Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens: Brandbrief an Kanzlerin Merkel

Dem Spitzenkoch reicht es: Hotels und Gastro zu schließen, "ist ein Bauernopfer und führt zu nichts" - was er stattdessen vorschlägt.
Kimberly Hagen |
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"Wir können alle mithelfen, Covid-19 verantwortungsvoll in den Griff zu bekommen": Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens zählt zu Deutschlands besten Küchenkünstlern.
"Wir können alle mithelfen, Covid-19 verantwortungsvoll in den Griff zu bekommen": Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens zählt zu Deutschlands besten Küchenkünstlern. © imago/argum

München - Er ist kein Lautsprech-Fernsehkoch, der das Rampenlicht sucht oder sonst wie mit den Töpfen klappert, um im Vordergrund zu stehen. Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens (52), bekannt für seine Spitzenküche im Seehotel Überfahrt in Rottach-Egern am Tegernsee und sein zurückhaltendes Wesen, platzt selten der Kragen seiner Kochjacke. Jetzt ist es aber so weit.

Sterne-Koch Christian Jürgens wütend: "Millionen von Arbeitsplätzen sind bedroht"

Den ersten Lockdown hat er mehr oder weniger stoisch ertragen, jetzt im Lockdown-light-Modus inklusive der erneuten Schließung der Hotel-und Gastro-Branche macht er seinem Ärger Luft. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten, den er auch auf Instagram veröffentlicht hat, schrieb er die Verantwortlichen kurz vor der Ministerpräsidentenkonferenz an.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

In seinem Brief heißt es: "Die Maßnahmen, Hotellerie und Gastronomie zu schließen, ist ein Bauernopfer und führt zu nichts. Im Gegenteil: Millionen von Arbeitsplätzen sind bedroht, viele Gastronomen werden an den Rand der Insolvenz gebracht oder viele werden in naher Zukunft ihre Betriebe schließen müssen."

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Gastlichkeit und Genuss: "Elementares Bedürfnis"

Christian Jürgens' Argument gegen den Gastro-Lockdown: "Durch die veranlasste Schließung werden verstärkt die sozialen Kontakte ins häusliche Umfeld verlegt, dort herrschen keine Hygienekonzepte und findet auch keine Kontrolle über die Anzahl der Kontakte statt." Gastlichkeit und Genuss zu erleben und sich mit anderen Menschen zu treffen, sieht der Sterne-Star als "elementares Bedürfnis der Menschen".

Aber: "Um die Pandemie einzudämmen, muss an den Stellen, wo die Infektionsketten hoch sind, ein Lockdown erfolgen und nicht die Bereiche geschlossen werden, die anhand der belegten Zahlen nicht maßgeblich sind." Die Gastro-Schließung nennt er eine Maßnahme, die "ins Leere läuft".

Großen Zuspruch bekommt Jürgens auf Instagram

Sein Vorschlag an die Politiker: "Nehmen Sie den Schulterschluss mit einer der stärksten Branchen in Deutschland an und lassen uns Seite an Seite diese große Herausforderung zum Wohle aller in den Griff bekommen."

Großen Zuspruch bekommt Christian Jürgens auf Instagram von vielen Sterne-Kollegen Sven Elverfeld, Cornelia Poletto ("Das gesagt, was alle denken"), Karlheinz Hauser, Christian Bau ("Bravo und danke!") und Tohru Nakamura. Jürgens' Fazit: "Wir können gemeinsam alle mithelfen, Covid-19 verantwortungsvoll in den Griff zu bekommen."

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3 Kommentare
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  • Fußball-Fan am 17.11.2020 08:22 Uhr / Bewertung:

    Der Starkoch soll sich mal nicht so aufspielen. Millionen von Menschen geht es momentan schlecht. Restaurants sind nicht systemrelevant. Viele sind nur zu faul zu Haue zu kochen. Und die Restaurants bekommen schon Hilfe, wovon andere Mitmenschen nur träumen können.

  • MichiK am 17.11.2020 13:25 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Fußball-Fan

    1. Ich finde nicht, dass er mit einem offenen Brief sich "aufspielt". Auch er hat das Recht, seine Meinung zu sagen. Er trägt auch Verantwortung für viele Köche und Servicepersonal - genau ein Teil von jenen von Ihnen angesprochenen Millionen, denen es momentan eben auch schlecht geht - hoffentlich weniger medizinisch, dafür aber bestimmt finanziell (was sich dann aber leider auch psychisch schlecht auswirken kann.
    2. Wenn die Restaurants mit Ihren funktionierenden Schutz- und Hygieneplänen weiterhin im Betrieb wären, würden sie auch keine oder definitiv weniger Hilfe in Anspruch nehmen müssen, was dann wiederum für Andere zur Verfügung stünde ("...wovan andere Mitmenschen nur träumen können.")

  • zOTTEL am 17.11.2020 13:43 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Fußball-Fan

    Widersprechen muß ich, dass ich nicht finde, dass Herr Jürgens sich "aufspielt" und die Branche der Restaurants erstens nicht so hohe Zuwendungen bekommt, wie z.B. die Lufthansa und zweitens die DEHOGA durch vorschnelle Verhandlungen mit Versicherungen den Auszahlungssatz der Ausfallsversicherungen runterverhandelt hat, sodaß Gastronomiebetriebe zusätzlich zu mangelnden Einnahmen, erarbeiten neuer Konzepte parallel noch an Klagen arbeiten müssen.
    Wo ich ihnen Recht gebe, ist, dass es außerhalb der Gastronomie reichlich leidende Menschen existieren, wo der Focus mindestens genauso drauf gelegt werden muß!

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