmal ganz alleine gesagt haben, wie schön er sie findet. 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.